Fahrerflucht auf der Piste: Rowdy verprügelt alten Mann

Nicht immer handelt es sich bei Fahrerflucht um Vorsatz
Innerhalb weniger Tage gab es mehrere Fälle von Fahrerflucht in Skigebieten. Die Täter sind kaum zu fassen.

Dass Patrick Schweighofer von der Inspektion Lech am Arlberg nach einem Skiunfall zu Erhebungen ausrücken muss, gehört für ihn zum täglichen Brot. Immerhin ist sein Revier ein Teil des größten Skigebiets in Österreich. "So etwas habe ich aber noch nie erlebt", sagt der Alpinpolizist zu einem Fall vom Donnerstag.

Dabei wurde eine 65-jährige Österreicherin von einem Snowboarder niedergefahren und dabei am Bein verletzt. "Als sich der Ehemann der Frau aufgeregt hat, ist der Snowboarder sofort handgreiflich geworden und hat dem 72-Jährigen mehrmals mit der Faust ins Gesicht geschlagen", erzählt Schweighofer. Der Pistenrowdy, vermutlich ein Deutscher, ergriff die Flucht.

Auf einer anderen Piste im Skigebiet kam es ebenfalls zu einer Kollision, bei der einer der Beteiligten Fahrerflucht beging. Es war bereits der fünfte Fall innerhalb von drei Tagen auf der Vorarlberger Seite des Arlbergs. Zum Teil erlitten die zurückgelassenen Skifahrer schwere Verletzungen – etwa eine 57-jährige Schweizerin, die am Dienstag niedergefahren wurde und dabei einen Bruch des Ober- und des Unterarms erlitt.

Die Fahndung nach dem Schuldigen verlief ohne Ergebnis, genauso wie die Suche nach einem "älteren Skifahrer im grünen Skianzug", der am Dienstag einen 51-jährigen Niederösterreicher angefahren hat. Der Mann wurde schwer verletzt. "Dass jemand davonfährt, nach dem er jemand niedergefahren hat, kommt leider immer öfter vor", hat Alpinpolizist Schweighofer das Gefühl. "Wir alarmieren in solche Fällen immer sofort die Pistenrettung und die Seilbahnen, um den Täter zu finden", erzählt der Beamte. Auch im Ort würden Personen kontrolliert, die der jeweiligen Beschreibung entsprechen.

Doch die fällt in der Regel dürftig aus. Im Falle des Pistenrowdys, der den alten Mann verprügelt hat, lief etwa die Suche nach einem Mann mit dunkelbraunem Helm, hellbrauner Jacke und dunkelbrauner Hose.

154 Pistenkollisionen hat es im heurigen Winter bereits auf Österreichs Skipisten gegeben, heißt es auf Anfrage beim Kuratorium für Alpine Sicherheit in Innsbruck. Wie oft es dabei zur Fahrerflucht eines der beteiligten kam, ist jedoch noch nicht ausgewertet. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass so etwas im Schnitt bei jedem fünften Zusammenprall passiert.

Neue Zählweise

Doch die Zahlen dürften sich im heurigen Winter nach unten entwickeln. "Wir haben bereits in der letzten Saison begonnen, nur mehr bei richtiger Fahrerflucht diese als solche zu erfassen", sagt der Tiroler Alpinpolizist Erwin Mariacher. "Oft passiert es, dass sich die Leute in der Aufregung nach einer Kollision gegenseitig versichern, dass alles passt und erst später merkt einer, dass er verletzt ist", erklärt der Polizist.

Auch solche Fälle wurden früher als Fahrerflucht gewertet und haben die Statistik dramatischer scheinen lassen, als sie ist.

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