Fastentagebuch zweier KURIER-Redakteurinnen: Halbzeit mit Hürden

Eine KURIER-Redakteurin verzichtet derzeit auf Zucker - in jeglicher Form
Zwei KURIER-Redakteurinnen aus dem Chronik-Ressort, haben am Aschermittwoch Vorsätze gefasst: Die eine meidet während der Fastenzeit Aufzüge, Rolltreppen und sonstige gemütliche Aufstiegshilfen. Die andere macht einen Bogen um alles, wo Zucker drin sein könnte.
Mehr als drei Wochen sind seitdem vergangen. Eine Zwischenbilanz:
Elisabeth Holzer-Ottawa: Von Fehlschlägen und was daran schuld war
Halbzeit ist’s. Immerhin, die Zeit verging schneller als gedacht. Allerdings nicht ohne Ausrutscher und daran ist nur die steirische Politik schuld. Aber dazu später.
Grundsätzlich läuft es ja seit Aschermittwoch ganz gut bei mir. Seit mehr als drei Wochen keine Schokolade, keine Gummibärlis und keine Schokoschnecke gegessen, aber gekauft, zumindest jene Sachen, die haltbar sind und aufbewahrt werden können. Nennen Sie mich ruhig Masochistin, aber es ist für mich eine Methode, zu sehen, wie viel Süßkram ich eigentlich gewöhnlich so nebenbei verspeise.
Nachgezählt
Was kam da also bisher zusammen? Zwei Schachteln Überraschungseier (liebe ich), drei Familienpackungen Eis (liebe ich mehr und war grad im „Nimm mehr, zahl weniger“-Angebot, ein ganz fürchterlicher Trigger für mich), zwei Schachteln Toffifee (liebe ich am allermeisten) sowie Marzipanriegel (Lieblingssünde) – da gab es grad Rabatt beim Einkauf von Süßigkeiten, auch so eine Verlockung, der ich nicht widerstehen kann.

Elisabeth Holzer-Ottawa muss Ausrutscher gestehen
Dazu müsste man dann zumindest noch drei Croissants (Samstagsfrühstück) und zwei Tortenstücke rechnen, deren Zuckerschub mich üblicherweise durch jeden Spätdienst leitet. Ergibt also, ohne nachgerechnet zu haben, sicher ein paar Tausend eingesparte Kalorien, ein angenehmer Begleiteffekt der Fastenübung.
Dann kam der Wahltag. Die steirischen Gemeinderatswahlen mussten natürlich ausgerechnet in die Fastenzeit fallen. Schon klar, das war keine Absicht und keine Spitze gegen mich persönlich, aber wirklich: Ein langer Wahltag samt Online-Ticker und Analysen hinterher – ohne Zucker und ohne salziges Gebäck, das ich eigentlich auch seit Aschermittwoch vom Speiseplan verbannt hatte? Geht gar nicht.
Kurz: Der 23. März bescherte nicht nur so mancher Partei ein Minus, sondern auch mir einen Rückschlag in Form von Schokokuchen und Käsestangerln. Wie sagen Politiker an Wahlabenden so schön? „Wir werden das in den Gremien analysieren.“ Nach eingehender Beratschlagung mit mir selbst halte ich hiermit also fest: Stress und Gewohnheiten ändern verträgt sich nicht.
Anna Perazzolo: Ist ein Hubschrauberflug ein Fastenbruch?
Vergangene Woche wurde mir die Erfolgsmeldung an dieser Stelle verwehrt. Natürlich, man könnte sagen, dass ich selbst schuld war. Aber wie sollte man schon wissen, dass ein Einkaufszentrum nur ein verstecktes Stiegenhaus hat?
Naja, jetzt wissen wir es. Und ganz so selten ist das anscheinend gar nicht. Auch bei manchen U-Bahn-Ausgängen sind die Treppen nur der sekundäre Ausweg, die Stiegenhäuser mit Alarm gesichert.
Und wer mich kennt – und Sie, liebe Leserinnen und Leser dürften mich mittlerweile kennen –, weiß, dass ich vor Peinlichkeiten eigentlich nicht zurückschrecke. Die Blöße einer Alarmauslösung muss ich mir dann aber doch nicht unbedingt geben. Und deswegen wird im Notfall eben die Rolltreppe hinauf oder hinunter gestapft. Passiert ist das vergangene Woche zwei Mal – so ehrlich muss ich wohl sein.
Sooo viele Stufen
Aber egal. Während dieses Experiments haben wir schließlich bereits gelernt, dass sich selbst zu vergeben wichtig ist. Und was ist neben der Vergebung noch wichtig?
Genau, Vergeltung. Natürlich gilt das nur für diesen speziellen Fall, in jeder anderen Lebenssituation ist davon abzuraten. Den Teil mit der Vergeltung also bitte nicht zu Hause nachmachen.
Mir aber hat die Vergeltung ein reines Gewissen beschert – und einen schönen Ausblick. Um die kleinen Rolltreppen-Fehler auszugleichen, bin ich während meines Köln-Trips auf den Turm des Domes gestiegen. Zum Verständnis: Die Aussichtsplattform liegt auf 97 Metern. Bis dahin sind es 533 Stufen. Ich wiederhole es noch einmal, um mich deutlich auszudrücken: 533 Stufen!

Im Hintergrund: Kölner Dom mit insgesamt 533 Stufen
Einen Aufzug oder eine Rolltreppe gab es nicht. Die Anfälligkeit für Fehler war also recht gering.
Oben angekommen – samt meinem mit aus zweiter Hand erworbenen Büchern vollgestopften Rucksack –, wurde also erst mal verschnauft und auf den Rhein geschaut. Meiner Begleitung fiel während dieses fast andächtigen Moments aber nichts Besseres ein, als darüber zu sinnieren ob, im Falle einer Übelkeit, die Bergung durch den Hubschrauber ein Verstoß gegen mein Fasten wäre.
Auf eine Antwort einigen konnten wir uns nicht.
Eine weitere KURIER-Redakteurin, Adisa Beganović, hat die letzten Tage des Ramadan hinter sich gebracht. Ihre Erfahrungen lesen Sie HIER.
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