Der 57-Jährige war seit jeher leistungsorientiert, wie er es nennt. Nicht nur sportlich. Er hatte auch eine eigene Firma, arbeitete viel. Umso mehr traf ihn die Diagnose – und die Tatsache, dass sich sein Leben komplett verändern würde.
Krampfhaft habe er im ersten halben Jahr überlegt, wie er sich am besten umbringen könne, sagt er. „Aber wie kommt denn der Lokführer dazu, wenn ich mich vor den Zug hau?“
Axel S. hat sich ins Sterberegister eintragen lassen – seit heuer gibt es in Österreich die Möglichkeit für einen assistierten Suizid (siehe unten). Diesen Weg möchte auch der Oberösterreicher gehen. Der Tod seiner Großmutter habe ihn geprägt. „Ich habe sie jede Woche im Altersheim besucht. Und sie hat mir jedes Mal gesagt, dass sie sterben will.“
Mit seiner Familie und engen Freunden hat er viele Gespräche über seine Entscheidung geführt. Nicht alle können sie verstehen. „Man sieht mir den Todeswunsch nicht an. Ich sage dann immer: Setz’ dir meine Brille auf. Nur ich entscheide, wie schlecht es mir geht. Keiner hat das Recht, für mich zu entscheiden“, betont er.
Doch er wolle sein Umfeld vorbereiten. Nichts unausgesprochen lassen. „Das ist ein großes Geschenk. Mich belastet das Thema gar nicht“, meint er. „Die Familie natürlich schon.“
Der Weg zu seinem Willen war nicht leicht, erzählt er. Zuerst wandte er sich an die Ärztekammer OÖ – auf der Suche nach einem Palliativmediziner. „Zurück kam ein freches Mail, in dem gestanden ist, dass ich mich in ein paar Monaten noch einmal melden soll.“ Er suchte auf eigene Faust. Und wurde zurückgewiesen. „Zu kompliziert“, meinte ein Arzt. Selbst die langjährige Hausärztin zögerte lange. „Ich will dich ja nicht umbringen.“ Andere bangten um ihre Konzession. Er bemühte sich um Hilfe aus der Politik – und blitzte ab.
Axel S. fand dennoch Ärzte, die ihm halfen. Doch er ärgert sich: „Nicht jeder steht so eine Odyssee durch.“ Seine Erfahrungen haben ihn dazu veranlasst, über seine Geschichte öffentlich zu sprechen. „Ich will keine Werbung machen. Ich will den Tod nicht herbeibeschwören. Aber ich will, dass wir offen darüber reden. Auch darüber, dass man am aktuellen Gesetz noch feilen muss.“
Er selbst hat Frieden mit sich geschlossen. „Ich hatte ein sehr selbstbestimmtes und wunderschönes Leben. Ich habe eine Familie. Ich habe alles gemacht, was ich wollte. Ich bin wie verrückt Motorrad gefahren, ich habe die Welt gesehen. Ich habe keinen Punkt mehr, der noch offen ist.“
Seit Mitte des Monats könnte er seine Sterbeverfügung abholen. Er hat es noch nicht getan. „Aber allein, dass ich die Möglichkeit habe, nimmt mir sehr viel Druck“, sagt er. Er weiß auch, wo er dann sein tödliches Medikament bekommt – die Apothekerin hat ihre Unterstützung zugesagt.
Wann es so weit sein wird? Das kann er nicht beantworten. „Aber der Zeitpunkt wird kommen.“
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