Zwei Bagger, drei Polizeiautos, Mitarbeiter der Spurensicherung in weißen Overalls, Bodenradar-Experten, etliche Polizisten, Angehörige und Bekannte der betroffenen Familie. Ein großes Aufgebot im Garten eines Wohnhauses in Neumarkt/Ybbs, Bezirk Melk. Es ist kaum zu übersehen, dass an diesem Ort etwas Ernstes vor sich geht. Gesprochen wird nur das Nötigste, Medien werden weg gewunken, die Stimmung ist angespannt.
„Dieses Mal graben sie den gesamten Garten auf, so intensiv wurde bisher nicht gesucht“, sagt Andrea Schmidt während sie im strömenden Regen steht und sich an den Griff ihres Schirms klammert. Sie weist darauf hin, dass es nicht erlaubt ist, das Grundstück zu betreten, man dürfe sich nur in der Auffahrt aufhalten und von hier aus das Geschehen beobachten. Sie ist die Anwältin des Sohnes der Vermissten und diese – bereits vierte – behördliche Grabung nach den Überresten von Maria O. bezeichnet sie als enormen Erfolg.
Die Sorge war groß, dass nach drei Versuchen Schluss ist. „Die bisherigen Grabungen waren allerdings nicht tief genug oder an der falschen Stelle“, meint Christian Mader vom Verein Österreich findet euch, der die Angehörigen von Maria O. seit Jahren betreut. Hinzu kommt, dass bei der zweiten Grabung ein Tuch gefunden und auch in den Akt aufgenommen wurde. Es weist einen seltsamen Abdruck auf, der einem Gesicht ähnelt. Laut Gutachten des Zahnarztes Karl Pont handelt es sich ohne Zweifel um Zahnabdrücke. Also um ein Leichentuch. Die aktuelle Grabung kommentiert Chefinspektor Johann Baumschlager knapp mit den Worten: „Es gibt neue Erkenntnisse“.
Plötzlich verschwunden
Was geschah 1982? Kurz vor der Sorgerechtsverhandlung verschwindet die Jungmutter Maria O. spurlos. Ihr Ex-Lebensgefährte erzählt dem Umfeld, sie wäre zu ihrem Bruder nach Kanada ausgereist und hätte ihn mit dem Baby zurückgelassen. Vier Jahrzehnte lang stellt niemand diese Geschichte infrage, bis im Jahr 2019 andere Gräueltaten des Mannes ans Tageslicht treten, für die er nun in Haft sitzt. Misshandlungen und Missbrauch an seinen Nichten. Ein Großcousin stellte danach die Vermutung auf, dass Maria O. im Zuge der Errichtung einer Gartenmauer auf besagtem Grundstück von dem Mann einbetoniert wurde.
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