Effizientere Radarkontrollen: Debatte um Kickl-Vorhaben

Herbert Kickl möchte neue Vorgaben, wo Laserpistolen künftig zum Einsatz kommen dürfen.
FPÖ-Innenminister will Kontrollen nur dort, wo Raser gefährlich werden könnten. Beim VCÖ sieht man das kritisch.

Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) will Radarkontrollen verschieben. Künftig soll die „Wirkungsorientierung“ im Mittelpunkt stehen, meinte er im Gespräch mit der Kleinen Zeitung.

Kontrollen sollen dort stattfinden, wo sie helfen, gefährliche Situationen zu verhindern, etwa wenn vor Schulen die Geschwindigkeit überschritten wird. „Die Kontrollen sollen nicht weniger, sondern effizienter eingesetzt werden“, sagt ein Sprecher.

Martin Hoffer, Chefjurist des ÖAMTC, begrüßt die Forderung grundsätzlich und verweist auf die Debatte rund um die Radarbox, die voriges Jahr bei Wiener Neustadt auf der Südostautobahn aufgestellt wurde. In nur zwei Wochen wurden 200.000 Schnellfahrer erwischt und 600 Führerscheine abgenommen, weil aufgrund einer Baustelle kurzfristig eine 80km/h-Beschränkung eingeführt worden war. Damals kam auch die Frage auf, ob das nicht mehr Abzocke als Sicherheitsmaßnahme sei.

Beitrag zur Sicherheit

Anders sieht das Thema Christian Gratzer vom Verkehrsklub Österreich (VCÖ). Grundsätzlich leiste die Radarüberwachung einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit. „Wie man in der aktuellen Unfallstatistik sieht (siehe weiteren Artikel unten), passiert immer noch jeder vierte Unfall wegen nicht angepasster Fahrgeschwindigkeit“, sagt er. „Den Verkehrsteilnehmern muss bewusst gemacht werden, dass sie sich an das Tempolimit zu halten haben.“

Zum Vergleich: Die Schweiz, ein Land mit ähnlichem Verkehrsaufkommen und ähnlicher Einwohnerzahl, habe im Jahr halb so viele Verkehrstote wie Österreich. Ein Grund sei wohl, dass Schnellfahren um einiges strenger geahndet wird.

Mit 413 tödlich Verunglückten im Jahr 2017 vermeldete das Innenministerium (BMI) am Neujahrstag nach 2016 erneut die bisher niedrigste Zahl an Verkehrstoten seit Beginn der Aufzeichnungen 1950. Im Vergleich zu 2016 bedeutet dies einen Rückgang von 19 Toten bzw. von 4,4 Prozent. Acht Todesopfer waren Kinder unter 14 Jahren.

Mit 2948 Toten war 1972 das bisher „schwärzeste Jahr“ der Unfallstatistik, 2017 war es im Vergleich dazu ein Siebentel. Die Zahl zugelassener Fahrzeuge hat seit 1972 jedoch von 2,5 Millionen auf 6,8 Millionen zugenommen.

Als vermutliche Hauptunfallursachen gelten weiterhin mehrheitlich Unachtsamkeit bzw. Ablenkung (32,3 Prozent) und nicht angepasste Fahrgeschwindigkeit (26,3 Prozent). An dritter Stelle folgen Vorrangverletzung mit 10,9 Prozent. Alkohol war bei 19 letalen Unfällen mit im Spiel. 72 tödlich verletzte Fahrzeuginsassen waren zudem nicht angegurtet.

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