270 Österreicher in Marokko: "Plötzlich hat alles gewackelt"

270 Österreicher in Marokko: "Plötzlich hat alles gewackelt"
Laut dem Ministerium sind nach aktuellen Informationen keine Österreicher vom schweren Erdbeben in Marokko betroffen.

Ein schweres Erdbeben erschütterte in der Nacht auf Samstag mehrere Regionen in Marokko. Ging man um 4 Uhr nachts noch von rund 30 Todesopfern aus, stieg die Zahl am Sonntagmorgen auf über 2.000 Menschen an. Das teilte das Innenministerium des Landes mit. Weiters wurden über 2000 Verletzte gemeldet.

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Auf KURIER-Anfrage heißt es seitens des Außenministeriums, dass nach derzeitigen Informationen keine Österreicher vom schweren Beben betroffen sind. Laut einer Aussendung am Nachmittag sollen 60 Urlauber aus Österreich sowie und 215 Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher in Marokko sein.

"Plötzlich hat alles gewackelt"

Der österreichische Unternehmer Farid Kachoun hat das verheerende Beben in Marokko in der Nacht zum Samstag hautnah miterlebt. "Ich bin gerade von der Arbeit in meine Wohnung heimgekommen. Dann hat plötzlich alles gewackelt", schilderte der Betreiber eines Hotels in Marrakesch. "Es war laut, die Menschen haben geschrien", so Kachoun zur APA. "Dann war das Internet weg, die Telefonverbindung weg und der Strom fiel aus", sagte er über die unmittelbaren Momente nach dem Beben.

"Ich bin dann sofort zurück zu meinen Gästen. Wir haben bis 03.00 Uhr in der Nacht draußen im Freien gewartet", sagte der 57-Jährige. "Wir waren alle nervös." Der gebürtige Marokkaner mit österreichischem Pass kehrte aufgrund einer Erbschaft vor zehn Jahren von Salzburg nach Marrakesch zurück und ist einer von 215 Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreichern dort. Kachoun überstand die Nacht zum Samstag unbeschadet. "Ich und meine Familie hatten Glück. Uns ist nichts passiert. Das Hotel und unsere Wohnung sind in Ordnung", so der dreifache Vater.

Warnung vor Reise nach Marokko

Er selbst habe nun vor allem mit den wirtschaftlichen Folgen des Bebens zu kämpfen. "Mir haben zwölf Leute storniert", sagte Kachoun, der regelmäßig auch Österreicher zu seinen Gästen in Marrakesch zählt. "Ihr Außenministerium hat sie gewarnt, dass es gefährlich sei, jetzt nach Marokko zu fliegen."

Botschaft ruft Österreicher durch

Die Österreicher vor Ort wurden noch in der Nacht per SMS und E-Mail kontaktiert. "Aktuell werden sie alle auch von der Botschaft durch gerufen", gab das Außenministerium bekannt. Der Bereitschaftsdienst des Außenministeriums ist rund um die Uhr unter der Nummer +43 1 90115 4411 zu erreichen.

Kocher-Reise verschoben

Die Bundesregierung sei laut Außenministerium in ständiger Abstimmung mit den EU-Partnern, was die Unterstützung des betroffenen Landes anbelangt. Vorerst sei noch kein Hilfsersuchen eingelangt. Auch eine geplante Reise von Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher nach Marokko sei in Anbetracht der Situation verschoben worden. "In Anbetracht dieser tragischen Situation" werde die für Sonntag bis Dienstag geplante Wirtschaftsmission einer Delegation rund um Kocher verschoben, hieß es.

Österreichisches Rotes Kreuz
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roteskreuz.at/marokko

Vor allem Bilder und Videos aus sozialen Netzwerken zeigen das Ausmaß der Zerstörung: Auf den Straßen sitzen Menschen, wo sie teilweise auch übernachten mussten, Gebäude sind in sich zusammengefallen. Mehreren Medien zufolge wurden auch historische Wahrzeichen beschädigt, wie etwa die roten Mauern rund um Marrakesch.

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Laut US-Erdbebenwarte USGS hatte das Beben eine Stärke von 6,8 und ereignete sich rund 70 Kilometer südwestlich von Marrakesch und 60 Kilometer nordöstlich der Stadt Taroudant. Das Epizentrum wurde im Atlasgebirge verortet. Bis nach Portugal soll das Beben zu spüren gewesen sein. 

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