Ein Drittel weniger Russen auf Urlaub

Ein Drittel weniger Russen auf Urlaub
Im Jänner, dem stärksten "Russen-Monat", spüren Skigebiete schon jetzt starke Einbußen.

Wenn die orthodoxen Russen heute das Weihnachtsfest feiern, wird es in den Skiregionen Tirols und Salzburgs tatsächlich eine "stille Nacht". Den süßen Klang klirrender Wodka-Gläser samt "Nastrovje" und den entsprechenden Geldfluss werden nur die Nobelhotels erleben. Die Mittelschicht lässt nach – wie bereits im Herbst prognostiziert.

Schuld ist der schwache Rubel: Der Wechselkurs liegt aktuell bei rund 74 Rubel für einen Euro, im Frühjahr 2014 waren es knapp 40. Ein Urlaub in Österreich kommt heuer beinahe doppelt so teuer wie im Vorjahr.

Touristiker rechnen im Jänner – dem stärksten "Russenmonat" der Saison – mit einem Minus von bis zu 30 Prozent bei Gästen aus Russland und der Ukraine. Aus diesen Ländern werden am Salzburger Flughafen auch um ein Drittel weniger Urlaubsflieger erwartet. Das entspricht etwa zehn bis zwölf Flugzeugen.

Schnee ist kleiner Trost

Johannes Schwaninger vom "Steinerwirt" in Zell am See (Salzburg) sieht es positiv: "Es ist ein Wunder, dass die Russen überhaupt kommen. Die müssen uns Österreicher wirklich lieben, wenn sie sich den Luxus leisten." In seinem Drei-Stern-Boutiquehotel sind aktuell einige Betten leer. "Das tut uns natürlich weh, aber wir hoffen, das mit Urlaubern aus anderen Nationen einigermaßen kompensieren zu können."

Darauf setzt auch Isabella Dschulnigg vom Saalbacher Hof in Saalbach-Hinterglemm: "Wir wussten ja schon im Herbst, was uns erwartet, und haben verstärkt Werbung in den umliegenden Ländern gemacht. Derzeit kommen die meisten unserer Gäste aus Skandinavien und Deutschland."

Dasselbe Bild im Gasteinertal: Während einige Hoteliers bei den Russen schon jetzt Einbußen von bis zu 40 Prozent beklagen, treten jetzt die Bayern verstärkt auf. "Es ist uns ein kleiner Trost, dass uns die tolle Schneelage viele Spontanbuchungen aus den Nachbarländern bringt", sagt Martin Zeppezauer vom Tourismusverband und blickt mit Sorge auf die Wetterprognosen. "Wir bräuchten schon einen sensationellen Winter, um das Minus auf diese Weise insgesamt auszugleichen."

Nobelhotels gut gebucht

"Abgerechnet wird am Schluss", betont Florian Neuner von der Tirol Werbung. Er bemerkt aber schon jetzt, dass die Schere zwischen mittel- und hochpreisigen Hotels stark auseinandergeht: "Das Ötztal wird einen ordentlichen Rückgang erleben. Skiorte wie Ischgl oder Kitzbühel, die eher die Oberschicht anziehen, werden mit einem blauen Auge davonkommen."

Eine Bilanz über den "Russenmonat" Jänner geben die Touristiker Mitte Februar. Dann könnte das befürchtete Minus offiziell werden. Zum Vergleich: Im Jänner 2014 verzeichnete der Tirol Tourismus rund 290.000 Nächtigungen russischer und ukrainischer Gäste (5,9 Millionen insgesamt). In Salzburg waren es rund 127.000 (von 3,4 Millionen).

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