Pisa-Test ab morgen: "Wir lernen nichts aus diesem Test"
Nach dem Ende der Osterferien starten an rund 350 Schulen in Österreich die Tests für die PISA-Studie 2022. Insgesamt werden etwa 9.500 15- bzw. 16-jährige Schülerinnen und Schüler Aufgaben in den Kategorien Mathematik, Lesen, Naturwissenschaften und - erstmals - Finanzkompetenz lösen. Anschließend werden in einem Fragebogen Informationen über demografische Faktoren und Lernumfeld erhoben, einige Fragen widmen sich auch dem Distance Learning während der Corona-Pandemie.
Die Studie wurde coronabedingt um ein Jahr verschoben: Da die dafür nötigen Feldtests, bei denen etwa Fragen "ausprobiert" werden, im Frühjahr 2020 mitten in die Phase weltweiter Schulschließungen fielen, wurden diese erst ein Jahr später durchgeführt. Damit verzögerten sich auch die Haupttests um ein Jahr.
Schwerpunkt Mathematik
Schwerpunktthema der bis Ende Mai dauernden heurigen Tests ist die Mathematik - das bedeutet, dass der Großteil der Fragen aus diesem Gebiet kommt. Dazu kommen noch Lesen und Naturwissenschaften sowie in Österreich erstmals Finanzkompetenz. Dabei geht es etwa darum, inwieweit Schülerinnen und Schüler einfache Entscheidungen über tägliche Ausgaben treffen bzw. Zinssätze oder die Kosten für Mobilfunkverträge verstehen und berechnen können.
Das neue Testgebiet ist auch der Grund, warum heuer statt rund 7.000 Jugendlichen 9.500 getestet werden. Das ist etwa jeder Zehnte des betreffenden Jahrgangs. Der Test wird nicht von den Lehrkräften durchgeführt, sondern von externen Testleitungen, die für die Erhebung an die Schule kommen.
Die Bearbeitung der Aufgaben dauert zwei Stunden und erfolgt am Computer. Anschließend muss auch noch ein Fragebogen ausgefüllt werden - dabei geht es etwa um die Einstellung zu Mathematik, verfügbare Ressourcen an der Schule und demografische Daten. Aus gegebenem Anlass gibt es heuer auch Fragen zum Lehren und Lernen während der Phasen des Online-Unterrichts aufgrund der Pandemie.
"Rausgeschmissenes Geld"
Stefan Hopmann, Bildungswissenschafter an der Uni Wien meint im Ö1-Morgenjournal, dass es "nicht sehr wahrscheinlich ist, dass Österreich nach oben oder unten hin besser oder schlechter wird. Corona hat überall irgendwelche Spuren hinterlassen. Die Ergebnisse werden auf den jeweiligen Mittelwert umgerechnet". Die Sinnhaftigkeit des Pisa-Test stellt auch er in Frage: "Wir lernen aus dem Pisa-Test gar nichts. So gesehen ist es rausgeschmissenes Geld. Pisa misst einen bestimmten Wissensbereich und erhebt dazu Daten. Das ist spannend und interessant, aber das sagt weder etwas über die Schüler noch über das Schulsystem aus. Und auch nicht über den wirtschaftlichem Erfolg eines Landes."
Für Hopmann seien das jedes Mal nur Schlussfolgerungen aus dem Test, die eigentlich weit über die Daten des Tests hinausgehen.
Es sind immer die gleichen Länder unter dem Siegerländern, aus diesem Grund wird auch der internationale Vergleich in Österreich oftmals gescheut. Das sieht auch Hopmann so, die Frage sei jedoch "was man vergleichen wolle". Österreich stehe da nicht so schlecht da und man müsse auch klar sagen, dass "der Pisa-Test als politisches Projekt eingeführt wurde. Vor allem, um Druck auf die OECD-Länder auszuüben. Und das funktioniert weiterhin".
Der Pisa-Test habe sogar in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, dass das Schulsystem schlechter werde, meint Hopmann: "In den letzten Jahren sind die sozialen Gräben deutlich gewachsen und man muss leider auch sagen, dass die Versuche, Pisa anzugleichen bzw. Pisa-ähnlich zu unterrichten dazu beigetragen haben, die sozialen Gräben zu vertiefen. Das gilt selbst für Sieger-Länder wie Finnland oder Schweden."
Dass es in den vergangenen Jahren zu viele verschiedene internationale Tests gab, sieht der Wissenschafter nicht. Die Frage sei "wie man diese Daten verwertet. Und das wird bei den anderen Testungen nicht so stark gemacht, wie beim Pisa-Test. Hier werden die Daten politisch instrumentalisiert".
Letzte Pisa-Studie 2018
Bei der letzten Pisa-Studie 2018 lagen die österreichischen Jugendlichen im Lesen (dem damaligen Haupttestgebiet) und den Naturwissenschaften in etwa im OECD-Schnitt und in der Mathematik etwas darüber. Die Spitzenländer lagen durchgehend in Asien, Europa-Champion war Estland.
Die Studie wird von der OECD organisiert, in Österreich übernimmt das im Bildungsministerium angesiedelte Institut des Bundes für Qualitätssicherung im österreichischen Schulwesen (IQS) die Abwicklung. Die Ergebnisse des heurigen Durchlaufs werden im Dezember 2023 präsentiert. Insgesamt nehmen rund 80 Länder an den Erhebungen teil.
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