Frauenleiche im See: Lokalaugenschein im Schilfgürtel

Frauenleiche im See: Lokalaugenschein im Schilfgürtel
Alfred U. zeigt Ermittlern, wo er die 30-jährige Ungarin getötet und entsorgt habe.

Alfred U. zeigt Ermittlern, wo er die 30-jährige Ungarin getötet und entsorgt habe. Montagvormittag herrscht sengende Hitze am Steppensee in Rust. Gespannt warten Beamte des Landeskriminalamts sowie Journalisten auf einen der derzeit wohl bekanntesten Häftlinge des Landes: Der 63-jährige Alfred U. kehrt gegen Mittag an jenen Ort am Neusiedler See zurück, wo er Ende März die Leichenteile einer ungarischen Prostituierten versenkt haben soll.

Alfred U. tut sich schwer beim Aussteigen aus dem Justizwachebus. Aufgrund einer Erkrankung humpelt der Verdächtige in Handschellen unter Aufsicht von Polizei, Staatsanwältin und Richterin zuerst zu jener Seehütte, die er einst geerbt hatte. Kurz darauf geht es mit dem Feuerwehrboot zu jener Stelle, bei der sich der Verdächtige der Leichenteile entledigt haben soll.

Begleitet wird er von seiner Rechtsanwältin Astrid Wagner. „Mein Mandant war sehr kooperativ – er ist ja geständig. Er wirkte gefasst und hat bereitwillig Auskunft gegeben“, sagt Wagner.

Leichenteil „vergessen“

Bereits am Morgen war U. zur Tatrekonstruktion von der Justizanstalt Eisenstadt in seine Wohnung in die Jägerstraße in Wien-Brigittenau zurückgekehrt. Dort soll er sein Opfer nach einem Streit erwürgt und ihre Leiche zerstückelt haben. Mit den Leichenteilen fuhr U. nach Rust, um sie im See zu entsorgen. Weil U. aber einen Körperteil in der Wohnung vergessen habe, habe er diesen später in seiner Tiefkühltruhe eingefroren. „Er hatte sich dann gedacht, dass er sie später kosten werde“, sagt Wagner. Doch dazu sei es nicht gekommen.

Am 13. April entdeckte ein Schilfschneider den Torso der Frau im See. Am selben Abend bargen Taucher der Cobra den Kopf, später fanden sie weitere Leichenteile.

14 Tage später klickten für Alfred U. in Wien die Handschellen – dank akribischer Ermittlungen des Landeskriminalamts Burgenland. Obwohl der gebürtige Burgenländer die Leichenteile gar nicht in seine Hütte in der Ruster Seesiedlung „Romantika“ gebracht hatte, eruierten die Beamten sämtliche Besitzer der Hütten. Und dabei stießen sie auf Alfred U., der laut Staatsanwaltschaft ein „massiv einschlägig getrübtes Vorleben im Bereich der Gewalt und des Sexualverbrechens“ aufweist. Ende 2016 wurde er aus dem Maßnahmenvollzug entlassen.

Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft Wien. Das psychiatrische und das gerichtsmedizinische Gutachten sind noch ausständig.

Mit einem anderen ungeklärten Mordfall an einer Prostituierten im nahen St. Margarethen von 1993 will U. allerdings nichts zu tun haben. „Er sagt immer, das war er nicht“, erklärt Wagner.

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