Dschihadisten-Video ist "harmlos"

Ortschef Steinbauer, im Hintergrund der Kirchturm aus dem Video.
Verfassungsschutz prüft Handyvideo aus Pongauer Urlaubsort - Bürgermeister zeigt sich gelassen.

Wir warten auf die Worte unseres Anführers mit der Hoffnung, dass er in diesen Ort kommt und hier die Fahne der Bestrafung hisst", sagt eine Stimme auf Arabisch in einem Handyvideo, während ein Kirchturm gezeigt wird.

Dieser Kirchturm steht in Bad Gastein im Salzburger Pongau. Beim Schwenk über den idyllischen Urlaubsort ruft der Sprecher zum Vormarsch des "Islamischen Staates" (IS) in den Alpen auf. Ein Unbekannter hat das Video am Donnerstag dem Privat-TV-Sender Puls4 zugespielt. Seit der Ausstrahlung herrscht deswegen helle Aufregung. Haben Dschihadisten es etwa auf Bad Gastein abgesehen?

Das Bundesamt für Verfassungsschutz sagt "Nein". Nach einer ersten Analyse von Experten sei keine Bedrohung des Ortes und Österreichs ableitbar, beruhigt Alexander Marakovits, Sprecher des Innenministeriums: "Es handelt sich nur um eine Aneinanderreihung von religiösen Floskeln. Nach derzeitigem Stand ist es als harmlos einzustufen."

Abgeschlossen seien die Ermittlungen aber noch nicht. "Das Video ist seit zwei Tagen auf einer Internetplattform zu sehen. Wir versuchen, seinen Ursprung und die Hintergründe herauszufinden", erklärt Marakovits. Zudem sei nicht gesichert, dass der Sprecher des Videos – offenbar ein junger Mann mit saudiarabischem Dialekt – tatsächlich in Bad Gastein war. Der Text könnte auch nachträglich zu alten Aufnahmen hinzugefügt worden sein.

Arabischer Urlauber

Viel gibt das Handyvideo nicht her: Die Aufnahme ist verwackelt und von schlechter Qualität. Erkennbar ist nur der Kirchturm. Die Perspektive lässt vermuten, dass von der Hauptstraße aus gefilmt wurde.

Der Gasteiner Bürgermeister, Gerhard Steinbauer, sieht jedenfalls keinen Grund zur Beunruhigung. Bis keine authorisierte Übersetzung vorliegt, nehme er das Video nicht ernst. "Wahrscheinlich war das ein arabischer Urlauber, der zufällig hier war, als ihm diese wahnwitzige Idee gekommen ist. Wir nehmen das nicht persönlich. Ich bezweifle stark, dass Dschihadisten ein Interesse an Gastein haben."

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