Facebook-Privatfahndung: Oft hilfreich, rechtlich immer heikel

Corinna Glück fand über Facebook Lenker, der in St. Pölten ihr Auto demolierte
Posting wurde Verkehrsrowdy zum Verhängnis, gefilmter Taschendieb tauchte unter.

"Danke, Danke", schreibt die Karate-Sportlerin Corinna Glück aus Niederösterreich am 30. November auf Facebook erleichtert: Ihr tausendfach geteiltes Posting mit einem Bild des demolierten Autos führte innerhalb von zwei Tagen zur Ausforschung eines Lenkers, der ihren Wagen demolierte und Fahrerflucht begangen hatte. Nun muss sie die Reparatur, die mindestens 7000 Euro kostet, doch nicht selber zahlen.

Immer mehr Opfer von Verbrechen oder Verkehrsrowdys nehmen die Suche nach den Tätern oder ihrem Eigentum in die eigene Hand. Facebook bietet sich dafür als Medium an und wird großzügig genutzt.

Ausgeforscht

"Wir hatten den Wagen neu gekauft. Während mein Mann am 28. November bei einer Sitzung des Arbeitersamariterbundes St. Pölten war, hat ein weißer Wagen unser abgestelltes Auto gerammt und ist geflüchtet. Der Schaden wäre ein harter Schlag für eine junge Familie, die erst ein Haus gebaut hat", erzählt Glück. ASBÖ-Mitarbeiter hatten nur die Bezirks-Kennzeichnung am weißen Wagen erkannt. So stellte Glück Fotos ihres Autos auf Facebook. "Noch am selben Tag hat sich jemand gemeldet, den ich persönlich gar nicht kenne und weitere Ziffern des Kennzeichens nennen können."

"Das war hilfreich. Mit den zusätzlichen Ziffern konnten wir die Suche auf 50 Fahrzeuge eingrenzen und haben den Lenker schließlich ausgeforscht", bestätigt ein Polizist. "Ich bin dem Zeugen, den Beamten der Inspektion Traisenpark und allen, die den Aufruf geteilt haben, wirklich dankbar. Jetzt bleiben wir nicht auf den Kosten sitzen", sagt Glück.

Taschendieb

Einen ähnlichen Fahndungsversuch hat Markus P. gestartet: Als er Ende November in einem Tullner Gasthaus auf die Toilette ging, nützte ein Dieb die Gelegenheit und zog die Geldbörse aus der Jacke, die P. an der Garderobe hängen hatte.

Der Bestohlene ersuchte den Gastwirt um Fotos aus dessen Überwachungskamera, die auf den Schankraum gerichtet ist. Darauf erkennt man deutlich einen Mann, der sich an P.s Jacke zu schaffen macht. Mehrere dieser Bilder stellte P. auf Facebook und hofft, dass Hinweise auf den Täter eingehen. Das ist bisher aber noch nicht geschehen.

Frustriert griff auch ein Kremser zu dieser Methode. Unbekannte stahlen sein Mountainbike auf dem Dreifaltigkeitsplatz. Josef F. stellte am 28. November ein Bild des Rades auf Facebook. Allerdings mit wenig Hoffnung, es zurückzubekommen.

"Auch die Polizei hat Facebookseiten, mit denen sie das Medium für ihre Ermittlungen nutzt. Wenn wir eine Person abbilden, dann aber mit Anordnung der Staatsanwaltschaft. So etwas privat zu machen, ist heikel", meint dazu Silvia Strasser, Sprecherin des Bundeskriminalamts. Ihrer Meinung nach wäre es klug, eine solche Aktivität mit der Polizei abzusprechen. Auch, um sich medienrechtliche Probleme zu ersparen. Ein Verdächtigter, der ohne Justizauftrag geoutet wird, könnte privatrechtlich klagen.

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