Dschihadisten-Prozess startete erst fünf Jahre nach Razzia

Die "Operation Palmyra" 2014
Prediger und Obleute eines Moscheevereins wollen mit den "blöden Leuten des IS" nichts zu tun haben.

Tief in die verquere Ideologie der Islamisten taucht der jüngste Prozess gegen mutmaßliche Dschihadisten in Graz ein. "Sie wollen aus Österreich kein Kalifat machen?, fragt die Richterin den ersten der sechs Angeklagtne, einen Prediger und Religionslehrer.

"Das ist in Österreich kein Thema", wehrt der 47-Jährige ab, dem der Staatsanwalt vorwirft, junge Männer radikalisiert und dadurch überhaupt erst für den IS interessiert zu haben.

"Blöde Leute"

Doch auch der mitangeklagte Vereinsobmann will nichts mit "den blöden Leuten vom IS" zu tun haben. "Wenn die richtige Muslime wären, dann würden sie keine Frauen und Kinder umbringen", bewertet der 52-Jährige. "Wir haben mit Terroristen nichts zu tun."

30.000 Seiten dick ist der Gerichtsakt über die Männer, die in der Türkei geboren wurden, aber längst seit Jahrzehnten in Oberösterreich leben. Schon im November 2014 wurden sie bei einer der ersten Razzien gegen mutmaßliche IS-Unterstützer in Österreich festgenommen, doch der Prozess startete er jetzt, knapp fünf Jahre später.

Sie gehören alle zur Führung eines Linzer Moscheevereins, einem "Stützpunkt des IS in Österreich", wie der Ankläger am ersten Prozesstag zu den Geschworenen sagt. "Alles Lüge", entgegnet der Prediger später in dem Verfahren. "Dafgür gibt es keinen Beweis." Allerdings wehte die IS-Flagge auf der Vereinshomepage.

"Gefährlicher Verein"

Er halte den Verein für gefährlich, wiederholt der Ankläger am Mittwoch. "Er vertritt den Salafismus." - "Sicher nicht!", kontert dessen Obmannn. Staatsanwalt und Zweitangeklagter verzetteln sich in Religionsdebatten, Allah und Gott, gläubig und ungläubig. "Was schreibt die Scharia im Umgang mit Ungläubigen vor?", fragt der Ankläger . Da kenne er sich nicht aus, antwortet der Obmann. 

Der Prozess dauert heute noch bis zum Nachmittag, danach wird vertagt bis 1. Oktober.

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