Feuerwehren immer mehr unter Druck

Bei Entstehungsbränden wie hier bei brennenden Gasflaschen sind in Österreich die Löschmannschaften aufgrund der hohen Feuerwehr-Dichte sehr rasch zur Stelle.
Freiwilligkeit bei den Organisationen gerät durch Wirtschaft und Bürokratie an ihre Grenzen.

In Kanada brannten zuletzt bei Waldbränden rund um die Stadt Fort McMurray 229.000 Hektar ab. 2400 Gebäuden wurden zerstört, 90.000 Menschen mussten flüchten. Das ist auch für Österreich vor dem Hintergrund des Klimawandels ein Thema. 48 Prozent Österreichs oder 8,4 Millionen Hektar sind Waldfläche. Gravierende Unterschiede gibt es aber beim Feuerwehrwesen.

In Kanada sollten 1500 Feuerwehrleute mit 120 Hubschraubern und 30 Löschflugzeugen die Flammen stoppen. Es war alles, was die Kanadier aufbieten konnten. Das sind ziemlich geringe Zahlen gegenüber dem, was österreichische Feuerwehren aufbieten: Im kleinen Österreich stehen 340.000 vollwertig ausgebildete Feuerwehrleute bereit.

Hohe Dichte

Allein in Niederösterreich gibt es 1719 Freiwillige Feuerwehren mit 97.484 Mitgliedern, davon 6291 Frauen. Pro Jahr bewältigen sie 67.000 Einsätze. Und das ist der Grund, warum der niederösterreichische Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner selbstbewusst sagt: "Derartige Katastrophen sind bei uns nicht vorstellbar." Jeder Waldbrand, so Fahrafellner, beginnt als Kleinbrand. Und dank der Dichte an Feuerwehren könne dieser auch rasch eingedämmt werden. Und das werde immer öfter notwendig, wie sein Sprecher Franz Resperger ergänzt: Im Vorjahr wurden die nö. Feuerwehren zu 570 Wald- und Wiesenbränden alarmiert. Im Jahr 2014 waren es nur 175. Dazu waren 913 Feuerwehren nötig, die mit 13.600 Einsatzkräften ausrückten.

Auch im Katastrophenfall ist alleine Niederösterreich in der Lage, wesentlich mehr Personal auf die Beine zu stellen als ganz Kanada. Resperger: "Dann können wir mit einer Vorlaufzeit von einer bis zwei Stunden 5800 Einsatzkräfte aufbieten und aus den Personalreserven laufend ergänzen."

Die Freiwilligen sind idealistische Bürger, die sich in der Urlaubszeit langwierigen Kursen an den Landesfeuerwehrschulen unterziehen. Sie stehen vor den selben Anforderungen wie die Kollegen von der Berufsfeuerwehr. Wer ein Atemschutzgerät anlegen will, muss einen Lehrgang absolviert haben. Wer Kommandant werden will, muss noch viel mehr Kurse haben.

Die Freiwilligkeit gerät aber auch in Österreich an Grenzen. Hochwassereinsätze müssen viele Freiwillige bei ihren Arbeitgebern oft als Urlaubstage verbuchen. Immer mehr Firmenchefs weigern sich, wegen dünner Personalreserven ihre Mitarbeiter während der Arbeitszeit zu Einsätzen zu entlassen. Und in Abwanderungs- und Pendlergemeinden wird es schwieriger, die "Tagesausrückungs-Bereitschaft" sicherzustellen.

Feuerwehren immer mehr unter Druck
Armin Blutsch, stellvertretender Bundesfeuerwehrpräsident
Können wir diese Freiwilligkeit noch erhalten? "Ja", glaubt Armin Blutsch, stellvertretender Bundesfeuerwehrpräsident. "Wir müssen aber sehr wachsam in jede Richtung sein." Blutsch fordert ein Umdenken bei den Unternehmern. Wohl verzichte die Firma zeitweise auf einen Feuerwehrmann, der zum Einsatz eilt. Aber durch sein soziales Engagement und durch seine zusätzliche Ausbildung bringe er der Firma einen Mehrwert.

Vorschriften

Außerdem fordert Blutsch den Gesetzgeber auf, auf als Schikane empfundene Regelwerke – etwa die Allergenverordnung oder Rauchervorschriften bei Feuerwehrfesten – zu verzichten. Blutsch: "Da besteht die Gefahr, dass die Leute einmal den Hut draufhauen." Die meisten einschlägigen Vorschriften kommen aus Brüssel. Blutsch: "Und dort kennt man halt die Freiwilligkeit österreichischer Prägung nicht."

Kommentare