Exkommunikation stellt Kirchenrebellen auf Prüfstand
Es ist ein Dogma der katholischen Kirche: Nur geweihte Priester dürfen die heilige Kommunion erteilen. An diesem Dogma hat die "Wir sind Kirche"-Vorsitzende Martha Heizer gerüttelt, in dem sie in einem Gebetskreis in Absam private Eucharistiefeiern zelebriert hat. Vor allem aber, weil sie das Abhalten dieser Messen 2011 öffentlich gemacht hat.
Heizer und ihr Mann sind dafür nun mit der härtesten Strafe des Kirchenrechts belegt worden. Innsbrucks Diözesanbischof Manfred Scheuer hat, wie berichtet, am Mittwoch festgestellt, dass das Ehepaar sich mit dem Verstoß selbst exkommuniziert habe.
Es war eine bewusst gewählte Eskalation der Tiroler, die nun auch in den Kirchenreformbewegungen für heiße Debatten sorgt. Der Innsbrucker Theologe Roman Siebenrock sieht in dem Urteilsspruch das Recht der Kirche "ihre Marke zu schützen". Er sei von Anfang an Mitglied und Sympathisant von "Wir sind Kirche" gewesen, schreibt Siebenrock in einer Stellungnahme zu dem Fall. Doch wenn die Heizers "weiter bei ihrer Position bleiben, werde ich austreten".
Der Theologe will nun auch alle weiteren Mitglieder von "Wir sind Kirche" um Klärung bitten, ob sie das Verhalten der pensionierten Religionspädagogin "für gut halten oder auch nur tolerieren". Die 67-Jährige ist erst im April zur neuen Vorsitzenden der Reformplattform ernannt worden.
Kritik von Pfarrern
Zu Wort gemeldet hat sich am Freitag die Pfarrerinitiative der Diözese Innsbruck, die zur Exkommunikation der Kirchenrebellen meint: "Uns verbindet das Anliegen der Weihe von Verheirateten und Frauen zu Priestern – wir sind aber gegen die Selbstermächtigung von christlichen Gemeinschaften zur Feier der Eucharistie."
Helmut Schüller, Österreichsprecher der Pfarrerinitiative, ist da schon wesentlich konzilianter. Er verurteile die Aktion der Heizers nicht: "Ich habe Respekt davor, dass einzelne Menschen diesen Schritt setzen und erkenne die Not und Absicht dahinter." Die beiden Tiroler würden ihre Finger auf einen wunden Punkt legen: Durch den Priestermangel könnten die Menschen immer weniger Messen feiern. "Das ist das Problem der herrschenden Kirchenordnung. Dem stellt sich die Kirchenleitung nicht", kritisiert Schüller.
Kritik übt der 61-Jährige auch an der Exkommunikation. Allein das Wort sei ein sehr fragwürdiger Begriff. Der Priester sieht in dem Verfahren einen Beleg für den Anachronismus der Institution Kirche: "Es ist zu bedauern, dass solche Mittel in der Kirche immer noch üblich sind. Dass ohne öffentliche Auseinandersetzung so eine Strafe verhängt wird, kommt aus einer Zeit, die mit dem Heute nicht vereinbar ist."
Doch Schüller gesteht auch ein, dass die Vorgangsweise von Heizer auch innerhalb der Pfarrerinitiative unterschiedlich bewertet und diskutiert wird. "Das sind aber nur Akzentunterschiede", will er keinen Richtungsstreit erkennen.
Für Turbulenzen hat in der Vorwoche eine Sexualaufklärung in einem Caritas-Pfarrkindergarten im Bezirk Rohrbach, OÖ, gesorgt. Besorgte Eltern vermuteten – nachdem sie davon erfahren hatten – dass das Gehörte der Auslöser für die Schlafstörungen ihrer Tochter sei. Das Mädchen hatte ihnen erzählt, wie Babys gemacht werden. Die Eltern waren jedoch der Ansicht, dass ein derartiges Wissen für Kinder im Vorschulalter zu früh sei. Ihre Empörung artikulierten sie nicht nur gegenüber den Pädagogen, dem Pfarrer und dem Bürgermeister. Laut der erzkonservativen Seite kath.net wandten sie sich auch an das Land – in der Hoffnung, dort Unterstützung für ihre These zu bekommen. Außerdem kündigten sie an, juristische Schritte gegen die Einrichtung prüfen zu lassen.
"Die Aufregung war groß und wir nehmen Elternbeschwerden immer sehr ernst, doch Sexualerziehung ist Teil des Kindergartens", betont Edith Bürgler-Scheubmayr, Caritas-Geschäftsführerin für Kinder und Jugendliche. Sie verweist auf das oö. Kinderbetreuungsgesetz und den bundesländerübgreifenden Bildungsrahmenplan. Darin sei unter anderem formuliert, dass Fragen der Kinder zu ihrem Körper und zur Sexualität aufgegriffen und sachrichtig beantwortet werden müssen.
"Es darf daher nicht mehr heißen, der Storch bringt die Babys. Und es geht auch nicht, den Kindern zu sagen, dass sie Mama und Papa fragen sollen." Stattdessen müssten den Kleinen Informationen – in Gesprächen und durch Materialien – angeboten werden. "Es gibt Bilderbücher, die kindgerecht sind und keinen Geschlechtsakt darstellen, sondern Vater und Mutter nur unter der Decke zeigen." Auch im konkreten Fall sei das Mädchen mit Fragen zu Zeugung und Geburt an die Kindergärtnerin herangetreten.
Nach Gesprächen mit den Eltern konnten die Wogen bereits ein wenig geglättet werden. "Es geht darum, bei ihnen wieder so viel Vertrauen aufzubauen, dass sie die Tochter wieder in den Kindergarten geben."
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