Fieberbrunn: Bund verteidigt Asylheim am Berg

Das zuletzt angegriffene Heim am Bürglkopf bleibt bestehen
Innenministerium hält an Bürglkopf fest. Ebenfalls umstrittenes Quartier in Thiersee wird zugesperrt.

Am Freitag war die Polizei im Flüchtlingsheim Bürglkopf im Tiroler Fieberbrunn nach wie vor mit den Einvernahmen der Bewohner beschäftigt. "Wir brauchen in vielen Fällen einen Dolmetscher. Außerdem gehen wir sehr sensibel vor", erklärt Polizeisprecher Manfred Dummer. Eine heiße Spur zu den Jugendlichen, die in der Nacht auf Mittwoch die Menschen in der abgeschiedenen Unterkunft zu Tode erschreckt haben, gibt es vorerst nicht.

Die Flüchtlinge nutzen den ausländerfeindlichen Vorfall, um ihren Unmut über die Abgeschiedenheit der Unterkunft auf rund 1400 Metern zu artikulieren. Einige hatten, wie berichtet, angekündigt, weder zu essen, noch zu trinken, bis sie verlegt werden. "Es befindet sich zur Zeit niemand im Hungerstreik", erklärt Karl-Heinz Grundböck, Sprecher des Innenministeriums, am Freitag. Und er verteidigte den Standort des Heims: "Als Bundesquartier ist das durchaus zumutbar." Die Betreuung durch den Bund dauere nämlich grundsätzlich nur drei Wochen. Bei einem KURIER-Lokalaugenschein hatte jedoch einer der rund 120 Bewohner gemeint: "Ich bin seit drei Monaten hier. Das macht mich psychisch kaputt."

Kritik an Tirol

Dass es solche Fälle gibt, hat laut Grundböck einen einfachen Grund: "Der Bund musste seine Kapazitäten seit Juli verdoppeln, weil die Länder – allen voran Tirol – ihre Quoten nicht erfüllt haben. Zur Zeit betreuen wir rund 3400 Leute. 2000 davon sollten schon längst in Länderbetreuung sein." Aus Platzmangel habe man auch den Bürgl-kopf übernommen. Das Land Tirol hatte das Flüchtlingsheim nach rund 20 Jahren im Sommer aufgelassen. Und zwar aufgrund der Abgeschiedenheit. Das Quartier liegt acht Kilometer vom Dorfzentrum von Fieberbrunn entfernt am Berg.

Ein weiteres Heim, das das Innenministerium zur Entlastung seiner Erstaufnahmezentren in Tirol eingerichtet hat, wird indes aufgegeben. Grundböck bestätigte, dass der im Dezember auslaufende Vertrag mit dem Hotel Post in Thiersee nicht mehr verlängert wird. Ebenfalls abgeschieden in einem Ortsteil der Gemeinde bei Kufstein gelegen, hatte sich im September Widerstand in der Bevölkerung geregt, als der Gasthof praktisch über Nacht zu einem Asylheim umfunktioniert wurde. Laut ÖVP hat Landeshauptmann Günther Platter auf das Aus der Bundeseinrichtung gedrängt.

Das man dem Begehren zustimmte, hat laut Grundböck aber nicht mit einem kleiner werdenden Quartiernotstand zu tun. "Das Land Tirol hat bis Jahresende 400 neue Plätze und die Erfüllung der Quote zu 100 Prozent zugesagt." Einige der Plätze könnten auch in Thiersee entstehen. Bürgermeister Hannes Juffinger hat am Freitag erneut bekräftigt, Flüchtlingsfamilien aufnehmen zu wollen – in kleineren Einheiten.

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