IS-Prozess in Graz: Prediger soll 5000 Kinder unterrichtet haben

Der Prozess in Graz wird am Dienstag fortgesetzt
Angeklagter aus Linz soll laut Staatsanwalt eine radikale Ideologie gelehrt haben.

An öffentlichen Schulen fungierte der 47-Jährige als Lehrer für islamische Religion. "Religionsunterricht eines radikalen Predigers ist ideologischer Unterricht", prangert der Staatsanwalt im gestern eröffneten IS-Prozess in Graz an. Unterrichtsinhalt sei in solchen Fällen die Scharia, führt der Ankläger weiter aus und wundert sich, dass das Behörden nicht aufgefallen sei. Immerhin habe der in Linz lebende und in Kairo ausgebildete gebürtige Türke "sicher an die 5000 Kinder" unterrichtet, wie der 47-Jährige im Verfahren selbst sagt  - und zwar an Schulen in ganz Österreich.

Sechs Männer sind seit Montag in Graz vor Gericht, ein weiterer Angeklagter setzte sich vor Prozessbeginn ab. Der Staatsanwalt sieht in dem Prediger zwar den Hauptangeklagten, doch die übrigen fünf - Obleute eines Linzer Moscheevereins und dessen Vermieter - hätten dessen Machenschaften mitgetragen. So sei dieser Verein "ein Stützpunkt des IS in Österreich" geworden".

IS-Flagge auf dem T-Shirt 

Am Dienstag versucht die Richterin, Verbindungen zwischen dem Prediger und in Graz bereits verurteilten Syrien-Rückkehrern und zum Teil  verwundeten IS-Kämpfern fest zu machen. "Haben Sie gesagt, es ist gut, nach Syrien zu gehen?" Der 47-Jährige sagt Ja, aber nur aus humanitären Gründen. "Wenn ich sage, nach Syrien gehen, dann zur Unterstützung der Menschen", kommentiert der Angeklagte. "Das hat mit Kampf nichts zu tun."

Dass junge Männer mit IS-Flaggen auf dem T-Shirt im Verein erschienen sind, habe ihn nicht interessiert. "Ich bin ja nicht der Vater. Und die Flagge war da in Österreich noch nicht verboten."

Angeklagt sind die Mitgliedschaft bei einer terroristischen Vereinigung sowie staatsfeindliche Verbidung, ein bis zehn Jahre Haft sind im Fall einer Verurteilung möglich. In dem Verein sollen junge Männer radikalisiert und für den Kampf in Syrien angeworben worden sein.

IS-Emblem auch auf Vereinshomepage

Doch der Hauptangeklagte wischt die Vorwürfe vom Tisch: "Alles Lüge."  Der Staatsanwalt wirft ihm jedoch die Besuche eines Syrien-Heimkehrers im Linzer Moscheeverein vor. "Warum lassen Sie so eine hinein, wenn Sie doch so fanatisch gegen den IS sind?" Der Prediger kontert, damit er den Mann "verbessere".

Dass kurz nach den großen Erobungeren des Terroregimes in Syrien ein  mitangeklagtes Vereinsmitglied - dessen Bruder ebenfalls in Syrien gekämpft haben soll -  die IS-Flagge auf die Homepage des Vereins stellte, habe er nicht beauftragt, wehrt der 47-Jährige gereizt ab. "Stellen Sie eine Frage!", fordert er den Ankläger auf. "Mir gefällt dieser Stil hier nicht."

Der Prozess wird bis Mitte Oktober fortgesetzt.

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