Fehde im Hause Esterhazy: Die Retourkutsche des Chefs
Die „Entführung“ der Mutter von Stefan Ottrubay, die sich als freiwillige Heimreise in die Schweiz entpuppt hat, hat auch den Konflikt innerhalb des Hauses Esterhazy wieder angefacht.
KURIER: Herr Ottrubay, wo befindet sich Ihre Mutter jetzt?
Stefan Ottrubay: Sie ist in die Schweiz zurückgekehrt, wo sie hinwollte. Ich hatte noch am Tag ihres Verschwindens aus Eisenstadt am vergangenen Dienstag Kontakt mit der Familie. In einigen Tagen werde ich sie in der Schweiz besuchen.
Wo soll Ihre Mutter künftig leben, in der Schweiz oder im Burgenland?
Wir haben in der Familie vereinbart, den Vorfall als privates Thema zu behandeln und nicht weiter zu kommentieren.
War das jetzt eine Entführung oder schlicht eine Heimreise?
Ich möchte das nicht kommentieren. Die Behörden haben Nachforschungen angestellt. Wie sie die Ergebnisse qualifizieren, weiß ich nicht.
Hätte man diese Angelegenheit nicht anders lösen können?
Wenn eine enge Verwandte in ein Fahrzeug gezogen wird und man nicht weiß von wem und mit welcher Intention, ruft wohl jeder die Polizei. Es hätte auch sein können, dass sie von jemanden entführt wurde, der Lösegeld fordern wollte. Die Betreuerin meiner Mutter stand unter Schock und hat mich angerufen. Wir haben gemeinsam versucht zu rekonstruieren, was passiert ist und dann sofort die Polizei angerufen.
Sehen Sie eine Verpflichtung, sich an den Kosten des Polizeieinsatzes zu beteiligen?
Ich wurde in der Sache nicht kontaktiert und kenne auch die Gesetzeslage nicht. Deshalb möchte ich mich dazu nicht äußern.
Im Zuge dieses Disputs innerhalb der Familie Ottrubay ist der Konflikt mit Teilen der Familie Esterhazy wieder aufgebrochen, der zuletzt in den Hintergrund getreten schien...
Wir haben mit vielen Zweigen der Esterhazy ausgezeichnete Beziehungen. Dass zu Herrn Paul-Anton Esterhazy die tiefe Liebe nicht vorhanden ist, geht aufs Jahr 2001 zurück, als mich Fürstin Melinda gebeten hat, das Unternehmen Esterhazy zu modernisieren. Paul-Antons Vater Anton hat mich und die Fürstin schon damals massivst angegriffen. Er hatte zwar keine Bedeutung, fühlte sich aber als adeliges Familienoberhaupt. Ich habe mich mit Anton getroffen, bin ihm nach Budapest nachgereist, es hat aber alles nichts geholfen. Sein Standpunkt war, dass er der Chef sei und was die Erbin und Stifterin Melinda sagt, interessiere ihn nicht. Im 21. Jahrhundert geht das nicht mehr.
Am Ende geht es um die Macht über das Vermögen?
Das mag die Fantasie von Paul-Anton Esterhazy sein. Er scheint weder das österreichische Stiftungsrecht, noch das Gesellschaftsrecht oder die Privatstiftungen des Hauses zu kennen. Es gibt kein Eigentum und auch keinen Einfluss der Familie Ottrubay und kein Mitglied meiner Familie ist in irgendeiner Form dauerbegünstigt.
Wohin fließen die Erträge der Wirtschaftsbetriebe?
In die Erhaltung der historischen Baudenkmäler, die Finanzierung der kulturellen und touristischen Aktivitäten; demnächst steht das Hotel in Eisenstadt an. Aufgabe der Stiftungen ist es, dass die Wirtschaftsbetriebe für diese Zwecke zu arbeiten haben, nicht für Apanagen von Mitgliedern der Familie Esterhazy. Im Unternehmen Esterhazy hat niemand einen Gratis-Unterhalt. Kleine Zusprechungen für Nachkommen des letzten Fürstenpaares gibt es nur im Einzelfall, etwa für Ausbildung oder wenn die Pension nicht ausreicht. Paul-Anton möge sich wie jeder andere in den Arbeitsprozess integrieren, dann wird er keine Probleme haben, seinen Lebensunterhalt gut bestreiten zu können.
Sie streiten ja nicht nur medial, sondern auch vor Gericht. Wie viele Verfahren sind anhängig?
Von den ursprünglich neun sind acht rechtskräftig zu unseren Gunsten entschieden, ein skurriles ist noch anhängig. Paul-Anton behauptet mit Verweis auf einen Stiftungsbrief von 1688, dass ihm Burg Forchtenstein gehört. Im Frühjahr erwarten wir eine Entscheidung des Landesgerichts Eisenstadt.
Sie haben nach jahrelangem Rechtsstreit mit dem Land Burgenland einen Generalvergleich geschlossen. Ist das auch im Konflikt mit Esterhazy noch denkbar?
Ich stehe nicht in Konflikt mit Teilen der Familie Esterhazy, aber sie bedrängen seit Jahren die Stiftungen. Wenn man die alte Adelswelt leben will, soll man es privat machen oder nach Wien gehen. Die Touristen suchen nach Sisi und Kaiser Franz Joseph.
Sie sind 65, haben Sie schon einen Nachfolger im Blick?
Nein, ich werde sicher noch ein paar Jährchen machen.
Entführung oder freiwillige Reise: Staatsanwalt ermittelt noch
Eisenstadt. Das Verschwinden der Mutter von Stefan Ottrubay sorgte vor einer Woche über Österreichs Grenzen hinaus für Aufsehen und fachte den zuletzt auf kleiner Flamme köchelnden Konflikt im Hause Esterházy erneut an.
Die 88-jährige Magdolna Ottrubay war am vergangenen Dienstagnachmittag mit ihrer Pflegerin in Eisenstadt unterwegs, als zwei Limousinen stoppten. Ein Mann und zwei Frauen stiegen aus, drängten die Pflegerin zur Seite, setzten Magdolna Ottrubay in ein Auto und fuhren davon. Die Alarmfahndung der Polizei mit rund 100 Beamten brachte nichts. Wenige Stunden später meldete sich eine Tochter von Magdolna Ottrubay bei der Tiroler Polizei: Ihre Mutter sei bei ihr und wohlauf. Man war auf dem Weg zurück in die Schweizer Heimat.
Die Polizei geht davon aus, dass Magdolna Ottrubay freiwillig und ohne Zwang mit ihrer Tochter mitgefahren ist. Darauf würden alle bisherigen Aussagen hindeuten – auch die der Pflegerin und eines Augenzeugen der „Entführung“. Magdolna Ottrubay habe sich in Eisenstadt nicht wohlgefühlt, weil sie im Burgenland niemanden kenne, hieß es.
Ob die Causa ein juristisches Nachspiel hat, ist weiter offen. Gegen die Tochter von Magdolna Ottrubay und deren Begleiter laufe nach wie vor ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Freiheitsentziehung (§ 99 StGB) und der Nötigung (§ 105), sagte Roland Koch von der Staatsanwaltschaft Eisenstadt am Montag. Es gilt die Unschuldsvermutung.
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