Eine Handgranate zur Begrüßung

Der niederländische Satudarah MC gilt als der härteste Motorradclub – die Gruppierung versucht laut Innenministerium nun auch in Österreich Fuß zu fassen. Ihre Hauptgegner sind die „Hells Angels“.
Polizei befürchtet "gewalttätige Auseinandersetzungen" - neue Gruppe in Österreich aktiv.

Selbst in hartgesottenen Rockerkreisen wird der Aufstieg des niederländischen Motorradclubs Satudarah mit einer Mischung aus Angst und Ehrfurcht beobachtet. Die Bande "begrüßt" bei Neugründung einer ihrer Filialen (Chapter) die alteingesessenen Gangs gerne einmal mit einem Handgranaten-Anschlag. Bei Mitgliedern in Deutschland wurden bei Razzien Kalaschnikows und Sturmgewehre entdeckt Auch in den größten Cyber-Bankraub der Geschichte mit einer Beute von 36 Millionen Euro soll die Gruppe verwickelt sein.

Nun versucht Satudarah in Österreich Fuß zu fassen, hält der neue Sicherheitsbericht des Innenministeriums fest. Durch das Eindringen von "Bandidos MC und Satudarah MC" drohen "gewalttätige Auseinandersetzungen". Eine "dauerhafte bundesweite Beobachtung" sei deshalb erforderlich.

Drehscheibe Salzburg

Wie berichtet, haben die Bandidos in Salzburg (bisher Gebiet der Hells Angels) bereits eine Filiale eröffnet. Gegründet wurde dort eine Gruppierung namens "Legion Torro", die als Supporter fungiert. Damit werden Ableger der bekannten Clubs bezeichnet, die einen großen Vorteil haben: Sie werden nicht so rasch verboten wie die Bandidos-Chapters in Deutschland. Die "Legion Torro" hat den Bandidos bereits die Treue geschworen. Als Mastermind dieses Ablegers gilt der von den Hells Angels verstoßene Hannes H. Er war zuletzt Thema eines Berichts des Berliner Kurier. Titel: "Dieser Milchbubi will Rocker-König von Berlin werden."

Dem KURIER liegen mehrere Fotos vor, die ihn bei Treffen mit deutschen Bandidos zeigen. H., gegen den derzeit – nicht zum ersten Mal – ein Betrugsverfahren wegen eines Rotlicht-Etablissements läuft, tritt auch als Projektverantwortlicher einer "Fight Night"-Kampfnacht auf, die im Dezember in der Pyramide Vösendorf stattfinden soll. Diese hätte eigentlich in Salzburg über die Bühne gehen sollen, wurde aber wegen Zahlungsschwierigkeiten abgesagt. Auch der Eigentümer der Pyramide – die Austria Trend Hotel-Gruppe – wartet noch auf die Anzahlung.

"Treffpunkt" Pyramide

Geplant sind von H. in der Event-Pyramide jedenfalls zahlreiche Kämpfe im Mixed Martial Arts (MMA). Diese Mischung aus verschiedenen Kampfsportarten gilt als besonders blutrünstig. Die MMA-Szene ist von den Motorrad-Rockern unterwandert, die als Veranstalter, Promotoren und Securitys auftreten. Die Crème de la Crème der Bandidos aus Deutschland und Dänemark wird bei der Veranstaltung im Dezember erwartet. Auch die Big Fat Mexican Lounge aus Kiel entsendet Kämpfer. Der "fette Mexikaner" ist das Erkennungszeichen der Bandidos.

Der Vormarsch der Rockerbande funktioniert auch hierzulande vor allem über Kriminelle mit Migrationshintergrund. Diese stammen großteils aus der ehemaligen Sowjetunion, dem Balkan und Afrika. Motorrad ist längst keines mehr nötig. Bei der "Legion Torro" in Salzburg etwa fahren regelmäßig Autos mit Wiener Kennzeichen vor. Die Satudarah haben sogar einen Supporter-Club gegründet für Mitglieder, die kein Motorrad besitzen. Die Folge davon ist, dass sich die "Rocker" auch immer weniger an die Gepflogenheiten der Szene halten.

Polizei-Experten warnen vor den stets auftauchenden Beteuerungen von Motorrad-Rockern (und deren Unterstützern), die Clubs hätten nichts mit Kriminalität am Hut: "Gewalt und Kriminalität sind seit Jahrzehnten fester Bestandteil ihrer Aktivitäten", heißt es bei Europol.

In Europa gibt es bereits mehr Filialen der Motorrad-Rocker als in den USA. Bandidos, Hells Angels, Gremium und Outlaws sind die größten. Sie sollen bereits über 500 Chapters oder Charters, wie die Niederlassungen heißen, in ganz Europa haben. Die Mitgliederzahl dürfte fünfstellig sein. In den USA gibt es nur 300 Filialen.

Der Aufstieg begann in den 1990er-Jahren mit einem Bandenkrieg in Skandinavien, der zahlreiche Tote forderte. Die Clubs sind vor allem im Drogen-, Waffen- und Rotlichtmilieu tätig; sie werden als "kriminelle Organisationen" eingestuft.

In Deutschland wurden in vielen Städten zuletzt Chapters verboten und in den vergangenen Monaten auch die Abzeichen auf den Lederjacken. Diese Strategie scheint aber momentan nur zu einer Verschärfung des Konfliktes zu führen. Erst vor wenigen Tagen warnte Europol davor, dass gezielte Provokationen der Rocker gegen die Polizei geplant seien.

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