Die wichtigste Lehre zog die Gemeinde in einer Stellungnahme gegenüber dem Landesrechnungshof vielleicht selbst. Nämlich, dass "derartige Großveranstaltungen mangels fachspezifischer Kenntnisse in sämtlichen Abwicklungsbereichen Risiken für die öffentliche Hand beinhalten". Diese sollte daher "lediglich beratend und unterstützend" auftreten. Das Fazit spricht Bände.
Dass die Investitionskosten für Adaptierung der Sportanlagen und weiterer Infrastruktur aus dem Ruder gelaufen sind, war bereits hinlänglich bekannt. 2015 hat der Gemeinderat in Seefeld seinen Beitrag noch per Beschluss auf 4,5 Millionen Euro gedeckelt. Zum Zeitpunkt der Überprüfung durch den LRH beliefen sich die die Aufwendungen für den Ort auf 8,8 Millionen Euro.
Und die Gesamtkosten könnten sich auf 15,5 Millionen Euro erhöhen, heißt es in dem Bericht. Der Gemeinde droht nämlich eine Rückzahlung der Förderungen vom Bund.
Kosten verdoppelt
Wie schon so oft in der Vergangenheit bei großen Sportevents wurden Kosten im Vorfeld zu niedrig angesetzt. Die Landesregierung ging als Co-Finanzier 2014 von gesamthaften Investitionskosten in Höhe von 15 Millionen Euro aus, am Ende waren es 31,2 Millionen Euro.
Dass die Gemeinde sich überhaupt in dieses Abenteuer stürzte und dafür den Sanktus bekam, ist bemerkenswert. Die Aufsichtsbehörde hatte bereits 2016 und später erneut Bedenken geäußert, dass die Haftungen von Seefeld sehr hoch waren. Erneute Haftungen für Darlehen für die Ski-WM waren nur möglich, da sie per Weisung vom damals für Gemeinden zuständigen ÖVP-Landesrat Johannes Tratter ermöglicht wurden.
Der Stauts quo für Seefeld, immerhin einer der größten Tourismusorte des Landes, ist wenig rosig. Neben neun Millionen Euro Finanzschulden haftet die Gemeinde noch für 36 von insgesamt 61 Millionen Euro an Verbindlichkeiten von Tochter-Unternehmen, die vor allem sportlich-touristische Infrastruktur umfassen.
Ins Gewicht fallen dabei vor allem das Sport- und Kongresszentrum mit Hallenbad und Sauna (18,2 Millionen Euro Haftungen) und eben die WM-Sportanlagen Gmbh (9 Millionen Euro). Aufgrund der angespannten Finanzlage stand zuletzt bereits im Raum, dass die Gemeinde nach dem Winter das anlässlich der Olympischen Winterspiele 1976 errichtete Hallenbad schließt.
Hallenbad-Schließung
Damit müsste also die Bevölkerung der Gemeinde und des Umlandes die Finanzprobleme ausbaden. "Das wir die neue Gemeindeführung entscheiden müssen", so Vize-Bürgermeister Andreas Steiner, der die Gemeinde nach dem Rückzug des Bürgermeisters derzeit interimistisch führt.
Auf die Frage, ob sich Seefeld mit der nordischen Ski-WM überhoben hat, meint er lediglich: "Das kann jeder selbst interpretieren. Die Finanzlage sagt vieles aus." Die stellt sich laut Steiner folgendermaßen dar. Die Gemeinde werde heuer zwar ein Plus von 1,8 Millionen Euro machen. "Aber wir müssen jedes Jahr rund 3,5 Millionen Euro an unsere Betriebe zahlen. Das kann sich die Gemeinde nicht mehr leisten."
Jedes Jahr müssten laut dem Vize-Bürgermeister zwei Millionen Euro eingespart werden. "Da geht mir der Schmäh aus." Zusätzlich gäbe es bei der Infrastruktur einen Investionsstau. Den ortet auch der Landesrechnungshof. Dabei wäre Seefeld grundsätzlich eigentlich nicht arm. Im Jahr 2022 hatte der Ort mit seinen rund 3.500 Einwohnern Einnahmen in Höhe von fast 20 Millionen Euro.
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