Ein Spital, das keine Kosten sprengte
„Ich nehme jetzt nicht am Wien-Bashing teil“, versichert der steirische Spitalslandesrat Christopher Drexler, ÖVP. „Aber man muss schon sagen: Wir produzieren Punktlandungen. Das ist nicht selbstverständlich. Anderswo werden Kostenüberschreitungen im dreistelligen Prozentbereich hingenommen.“
Anderswo meint Wien und seine Finanzmisere rund um das Krankenhaus Nord. Punktlandung meint das „LKH 2000“ in Graz: In den 1990er Jahren begonnen, Ende 2017 fertiggestellt, 2018 von zwei Prüfungsfirmen im Auftrag des Bundesrechnungshofes nachgerechnet und für korrekt befunden. Der Um-, Zu - und teilweise Neubau der Grazer Spitalslandschaft kostete exakt 712,3 Millionen Euro.
Plus 3,7 Prozent
Das liege genau im Plan der Kalkulation, die vor mehr als einem Vierteljahrhundert erstellt worden sei, berichtet Karlheinz Tscheliessnigg, Vorstand der Krankenanstaltengesellschaft (KAGES). Eine Kostenüberschreitung von bis zu zehn Prozent wäre im sogenannten Bund-Land-Vertrag möglich gewesen, beide Gebietskörperschaften teilten sich die Ausgaben. Es wurde letztlich ein Plus von 3,7 Prozent.
„Damit bewegen wir uns verglichen mit anderen im Micky-Maus-Bereich“, erinnert Landesrat Drexler an den Wiener Spitalsneubau: 2012 erfolgte die Grundsteinlegung für das KH Nord, ein Neubau, der mit Kosten von 825 Millionen Euro kalkuliert wurde. Im Vorjahr platzte dann die finanzielle wie politische Bombe: Der Rechnungshof deckte enorme Überschreitungen auf, von der Bauverzögerung abgesehen. Derzeit kalkuliert die Stadt mit einer Eröffnung heuer im Sommer statt wie ursprünglich geplant 2016 und mit Kosten von 1,34 Milliarden Euro.
Graz ist anders. Neu- und Umbauten passierten bei laufendem Spitalbetrieb. Das Projekt wurde auch permanent rechnerisch kontrolliert, wie Finanzvorstand Ernst Fartek betont: Sowohl Landesrechnungshof als auch Bundesrechnungshof prüften die gesamte Zeit begleitend. Der Bundesrechnungshof beauftragte nach Abschluss zusätzlich noch zwei externe Firmen, die Finanzen erneut zu kontrollieren. „Ihr Ergebnis war, dass alles ordnungsgemäß gelaufen ist“, versichert Fartek. „Wir haben keine Bausünden produziert, wir haben alles vollinhaltlich erfüllt.“
Baukräne bleiben
300 Einzelprojekte wurden seit 1991 umgesetzt, nicht nur mit Sanierungen und Neubauten oberirdisch, sondern auch unter der Erde: 1,6 Kilometer lang sind die Versorgungstunnel im Spitalsgelände, alle logistisch notwendigen Fahrten passieren seit 2007 unterirdisch. Doch auch nach dem Abschluss des „LKH 2000“ bleibt das Spital im Umbruch, die Kräne verschwinden nicht. „Ein Krankenhaus ist immer eine Baustelle“, schmunzelt Vorstandssprecher Tscheliessnigg. „Wenn man an einem Ende fertig ist, kann man am anderen wieder anfangen.“
Bis 2027 noch soll am „LKH 2020“ gebaut werden: Dieses Projekt hat vom Budget her kleinere Dimensionen, hier sind 250 Millionen Euro veranschlagt. Vom Bau her geht es aber hoch hinaus, so wurde unter anderem ein neuer Chirurgieturm geplant.
Kommentare