Ehrung für die berittene Polizei, die nie im Dienst war
Die berittene Polizei gibt es nicht mehr. Geehrt wird sie trotzdem.
Der Rahmen für die Feierlichkeit am kommenden Freitag ist festlich. Die prunkvolle Sala terrena (italienisch für „ebenerdiger Saal“) im Palais Modena im Innenministerium wurde um 1600 errichtet und vor einiger Zeit aufwendig restauriert. In diesen geschichtsträchtigen Mauern werden die Beamten der berittenen Polizei vor den Vorhang geholt.
Doch die Ehrung sorgt für Befremden in den eigenen Reihen. Die berittene Polizei, ein Prestigeprojekt des freiheitlichen Ex-Innenministers Herbert Kickl, war nämlich keinen einzigen Tag im Einsatz.
„32.700 Leute leisten bei uns tadellosen Dienst, und die bekommen kein Dekret“, sagt etwa Reinhard Zimmermann, der oberste Polizeigewerkschafter auf KURIER-Anfrage.
Es gehe darum, den Beamten für ihren „unermüdlichen und professionellen Einsatz“ zu danken, heißt es aus dem Innenministerium.
Unangenehm gelaufen
Trotz der Einstellung des Projekts hätten sich die Polizisten äußerst engagiert. Man wolle ihnen eine gewisse Wertschätzung entgegen bringen, weil das Projekt derart unangenehm abgelaufen sei, heißt es von Seiten der Cobra, die zuletzt die Leitung über die Reiterstaffel hatte. Die Bediensteten durften, im Gegensatz zu ihren ursprünglichen Dienststellen, keine einzige Überstunde machen. Einige hätten sogar ihre Wohnsitze in Tirol und Kärnten aufgegeben um nach Wiener Neustadt zu wechseln. Sie hätten mit privaten Pferdeanhängern, Sätteln und Reitausrüstung ausgeholfen.
Der Ausbildungsbetrieb für die berittene Polizei begann im Jahr 2018. Zehn Pferde wurden dafür angekauft, zwei waren ein Geschenk des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán.
Nach dem Ende der türkis-blauen Regierung gab Innenminister Wolfgang Peschorn vergangenen November bekannt, dass die berittene Polizei eingestellt wird. Bis dahin kostete die Einheit mehr als zwei Millionen Euro.
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