Taser-Offensive der Polizei: Neue Waffen und Lichtmodule im Einsatz
„Wir haben ihn nicht als Maskottchen aus einem Kaufhaus besorgt, sondern der Mann trägt einen dicken Schutzanzug, damit es für ihn nicht zu wild wird“, scherzt Brigadier Ernst Albrecht. Doch kurz danach wird es wieder still im Innenhof der Rossauer Kaserne in Wien. Die Vorführung für die Medien startet nun.
Der Mann im schwarzen Schutzanzug hält einen Baseballschläger in der Hand und soll einen gefährlichen Täter mimen. Zwei Polizeiautos rasen mit Blaulicht an, Polizisten springen heraus. Einer agiert mit einer Schusswaffe, ein anderer mit einem Taser, also mit einer Elektroimpulswaffe. „Den Baseballschläger weglegen! Beruhig’ dich und leg dich hin!“, ruft ein Beamter in Richtung des Mannes. Doch dieser bleibt aufrecht stehen und fuchtelt mit dem Baseballschläger herum. „Du sollst dich auf den Boden legen! Auf den Boden!“ Der Mann reagiert erneut nicht auf die Anweisungen der Polizisten, worauf ein lautes Knacken und helles Knistern zu hören ist.
Dem Mann fällt der Baseballschläger aus der Hand und er sackt in sich zusammen. Die Pfeilelektroden des Tasers haben ihn in den Rücken getroffen, wo sie schmerzhafte Stromimpulse mit ungefähr 2.000 Volt abgeben, die ihn handlungsunfähig machen. Seine Muskeln kontrahieren jetzt 19 Mal in der Sekunde. Und die Polizisten haben nun fünf Sekunden Zeit, um den Mann zu fixieren. Danach lässt die Wirkung des Tasers nämlich wieder nach.
Schmerz und Krampf
„Tasern ist nicht einfach nur Schießen, es handelt sich um eine äußerst komplexe Situation im polizeilichen Einsatz“, erklärt Brigadier Ernst Albrecht, der stellvertretender Abteilungsleiter für polizeiliche Sondereinsätze in der Bundespolizeidirektion ist. Er führt aus, dass die zwei Pfeilelektroden über das sensorische Nervensystem und über das motorische System wirken. Also über den Schmerzreiz und über die Verkrampfung.
Die Vorführung in der Rossauer Kaserne dient der Veranschaulichung von Einsätzen mit Tasern. Unter dem Titel „Ausweitung der Ausrüstungsoffensive“ lud man ein, um Einblick in das Thema zu geben. „Wir nehmen stetig neue Ausrüstungsgegenstände in Erprobung, um zu sehen, ob und wie sie sich in den Einsatz bezogenen Aufgaben bewähren, bevor sie in eine große Beschaffung gehen“, sagt Bundespolizeidirektor Michael Takács, der auch vor Ort dabei ist.
Man fokussiere sich nun auf zwei neue Einsatzmittel. „Einerseits auf den Taser und andererseits auf ein Lichtmodul für die Dienstwaffe.“ Er bedankt sich bei der Sektion 4 des Innenministeriums, das für die Marktforschung verantwortlich war. „Außerdem wurden die bestens Ausrüstungstools verifiziert, die jetzt in den realen Einsatz zur Erprobung gehen.“ Das Ziel der Offensive sei es, Taser in weit größerem Ausmaß einzusetzen als bisher. Es brauche mehr solcher Waffen, auch für die Streifenpolizei. Und natürlich auch die entsprechende Ausbildung und das Training dazu. In Wien seien es ungefähr 150 Polizisten und Polizistinnen, die ab August neu ausgebildet werden. Ein Gerät kostet rund 1.800 Euro.
Einsatz im ganzen Land
Und wofür die Lichtmodule? Bisher habe die Polizei bei schlechten Lichtverhältnissen mit klassischen Taschenlampen gearbeitet, etwa in Kellerräumen. „Da braucht man aber immer eine Hand für die Taschenlampe und die andere Hand für die Schusswaffe, wenn es um einen lebensgefährlichen Einsatz geht. Das wollen wir optimieren“, sagt Takács. Das Lichtmodul wird direkt an der Waffe angebracht, spezielle Systeme wurden bereits weltweit etabliert. Genauso wie die Taser würden die Lichtmodule nicht nur in Wien erprobt, sondern in mehreren Dienststellen in ganz Österreich. In den nächsten Wochen werde mit der Auslieferung, Einschulung, aber auch mit dem realen Einsatz begonnen.
Der Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl ist in der Rossauer Kaserne ebenso anwesend. Er spricht eine weitere Offensive an, nämlich die Aufnahmeoffensive, um Nachwuchs für den Polizeidienst zu gewinnen. „Unsere Anstrengungen zeigen Erfolge. Wir haben jetzt schon über 400 Personen in diesem Jahr in die Grundausbildung gebracht und verzeichnen bereits über 700 Bewerber für den Herbst. Wir sind auf dem richtigen Weg.“
Kommentare