Aber auf Dauer werden Sie von den Fotobüchern alleine nicht leben können.
Wir haben 4.000 Mitarbeiter, das ist unsere Innovationsabteilung. Jeder kann Ideen geben. Wir haben einmal pro Jahr einen Innovationstag und schauen, was die Märkte bewegt. Wenn viele nachdenken, dann bringt das viel. Wir haben zum Beispiel dieses Jahr neu große Fotobücher mit Echtleder- und Leineneinbänden. Wenn einer eine Weltreise oder eine Safari macht, dann kommt es auch bei einem sehr großen und wertigen Fotobuch auf den Preis nicht mehr an.
Setzen Sie sich mit neuen Technologien auseinander?
Wir forschen auch, wie wir mit Hilfe von künstlicher Intelligenz bessere Angebote für Smartphone-Fotos machen können. Mit Gesichts- und Objekterkennung können Sie nach „Thomas“ und „Skistecken“ suchen und bekommen sofort die gesuchten Fotos. Wir haben einmal versucht, aus 1.000 ausgedruckten Fotos ein paar bestimmte herauszusuchen, wir haben nach 15 Minuten aufgegeben. Mit unserem Programm Cewe Myphotos haben Sie die in Sekundenbruchteilen.
Da kommen wir jetzt zum Thema Datenschutz. Orts- und Gesichtserkennung gefällt nicht jedem.
Wir sind transparent, wo wir künstliche Intelligenz nutzen. Man muss das auch wirklich anklicken, sonst ist die Funktion nicht da. Wer künstliche Intelligenz nicht mag, kann es sein lassen. Man muss die Menschen bei dem rasenden Fortschritt mitnehmen. Das versprechen wir auch in unserer Kundencharta.
Archivieren Sie die Fotos für spätere Nachbestellungen?
Bei uns werden die Daten nach sechs Wochen gelöscht. Wir löschen sie nicht gleich, falls ein Buch verloren geht oder etwas nicht schön war. Die Herstellung ist auch weitgehend anonym, erst am Schluss kommt der Name auf die Verpackung. Die Mitarbeiter haben Datenschutzerklärungen unterschrieben. Wenn Sie tausende Fotos pro Tag sehen, sehen Sie nur noch Menschen, aber nicht mehr, wer oder was da drauf ist. Es gibt klare Regeln und die werden eingehalten. Die aufwendigen Bücher werden von der Qualitätsabteilung kontrolliert, bei den günstigeren gibt es Stichproben.
Kommt es trotzdem vor, dass Sie sich wundern, was für Fotos die Leute so schicken?
Ehrlich gesagt nein. Die Anlässe, wie Hochzeit, Urlaub oder Jubiläen, ähneln sich meist sehr. Was uns aber immer wieder begeistert, ist die Kreativität der Kunden bei der Gestaltung von Fotobüchern.
Wie wird sich das Fotografieren und der Umgang mit Bildern verändern?
Es ist sehr schwer hier in die Zukunft zu schauen. Vor zwölf Jahren gab es das Smartphone noch nicht und man hätte diese Entwicklung nicht vorhersehen können. Man kann nur sagen, dass klassische Spiegelreflexkameras einbrechen, auch Kompaktkameras gehen mehr und mehr zurück. Die Qualität der Smartphones wird immer besser, die sind heute besser als Kompaktkameras. Heute werden sowohl Kommunikationsfotografien als auch Erinnerungsfotos gemacht. Das Management der Datenmenge wird ein Zukunftsthema. Und Kundengruppen, die sich über große Ereignisse freuen und diese festhalten, wie Verlobung Hochzeit, Reise, Kinder. Auch Jahrbücher sind gefragt, in denen Menschen ein abgelaufenes Jahr dokumentieren.
Der Aktienkurs ist seit 2009 von 13 auf heute 102 Euro gestiegen, woher kommt die Entwicklung?
Der Aktienkurs ist die Beurteilung unserer Ergebnisse durch die Investoren an der Börse. Der beste Weg, ihn zu beeinflussen, sind gute Ergebnisse. Cewe wurde 1912 gegründet, ich bin der erst fünfte Unternehmenschef. Wir denken in Dekaden und lassen uns nicht vom Aktienkurs leiten. Die meisten Analysten haben Cewe jedenfalls auf „kaufen“.
Facts
Cewe ist laut eigenen Angaben Europas größter Fotodienstleister (Fotobücher, Geschenkartikel, Filmentwicklungen, Online-Druckaufträge) und hat den Sitz in Deutschland. Der Umsatz liegt bei 650 Millionen Euro, das Unternehmen hat 4.200 Mitarbeiter. Das Hauptgeschäft macht Cewe mit Fotobüchern. Das Unternehmen hat Standorte in Tschechien, Frankreich, Polen, Ungarn, Österreich und Großbritannien. Cewe gibt es seit über 100 Jahren, Vorstandsvorsitzender Christian Friege ist erst der fünfte Chef.
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