Ein Ort setzt sich für Flüchtlingsfamilie ein

Kumberger setzen sich für die Familie ein
Die Kinder, die in Kumberg vor der Abschiebung flüchteten, sind wohlauf. Die Familie bangt um ihre Zukunft.

Mitten unter den 300 bis 500 Kumbergern stehen auch zwei Bewohner, die erst seit Dezember im Ort leben. Und bleiben möchten: "Das ist meine zweite Familie", beteuert Delan H. in gutem Deutsch, obwohl er die Sprache erst seit ein paar Monaten lernt. "Die Leute in Kumberg sind so nett."

Immer wieder kommen H. und seiner Frau Rawya Donnerstagnacht jedoch die Tränen: Ihre Kinder, Alan und Ayenne, sind nicht bei ihnen. Der neunjährige Bub und seine Schwester, 8, flüchteten durch ein Fenster, als Polizei vor der Tür stand: Die irakische Familie sollte Donnerstag abgeschoben werden.

Die Polizei suchte sogar vom Helikopter aus nach ihnen. Eine Aktion, die der Behörde massive Kritik der Grünen einbrachte. "Eine Hubschrauber-Jagd auf Kinder ist eine absolut überzogene Maßnahme", ärgerte sich etwa die steirische Landtagsabgeordnete Sabine Jungwirth. Im Nationalrat soll diese Hubschraubersuche per Anfrage an den Innenminister untersucht werden.

Die Geschwister sind wieder da, allerdings nicht bei ihren Eltern. Es gehe ihnen aber gut, versichert ihr Vater. Er wisse aber auch nicht, wo genau sie sich aufhielten.

Verfahren in Österreich

In Kumberg machen sich immer mehr Menschen für Familie H. stark: Sie soll bleiben dürfen. "Die zentrale Forderung ist, dass Österreich das Asylverfahren abwickelt", betont Sprecher Johannes Steiner. "Österreich könnte das, wenn es wollte."

Die Iraker kamen über Kroatien ins Land und stellten erst in Österreich einen Asylantrag. Daran knüpft der Abschiebeauftrag des Bundes an: Gemäß der Dublin III-Verordnung muss jenes Land das Asylverfahren abwickeln, über das Flüchtlinge in die EU gelangen. "Aber das muss nicht sein", versichert Johannes Steiner. "In Härtefällen kann auch Österreich das Asylverfahren durchführen."

Familie H. ist so ein Fall, davon sind jene Kumberger überzeugt, die Donnerstagnacht für sie auf die Straße gingen. Alan kickt im örtlichen Fußballverein, Ayenne ist im Tanzverein.

Lehrer und Eltern bitten

Beide Kinder besuchen die Volksschule. Deren Lehrer und Elternverein wenden sich nun in einem Brief an Integrationsminister Sebastian Kurz, ÖVP: Er möge sich einsetzen. Denn alles andere hieße, dass Flüchtlinge sich gar nicht um Integration bemühen müssten. ,"Ihr seid ohnehin der Willkür ausgeliefert", heißt es in dem Schreiben. Delan, Rawya, Alan und Ayenne H. seien ein Musterbeispiel bei der Integration. "Ein solches Beispiel wird durch Behördenwillkür zerstört."

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