Bestechungsaffäre um dubiose Privatagentin

Die dubiose deutsche Beraterin soll in Österreich nicht nur groß abkassiert haben
Verdächtige Beraterin "Nina" versorgte auch den Grünen Abgeordneten Peter Pilz mit "OMV-Informationen".

Die Bestechungsaffäre rund um die deutsche "Privatagentin" Christine W. zieht weite Kreise. Wie der KURIER berichtete, soll die in Deutschland verhaftete Unternehmensberaterin nicht nur zwei deutsche Kripo-Beamte bestochen haben, sondern laut Aktenlage womöglich auch drei Mitarbeiter des Wiener Innenministeriums bzw. Verfassungsschutzes. Zwei weitere Namen werden von Insidern genannt. Bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hält sich man sehr bedeckt. "Ich kann Ihnen aber bestätigen, dass die WKStA den Vorwürfen nachgeht", sagt Oberstaatsanwältin Alexandra Baumann zum KURIER.

Die dubiose Beraterin, der Insider Nähe zum deutschen Bundesnachrichtendienst nachsagen, war nicht nur für einen Vertrauten des ukrainischen Oligarchen Dmitry Firtasch fast ein Jahr lang tätig, sondern auch für die OMV und die Vienna Insurance Group (VIG).

Auch den grünen Abgeordneten Peter Pilz hat die Dame aus Deutschland, die sich Nina nennt, mit seltsamen Dossiers, u.a. über angebliche OMV- und Gazprom-Verstrickungen, gefüttert. Pilz bestätigt das dem KURIER. "Ich kenne Frau W. sehr genau", sagt Pilz. "Sie war ein paar Mal bei mir. Mein Eindruck war, dass sie für verschiedene Nachrichtendienste tätig war." Er sei ihr aber mit sehr großer Vorsicht begegnet.

Insider behaupten, dass Frau W. auch mit der Kanzlei des Wiener Anwalts Gabriel Lansky zusammengearbeitet habe. Er bestreitet das. "Ich kenne den Namen W. aus einem Mandat vor etwa hundert Jahren, aber ich habe nicht in Erinnerung, dass ich ihr Aufträge gegeben habe", sagt Lansky zum KURIER.

600.000 Euro bezahlt

Fakt ist: Christine W. arbeitete mit der Wiener Firma Aventus zusammen. Das Unternehmen gilt als eine Art "privater Nachrichtendienst". Seit 2013 flossen mehr als 600.000 Euro von Aventus an die deutsche Beraterin. Geschäftsführer von Aventus ist der frühere Bundesheer-Brigadier Gerald Karner; Mehrheitsgesellschafter der Sicherheitsfirma ist der Wiener Finanzinvestor Alexander Schütz (C-Quadrat).

Hietzinger Villa

Detail am Rande: In der Hietzinger Villa von Schütz wohnt mittlerweile der ukrainische Oligarch Dmitry Firtasch, dessen Auslieferung die USA wegen einer angeblichen Korruptionscausa fordern. Er wehrt sich bisher erfolgreich dagegen. Indes sagt Karner, dass Aventus von Firtasch "leider keinen Auftrag" habe. "Wir haben mit Frau W. für die Vienna Insurance Group im Zusammenhang mit Rumänien gearbeitet", bestätigt Karner dem KURIER. Und weiter: "Der genannte Betrag ist nachvollziehbar und wurde an W. bezahlt."

Projekt Blackstone

Eines der Sicherheitsprojekte für die VIG hatte die Bezeichnung "Blackstone". Ein Rumäne sollte 2013 eine interne Ermittlungstruppe aufbauen, die "Mitarbeiter enttarnt, die zum Schaden (der VIG) in die eigene Tasche wirtschaften". Auch eine Liechtensteiner Firma sollte durchleuchtet werden.

"Christine W. hat den Eindruck vermittelt, dass sie zu allen möglichen Nachrichtendiensten enge Kontakte hat, insbesondere in Osteuropa", sagt Karner. Obwohl ein hochrangiger VIG-Manager die "Agentin" im Sommer 2013 in einem Hotel in Bukarest getroffen haben soll, teilt die VIG mit, dass man Frau W. nur 2015 einen kleinen Auftrag gegeben habe und keinen weiteren. Indes wird die Zusammenarbeit mit Aventus bis ins Jahr 2014 bestätigt.

Rüstungsgeschäfte und Psychostimulanzien?

Wie berichtet, wurden neben Christine W. auch zwei deutsche Kripo-Beamte verhaftet. Einer ist Kommissar beim Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern, der andere ist mittlerweile nicht mehr beim LKA. Neben Bestechlichkeit und Amtsmissbrauch steht das Duo im Verdacht, "illegale Ausfuhren von Rüstungsgütern vermittelt" zu haben.

Der LKA-Kommissar notierte laut Aktenlage in einem Schreiben, dass er den Österreicher Karl S. am 14. Februar 2014 in Berlin getroffen habe. Der Österreicher Karl S. ist bzw. war Europa-Repräsentant eines arabischen Mischkonzerns mit Rüstungssparte und Sitz in Abu Dhabi. Diesen Job hat ihm ein namhafter österreichischer Ex-Top-Manager verschafft. Bei diesem Treffen soll S. dem LKA-Mann mitgeteilt haben, dass seine arabischer Auftraggeber "an einer intensiven Kooperation mit deutschen Rüstungsunternehmen interessiert seien und aufgrund seiner privilegierten Stellung und der einflussreichen Eigentümer für diese (deutschen Rüstungsunternehmen) im arabischen Raum neue Absatzmärkte eröffnen kann.

Indes soll der Ex-LKA-Beamte laut Aktenlage im Dezember 2014 "nachweisliche Bemühungen" angestellt haben, Militärfahrzeuge und Psychostimulanzien für den Einsatz in einem Krisengebiet zu beschaffen". Zugleich soll er für die erwähnte arabische Gruppe, die der Östererreicher repräsentierte, tätig geworden sein - im Zusammenhang mit einem deutschen Rüstungs-Riesen (Name der Redaktion bekannt).

Karl S. soll in Österreich kein unbeschriebenes Blatt sein. Vor seiner Tätigkeit für die Araber soll S. dem österreichischen Verfassungsschutz jahrelang als "Informant" gedient haben - und sich im Streit getrennt haben. Aber das ist ein anderes Kapitel.

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