"Es geht uns so gut – da tut es nicht weh, wenn man hilft"

Große Familie: Viele Schwanenstädter engagieren sich für die Flüchtlinge. Am Wuzzeltisch geht es oft heiß her.
In Schwanenstadt unterstützt das "Netzwerk Zuversicht"Flüchtlinge in allen Lebenslagen.

"Da haben wir Salat. Und hier Fisolen", sagt Bassam in gutem Deutsch und deutet auf einige Stauden, die sich prächtig entwickeln.

In Syrien war Bassam Beamter und Nebenerwerbslandwirt. Da ist es kein Wunder, dass er viel Zeit im Gemeinschaftsgarten verbringt. Der Groß-Fleischer Florian Hütthaler hat den Flüchtlingen im März ein 800 Quadratmeter großes Grundstück zur Verfügung gestellt. Dort können sie Obst und Gemüse anbauen. Die ersten Salatköpfe wurden schon geerntet.

Der Gemeinschaftsgarten ist nur eines von vielen Angeboten, die den Alltag der Flüchtlinge in Schwanenstadt bereichern. Die Gemeinde im Bezirk Vöcklabruck (OÖ) war von Anfang an um die Neuankömmlinge bemüht. "Widerstand gab es praktisch keinen", erzählt Andrea Schrattenecker vom "Netzwerk Zuversicht".

Noch bevor im November 40 Flüchtlinge im "Koll-Haus" gleich beim Stadtturm einzogen, appellierte Bürgermeister Karl Staudinger in einem Brief an die Solidarität der Bevölkerung. Alle Gemeinderatsfraktionen und die Pfarre schlossen sich an. Damals formierte sich auch das "Netzwerk Zuversicht", eine Gruppe von 30 ehrenamtlichen Helfern, die den Flüchtlingen "Perspektiven für die Zukunft und Vertrauen in das Jetzt" schaffen wollen.

Pensionisten gehören genauso zu den Helfern wie Jugendliche, Lokalpolitiker und Lehrer. Zehn Stunden Deutschunterricht werden jede Woche angeboten. "So viel, dass wir derzeit selbst gar keinen Kurs mehr machen", sagt Sozialarbeiterin Ursula Pohn von der Volkshilfe, die hauptberuflich für die Betreuung der derzeit 39 Flüchtlinge zuständig ist. Sie kommen aus Syrien, dem Irak, Somalia und Algerien. Es sind junge Männer, Familien und sechs Kinder. Einige besuchen bereits die Schule.

Ins Leben der Kleinstadt wurden die Asylwerber rasch integriert. Sie spielen Fußball, singen im Kirchenchor oder arbeiten für ein Taschengeld am Bauhof mit. Beim "Fest der Kulturen" Mitte Juni wurde gemeinsam mit den Einheimischen getanzt, gegessen und gefeiert. "Alle Leute helfen uns. Das Leben hier ist sehr gut", sagt Bassam. Nur wenn er von seiner Frau und seinen Kindern erzählt, die noch immer in Syrien sind, werden seine Augen feucht.

Etwas zurückgeben

Für Fuad hingegen hatte das lange Bangen um seine Liebsten vor einigen Tagen ein Ende. Der junge Syrer, der mittlerweile einen positiven Asylbescheid hat, konnte seine Frau und seine beiden Kinder aus der Türkei nach Österreich holen. Die Familie wohnt nun bei Arnold und Margit Schmidinger. "Wir haben den Partyraum unserer Kinder zu einer kleinen Übergangswohnung umgebaut", berichtet die Pastoralassistentin. Die Flüchtlinge zu unterstützen empfinde sie als große Bereicherung. "Ich bin in Pension und möchte dem Sozialstaat, der mir den Ruhestand ermöglicht, etwas zurückgeben", ergänzt Schmidingers Ehemann.

Bei Sigi Neumüller, den die Flüchtlingskinder in Schwanenstadt liebevoll "Opa" rufen, kommt die Motivation aus dem christlichen Glauben. Und Dagmar Hütthaler hat beim Deutschlernen mit den Neuankömmlingen einfach Spaß: "Es geht uns so gut, da tut es wirklich nicht weh, wenn man hilft", sagt sie.

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