Erste Sanitäter für Ruanda: Österreicher helfen bei Ausbildung
Neun Minuten – so lange dauert es im Schnitt in Österreich, bis die Rettung eintrifft. In Ruanda aber sind Wartezeiten von vier bis fünf Stunden keine Seltenheit. Die Fahrt über unbefestigte Straßen ist beschwerlich, zudem war das Personal an Bord der Rettungswägen bis vor Kurzem nicht geschult.
Dies soll sich nun ändern, denn mithilfe österreichischer Experten wird nun der erste Rettungsdienst des Landes aufgebaut: Erstmals in der Geschichte Ruandas wurden 18 Sanitäter ausgebildet – und zwar in einem Lehrgang, der der Sanitäterausbildung des Roten Kreuz in Österreich nachempfunden ist. Auch die steirische Rettungssanitäterin Rebecca Thomas war in Ruanda im Einsatz: Sie war im Juni und Juli in zwei Krankenhäusern in einer ländlichen Umgebung in den Ortschaften Kibilizi und Nyamata stationiert. Mit dem KURIER sprach die 26-Jährige über ihren Auslandseinsatz.
Die Bedingungen, die Thomas in Ruanda vorfand, haben mit denen in Österreich wenig gemein: „Wenn die Menschen medizinische Hilfe brauchen, gehen sie meist in Gesundheitszentren, wo Krankenschwestern eine Basisversorgung bieten. Meistens gibt es aber keinen Strom und kein fließendes Wasser“, schildert sie. An ihren Einsatzorten musste alles daher erst Schritt für Schritt organisiert und aufgebaut werden: „Etwa, wie oft man Medikamente nachbestellt, wie man Waren am besten schlichtet oder wie man Tag- und Nachtdienste so einteilt, dass sich niemand benachteiligt fühlt.“
Mittlerweile stehen den neuen Sanitätern in Ruanda auch einige moderne Geräte zur Verfügung. Bis vor Kurzem gab es beispielsweise nicht einmal Tragen zum fachgerechten Transport der Patienten: „Wir haben die Kursteilnehmer geschult, wie sie einen Patienten vom Bett auf die Trage umlagern.“
Die Transportwege in Ruanda sind zudem oft problematisch: „Es gibt unbefestigte Straßen, wo man nur mit zehn Stundenkilometern dahin tuckern kann“, erzählt Thomas. Als es etwa galt, eine ältere Dame mit Oberschenkelhalsbruch zu transportieren, war das Rote Kreuz in Ruanda bereits mit einer Vakuummatratze ausgestattet: „Die war wichtig für den schonenden Transport, damit die Dame nicht noch mehr Schmerzen hat.“
„Hier unvorstellbar“
Immer wieder gilt es freilich zu improvisieren: „Eine Frau hat gerade ihr Kind bekommen als der Strom ausgefallen ist. In Österreich wäre das unvorstellbar“, berichtet Rebecca Thomas. „Doch die Einheimischen haben sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen, das war beeindruckend. Sie haben etwa einfach mehr Fenster geöffnet, damit mehr Licht ins Behandlungszimmer kommt.“ Für Thomas auch ein gutes Zeichen: „Dass sie die Ruhe bewahren, zeigt uns, dass sie das Wissen, das wir im Lehrgang vermittelt haben, gut verinnerlicht haben.“
Doch auch Thomas selbst profitierte von der Reise. Sie arbeitet normalerweise in der Rettungsleitstelle in Graz. „Es war mein erster Auslandseinsatz, ich war natürlich schon etwas nervös“, sagt sie. Doch sie habe viel erlebt, Nationalparks besichtigt, die Hauptstadt Kigali kennen gelernt, einen Kochkurs belegt. „Und mich hat der Zusammenhalt in der Gesellschaft fasziniert: Jeden letzten Samstag im Monat gibt es in jeder Gemeinde eine Art Dorffest, bei dem alle allen helfen und Arbeiten gemeinsam verrichtet werden: egal, ob die Straßenreinigung oder die Pflege des Gartens. Dieses Familiäre war sehr beeindruckend.“
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