Erbitterter Kraftwerks-Poker um die Isel: Jetzt liegen die Karten auf dem Tisch
Die Pläne wurden mit Spannung erwartet. Am Donnerstag hat Tirols Umweltlandesrätin Ingrid Felipe (Grüne) präsentiert, was das Lienzer Naturraumplanungs-Büro "Revital" für das Land ausgearbeitet hat: einen Vorschlag für die Grenzen eines Natura-2000-Gebiets an und um die Isel in Osttirol. Und die fallen weitreichend aus. Das letzte Wort ist allerdings noch nicht gesprochen. Bis September müssen sich ÖVP und Grüne auf einen Vorschlag einigen, den sie dann auch der EU-Kommission unterbreiten wollen.
Doch mit dem "Revital"-Vorschlag liegen die Karten nun erstmals am Tisch. Er sieht den Schutz der gesamten Isel und großer Teile ihrer Zubringer vor. Bei einem runden Tisch mit NGOs, Interessensvertretern und Politikern in Kals wurden Donnerstagnachmittag die verschiedenen Varianten der Nominierung eines Natura-2000-Gebietes im Flusssystem der Isel diskutiert.
Was Naturschützer wollen, ist schon lange bekannt. Sie haben das Vertragsverletzungsverfahren angestoßen, das die EU-Kommission 2013 gegen Österreich eingeleitet hat, weil die Republik zu wenige Natura-2000-Gebiete ausgewiesen hat. Das Gezerre um die Isel ist einer der größten Konfliktherde. Der Umweltdachverband verlangt, den freifließenden Gletscherfluss und seine Zubringer Tauern- und Kalserbach sowie Schwarzach nachzunominieren. Es gelte den Lebensraum des Ufergewächses Deutsche Tamariske zu schützen.
Osttirols Bürgermeister sehen mehrere Kraftwerksprojekte in Gefahr. Doch auch sie argumentieren mit dem Schutz des Gewächses. "Es geht nicht um Kraftwerke. Es geht nicht um politische Fragen. Es geht um fachliche Fragen", hatte Andreas Köll, Sprecher des Planungsverbands der betroffenen Region, vergangene Woche gemeint. Für den Schutz der Tamariske würden 150 Hektar rund um die Isel genügen.
Christoph Walder vom WWF war nach der gestrigen Sitzung erleichtert, "dass der Vorschlag des Landes relativ großflächig ausgefallen ist." Doch jene Gewässerteile, die vom Schutz ausgeklammert wären, machen den Flussexperten auch skeptisch. Es handle sich ausgerechnet um Strecken, wo drei Kraftwerke an der Schwarzach, dem Kalser- und dem Tauernbach geplant sind. "Wenn das politisch und nicht fachlich motiviert ist, wird das vor der EU sicher nicht halten."
Heiße Schlussphase
"Wir treten in die Schlussphase der Nominierung der Osttiroler Flussjuwele ein", zeigte sich Landesrätin Felipe gestern zufrieden. Doch diese Schlussphase dürfte noch einmal ein heißer Poker zwischen den Koalitionspartnern werden. "Wir werden in der Regierung noch einiges diskutieren müssen", sagte VP-Energie-Landesrat Josef Geisler auf KURIER-Anfrage.Vom schwarz-grünen Kompromiss wird letztlich abhängen, welches Kraftwerksprojekt in der Schublade verschwindet.
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