Ein Gasthaus als Druckmittel

Geht es nach einem Unternehmer, sollen in St. Koloman im Tennengau inmitten einer Alpinen Ruhezone Bagger auffahren (Symbolbild)
Wirt soll mit Schließung drohen, wenn Gemeinde Steinbruch-Projekt nicht unterstützt

Eigentlich waren die Pläne für einen Steinbruch am Tauglboden in St. Koloman (Tennengau) schon einmal vom Tisch. Der Gemeinderat hatte sich in einer Abstimmung dagegen ausgesprochen. Jahre später will der Projektwerber, ein Wirt aus dem Ort, seine Pläne wieder auf Schiene bringen. Am 26. Juli soll der Gemeinderat erneut entscheiden, ob das Vorhaben doch noch Unterstützung findet. Der Betreiber hat um eine neuerliche Abstimmung angesucht.

Die Projektgegner um Peter Böhm sind deswegen schon im Vorfeld alarmiert. „Einer will sich bereichern und pfeift auf die Landschaft und das ganze Drumherum“, kritisiert Böhm die Pläne für das Projekt, das inmitten einer sogenannten Alpinen Ruhezone liege. „In der Agenda 21 (ein vom Land gefördertes Programm zur Umsetzung von Zukunftsprozessen in Gemeinden, Anm.) ist klar herausgekommen, dass wir unsere Ruhe haben wollen: Keinen Steinbruch und keine Industrie“, betont Böhm.

Abseits der Sorgen um die Umwelt beschäftigt den Ort im Ringen um den Steinbruch noch eine weitere Facette: Der Unternehmer, der mit dem Steinbruch seine Erdbewegungsfirma erweitern will, soll sein Wirtshaus samt Veranstaltungssaal mit bis zu 250 Sitzplätzen infrage stellen, sollte die Gemeinde die Unterstützung verweigern. „Er droht damit, sein Gasthaus mit Oktober zuzusperren“, sagt Böhm.

Zweites Standbein

Bürgermeister Wilhelm Wallinger (ÖVP) bestätigt das. „Er braucht ein zweites, gutes Standbein, das weiterzuführen“, soll der Wirt gegenüber ihm argumentiert haben. Vor allem wegen dem für die kleine Landgemeinde wichtigen Veranstaltungssaal sei die drohende Schließung problematisch, sagt Wallinger. Daher überlege man einen Neubau. „Im Hintergrund laufen bereits Planungen mit einem Architekten. Aber es wäre besser, wenn das ein Wirt betreibt.“

Wie die Abstimmung Ende Juli ausgeht, ist offen. Klubzwang gebe es in seiner Gemeinderatsfraktion jedenfalls nicht. Wallinger selbst will sich nicht deklarieren. Er sei in der Sache neutral, habe aber dem Betreiber schon gesagt, dass er „keine guten Karten“ für ihn sehe. „Wir haben uns seit Längerem darauf festgelegt, dass wir uns im Tourismus weiterentwickeln wollen. Da wird ein Steinbruch nicht förderlich sein.“

Der Unternehmer will sich auf Anfrage nicht äußern. „Ich gebe zu dieser Geschichte grundsätzlich keine Kommentare ab.“ Denn er könne ohnehin nur schlecht dastehen, meint er unter Verweis auf die bisherige Berichterstattung. Nur so viel: „Das Gasthaus ist ein kleiner Teil meiner Firma. Und wenn eine Expansion nicht möglich ist, muss ich mir etwas überlegen. Das in einen direkten Zusammenhang zu bringen, ist nicht in Ordnung.“

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