Lockdown im Herbst? Forscher hält Sieg Österreichs gegen Italien für "wahrscheinlicher"
Seit Wochen sinken die Corona-Neuinfektionen mittlerweile. Von Sonntag auf Montag gab es zum ersten Mal seit vergangenem Sommer wieder unter 100 Neuinfektionen in Österreich. Im ganzen Land heißt es: Wieder etwas aufatmen.
Doch laut Komplexitätsforscher Peter Klimek kommt garantiert eine vierte Welle, die Frage sei nur, wie stark sie wird und wie wir uns dieses Mal darauf vorbereiten.
"Dass wir es mit einer vierten Welle zu tun bekommen werden, war immer klar. Die Frage ist, ob diese Welle eine derartige Dynamik entwickelt, dass wir wieder bei den Intensivstationen in Bedrängnis kommen und wir wieder einschneidende Maßnahmen bekommen", sagte Klimek am Montag im Ö1-Mittagsjournal.
Neuer Lockdown?
In der "ZiB2" war der Forscher wieder zu Gast, und erklärte dort, was er von den geplanten Öffnungsschritten hält.
Was die Abschaffung der Maskenpflicht betrifft, sagte Klimek, man sollte jedenfalls noch eine Schutzebene behalten - und die sei gegeben durch die 3-G-Regel. Überall da, wo sie gilt, könne man auf die Maske verzichten.
Die Öffnung der Nachtgastronomie bereitet ihm weniger Sorgen: Das Entscheidende sei, dass es rundherum Maßnahmen gibt, die vermeiden, dass die Infektionen sich rasch weiterverbreiten.
Überhaupt plädiert er dafür, nicht die Fehler des Vorjahres zu wiederholen: Damals wurde weiter geöffnet, obwohl die Infektionszahlen schon wieder am Steigen waren. Das Credo: Vermeiden, dass es über Wochen hinweg zu größeren Anstiegen kommt. Momentan seien die Fallzahlen ja sehr niedrig.
Dass die vierte Welle im Herbst einen neuen, generellen Lockdown zur Konsequenz hat, glaubt der Komplexitätsforscher offenbar nicht so recht. "Ich halte einen Sieg für Österreich gegen Italien für wahrscheinlicher", sagte er angesichts des Einzugs der Nationalelf ins Achtelfinale der Fußball-EM.
Reiseaktivitäten
Zurück zur Delta-Variante: Wie stark man dagegenhalten müsse, sei derzeit nicht klar, dafür würden die Daten in Österreich noch fehlen, erklärte Klimek mittags im Ö1. Er verglich die derzeitige Phase mit der im Jänner, als sich die britische Variante ausbreitete.
Wie stark die Delta-Fälle in Österreich steigen werden hänge laut Klimek auch viel von Reiseaktivitäten ab. Daraus könne man jetzt jedoch noch nicht ableiten, wie viel schneller sich die Variante ausbreiten wird.
"Impfung allein reicht nicht"
"Wir werden aber auch im Sommer mit einem stetigen Wachstum dieser Variante zu rechnen haben. Das wird nicht von heute auf morgen passieren. Aber wir müssen schon jetzt planen, wie wir dann auf diese Variante reagieren. Weil wir sind mit der Impfung jetzt noch nicht weit genug, das nur mit der Impfung kontrollieren zu können. Das heißt, wir werden auch so noch etwas tun müssen", sagte Klimek.
Regionale Maßnahmen
Der Komplexitätsforscher weist dabei auf regionale Maßnahmen hin. "Die Möglichkeit, die wir haben, ist, dass wir lokal auf eine verstärkte Ausbreitung reagieren können." Die Lehre aus dem Herbst sollte laut Klimek sein, dass es gar nicht so weit kommen müsse, dass darüber diskutiert werden muss, ob die Intensivstationen überlastet werden oder nicht, wenn man frühzeitig mit regionalen Verschärfungen entgegensteuern.
Auch Michael Ludwig und SPÖ-Chefin Rendi-Wagner mahnten am Montag, aufgrund der Delta-Variante, vorsichtig zu sein. Die Verbreitung der neuen und ansteckenderen Variante sei nur schwer einzuschätzen, sie fordern daher auch, dass die Maskenpflicht nicht fällt.
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