Fastentagebuch: Wie zwei KURIER-Redakteurinnen ihre Gewohnheiten ändern

Frau riecht an Schokolade
Lift fahren ist tabu, ebenso das Croissant fürs schnelle Frühstück. Weshalb sich zwei KURIER-Redakteurinnen während der Fastenzeit in Verzicht üben.

Kein Kuchen, dafür mehr Treppen steigen. Sie meinen, das sei ein schräger Austausch? Ja, wahrlich.

Aber wir, zwei KURIER-Redakteurinnen aus dem Chronik-Ressort, haben am Aschermittwoch Vorsätze gefasst: Die eine meidet während der Fastenzeit Aufzüge, Rolltreppen und sonstige gemütliche Aufstiegshilfen. Die andere macht einen Bogen um alles, wo Zucker drin sein könnte.

Weshalb wir uns das antun - und unserer Umgebung zumuten, denn Verzicht auf Gewohnheiten kann sich auf die gute Laune auswirken - berichten wir in regelmäßigen Abständen in unserem Fastentagebuch

Anna Perazzolo: 46 Tage ohne Aufzug und Rolltreppe

Bewegung in den Alltag integrieren - klingt das nicht herrlich einfach? Mehr Wege zu Fuß zurücklegen, öfter vom Schreibtisch aufstehen, vielleicht noch ein paar Dehnübungen? Ja, klappt vielleicht bei anderen Menschen. Bei mir aber nicht. Was ich brauche ist Druck.

Und zwar der Druck, nicht vor Ihren Augen, liebe Leserinnen und Leser, zu versagen. Der KURIER-Rundruf nach Freiwilligen, die bis Ostern fasten wollen, kam also wie gerufen. Seitdem wird auf Aufzüge und Rolltreppen verzichtet. 

Und wie sieht die Bilanz nach einer Woche aus? 

Schlecht, würden manche sagen. Verbesserungswürdig, denke ich mir. Denn schon zweimal habe ich das Fasten gebrochen. Zum ersten Mal gleich am Aschermittwoch.

Fastentagebuch: Wie zwei KURIER-Redakteurinnen ihre Gewohnheiten ändern

Anna Perazzolo wählt Treppen statt des Aufzugs

In mir lebt nun mal ein Gewohnheitstier: Normalerweise beschreite ich den Weg zum Büro mit verschlossenen Augen - inklusive Aufzug in den dritten Stock. An Tag 1 der Fastenzeit aber habe ich mich besonders auf meinen Arbeitsweg konzentriert und erfolgreich alle Rolltreppen und Aufzüge gemieden.

Ein Fauxpas, (k)ein Geheimnis 

Zu Fall brachte mich erst der Rückweg vom Mittagessen. Wie jeden Tag bin ich gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen in den Aufzug gestiegen. Bemerkt hat das keiner von uns. Erst Stunden später, als die Chefin erklärte, dass das Fastentagebuch in der Zeitung angekündigt werde, kam die Erleuchtung. 

Der  Schock  saß so tief, dass der kleine Fauxpas kurzerhand verheimlicht wurde. Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, vertraue ich mein Geheimnis aber an, ich weiß doch, dass Sie es für sich behalten können. Nach dem holprigen Start wurde aber  weiter gefastet – noch konzentrierter. 

Der zweite Fastenbruch  geschah deshalb mit Absicht. Was ich nämlich erst durch diesen Versuch gelernt habe: dass man in den Stiegenhäusern der U-Bahn-Stationen fast immer allein ist. Vor allem dann, wenn es viele Stufen sind. 

Warum ich mir selbst verzeihe

Zeit für mich zu haben, stört mich normalerweise auch nicht. Samstagnacht um drei Uhr aber werden die  Winkel der U-Bahn-Stiegenhäuser schnell zu Angsträumen. Allein sein fühlt sich dort nicht gut an, da helfen auch die Kameras nicht. Auf dem Nachhauseweg von einer Party habe ich mich deshalb  für die gut ausgeleuchtete Rolltreppe entschieden, die ich mit ein paar anderen geteilt habe. 

Diesen Fastenbruch verzeihe ich mir aber kurzerhand  einfach selbst. Dass die nächsten Wochen  weniger holprig verlaufen, wünsche ich mir trotzdem.

Zucker ist die einfachste Form von Kohlenhydraten und eine schnelle Energiequelle. Zudem aktiviert er das Belohnungssystem und schüttet Dopmin aus. Wird der Konsum reduziert, kann der Körper mit Entzugstendenzen reagieren. „Müdigkeit, Reizbarkeit und Heißhunger können auftreten – je nachdem, wie oft Zucker konsumiert wurde“, so Saathen. Der Körper müsse lernen, alternative Energiequellen zu nutzen, da er an die schnelle Verfügbarkeit gewöhnt sei. Langfristig hat der Verzicht positive Effekte: „Die Haut verbessert sich, der Blutzucker bleibt stabiler, da die Energie gleichmäßiger aufgenommen wird“, sagt die Expertin. Ein Gewichtsverlust sei jedoch nicht garantiert, da Zucker oft durch andere Nahrungsmittel ersetzt werde.

Elisabeth Holzer-Ottawa: Alltag ohne Süßes 

Ich könnte hier behaupten, ich würde mir das nur um der guten Sache willen antun. Sprich, die Redaktion hat Freiwillige gesucht, die in der Fastenzeit Verzicht üben und ich wäre, altruistisch wie ich nun mal bin, in die Bresche gesprungen.

Stimmt aber nicht, jedenfalls nicht ganz. In der Fastenzeit ohne Zucker in all seinen herrlichen Darreichungsformen auszukommen, gehört bei mir seit ein paar Jahren zur Routine - oder jedenfalls der Versuch, das bis Ostern zu schaffen. Dabei geht es  - zugegeben - um das Einsparen  von Kalorien. Aber auch um den Lerneffekt, sich wieder auf etwas zu freuen, das sonst im Überfluss vorhanden ist - Zucker.

Und zwar nicht nur in der offensichtlichen Form von Schokolade, Kuchen oder Gummibären, sondern:  Gebäck aus Weißmehl wird auch gestrichen, das  löst bei mir nämlich erst recht wieder Gier nach Zucker aus. Also weg damit.  Und damit nicht eine Gier durch andere ersetzt wird, müssen auch die Chips weichen.

Aber da mein inneres Faultier schwer wiegt ( wer meinen Hürdenlauf im KURIER begleitet, weiß das), ist ein bisschen zusätzlicher Druck von außen mittels Offenlegung im Tagebuch gar nicht so übel.

Fastentagebuch: Wie zwei KURIER-Redakteurinnen ihre Gewohnheiten ändern

Für Elisabeth Holzer-Ottawa ist Kuchen derzeit gestrichen 

Und wie lief die erste Woche?

Tag X, Aschermittwoch: Voll motiviert. Bis Problem 1 auftauchte: Das geliebte Croissant zum Frühstück oder schnelle Weckerl zu Mittag? Das spielt es nicht mehr. Bin ich aber so gewöhnt, weil es in meiner Außenstelle in der Grazer Redaktion im Gegensatz zu Wien keine Kantine gibt, die etwas halbwegs Nahrhaftes schnell auf den Mittagstisch bringen würde. 

Hier muss noch an einer Lösung gearbeitet werden, jeden Tag Hüttenkäse kann es dann auch nicht sein. Ich werde um das Vorkochen also nicht herumkommen.

Problem Nummer 2, das Snacken abends vorm TV oder beim Lesen: Bisher eben Süßkram genascht – und das fehlt, auch wenn es meist nur Wassereis war (der Figur wegen).

Aber auch das ist tabu derzeit, ich versuche es mit Himbeeren. Nun ja, gesund ist es. Aber ich mag Obst eigentlich nicht. Meine Laune? – Befragen Sie dazu mal meinen Mann.

Zucker ist die einfachste Form von Kohlenhydraten und eine schnelle Energiequelle. Zudem aktiviert er das Belohnungssystem und schüttet Dopmin aus. Wird der Konsum reduziert, kann der Körper mit Entzugstendenzen reagieren. „Müdigkeit, Reizbarkeit und Heißhunger können auftreten – je nachdem, wie oft Zucker konsumiert wurde“, so Saathen. Der Körper müsse lernen, alternative Energiequellen zu nutzen, da er an die schnelle Verfügbarkeit gewöhnt sei. Langfristig hat der Verzicht positive Effekte: „Die Haut verbessert sich, der Blutzucker bleibt stabiler, da die Energie gleichmäßiger aufgenommen wird“, sagt die Expertin. Ein Gewichtsverlust sei jedoch nicht garantiert, da Zucker oft durch andere Nahrungsmittel ersetzt werde.

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