Ein "unpolitischer" Weltstar im Interview

Die Slowenin Bernarda Fink-Inzko zählt zu den gefragtesten Sängerinnen weltweit.
Mezzosopranistin Bernarda Fink-Inzko kandidiert in Feistritz im Rosental.

Von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet hat sich ein Weltstar unter die Kandidaten für die Gemeinderatswahl am Sonntag in Kärnten gemischt: Mezzosopranistin Bernarda Fink-Inzko steht auf der Liste der Wahlgemeinschaft/Volilna skupnost in Feistritz im Rosental.

Die 59-jährige gebürtige Argentinierin slowenischer Abstammung ist mit dem österreichischen Diplomaten Valentin Inzko verheiratet und wohnt im kärntnerischen Suetschach. Im KURIER-Interview spricht sie über ihre Beweggründe für die Kandidatur, die Ziele und ihre neue Heimat.

Sie kandidieren an siebenter Stelle, werden also nicht in den Gemeinderat einziehen. Warum engagieren Sie sich politisch?

Fink-Inzko: Weil die Politik, weil die Demokratie, nicht nur Alphatiere braucht, sondern jeder etwas beitragen muss. Ich kandidiere bewusst an siebenter Stelle, weil für mich die Musik das Wichtigste bleiben wird. Ich bin ein unpolitischer Mensch, strebe keine politische Karriere wie mein Mann an, aber in einer Demokratie sollen alle Verantwortung tragen und sich einbringen.

Die Wahlgemeinschaft/Volilna skupnost war 2009 mit 16,3 Prozent der Stimmen Dritte in Feistritz hinter der SPÖ und dem BZÖ. Welche Ziele haben Sie?

Wir wollen drei Mandate behalten und an Stimmen zulegen. Platz drei wäre natürlich als Erfolg zu werten. Uns geht es nicht um Parteipolitik oder um gewisse Ideologien. Mir ist es wichtig, kulturelle Inhalte zu transportieren.

Sie kennen die ganze Welt, viele Kulturen. Welche Defizite orten Sie in Kärnten?

Aufgrund meiner Reisetätigkeit weiß ich, dass fast jeder überall Ausländer ist. Wenn man Andere kennen lernt, weiß man, dass sie nicht anders sind. Ich nenne das "Unfreundlichkeit zum Anderssein" – dagegen muss man ankämpfen. Weltoffenheit ist wesentlich, dann bekommt man auch Ideen. Wie sich Leute mit der Kultur auseinander setzen, zeigt sich auch in der Sprache: Zweisprachigkeit ist wichtig für die gesamte Gemeinschaft, nicht nur für jene, die eine Oma hatten, die slowenisch gesprochen hat. In vielen Kärntner Familien wird seit Jahrhunderten slowenisch gesprochen, und plötzlich haben die Menschen Hemmungen, diese Tradition fortzusetzen. Wir können uns nicht weiter entwickeln, wenn wir nur auf einem Bein stehen, statt auf beiden.

Ist Kärnten Ihre Heimat?

Ich lebe mit meinem Mann in einem Haus in Kärnten, das vor einem halben Jahr fertig gestellt wurde. Es ist eine Art von Sesshaft-Werden,obwohl ich um die Welt reise. Kärnten ist meine Heimat, auch wenn ich nur einen argentinischen und slowenischen, aber keinen österreichischen Pass habe. Meine Urgroßmutter stammt sogar aus Weizelsdorf im Rosental. Aktuell bin ich beruflich in Holland, ausgerechnet am Wahltag muss ich zu einem Liederabend nach Madrid fliegen. Doch ich habe sämtliche Gemeinderatssitzungen in Feistritz besucht, das ist mir sehr wichtig. Und ich werde der Gemeinschaft auch nach der Wahl erhalten bleiben.

Bernarda Fink wurde am 29. August 1955 in Buenos Aires geboren. Die Tochter eines slowenischen Juristen, der im Jahr 1945 mit seiner Familie nach Argentinien emigrierte, ist eine weltweit bekannte klassische Sängerin (Mezzosopran).

1985 gewann sie den ersten Preis beim Wettbewerb Nuevas Voces Liricas und übersiedelte nach Genf. Dort lernte sie auch ihren späteren Mann kennen: Der Kärntner Valentin Inzko ist Diplomat und seit 2009 Hoher Repräsentant für Bosnien und Herzegowina.

Bernarda Fink wird heute von den bedeutendsten Orchestern eingeladen. Die Aufnahme des Giulio Cesare wurde mit einem Grammy ausgezeichnet, 2014 erhielt sie den Berufstitel Kammersänger.

Seit einem halben Jahr ist Fink-Inzko mit ihrem Ehemann im kärntnerischen Suetschach ansässig.

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