Disziplinierter Start in den Skiwinter: Lokalaugenschein in Tirol

Die Skifahrer waren wie vorgeschrieben mit FFP2-Masken ausgerüstet
Die meisten Skigebiete Österreichs öffneten am Donnerstag ihre Pisten. In der Axamer Lizumverlief der Start in geregelten Bahnen.

Die Tourengeher sind bereits Richtung Berg unterwegs, als die ersten Pistenskifahrer in der Axamer Lizum eintrudeln – einem der Hausskigebiete im Ballungsraum von Innsbruck. Die Tiroler Landeshauptstadt ist keine halbe Autostunde entfernt.

An den Liftkassen ist zunächst Geduld gefragt. Aber nur, weil das Personal am ersten Tag der Saison noch nicht ganz firm mit dem Computersystem ist. Schlangen bilden sich dennoch keine, denn ein Massenansturm ist nicht in Sicht. Und damit gibt es an diesem Weihnachtstag auch keine Gefahr von dichtem Gedränge beim Ticketkauf.

Derartige Bilder vom Saisonauftakt einiger Gletscherskigebiete im Herbst, bei denen viele Gäste weder Babyelefanten-Abstände einhielten, noch Mund-Nasen-Schutz trugen, hatte der Branche massive Kritik eingebracht.

Kein Zutritt ohne FFP2

„Ohne FFP2-Maske darfst du nicht mitfahren“, sagt ein Seilbahnmitarbeiter zu einer jungen Frau, die Mund und Nase nur mit einem Tuch bedeckt hat, als sie in die Talstation der Olympiabahn gehen will. Sie wird zurück zur Kassa geschickt, wo es die vom Bund für den Transport in Gondeln und Sesselliften vorgeschriebenen Schutzmasken zu kaufen gibt.

Disziplinierter Start in den Skiwinter: Lokalaugenschein in Tirol

Die Wintersportler wurden von Schneetreiben begrüßt

Zusätzliches Personal achtet bei den Liftstationen auf die Einhaltung der Schutzvorschriften. Die Vorschriften sind auf unzähligen Schildern abgebildet. Immer wieder werden die Skifahrer auch mit Durchsagen informiert. „Die meisten sind einsichtig“, sagt ein Liftwart, der beim Eingang zur Standseilbahn immer wieder „Abstand bitte“ ruft.

Halbe Kapazität

In den Abteilen der für die Olympischen Winterspiele 1976 errichteten und entsprechend historisch anmutenden Bahn auf den Hoadl (2.340 Meter) dürfen nur zehn statt 20 Personen mitfahren. In normalen Wintern ist man hier eingequetscht wie in einer Sardinendose. Oben am Berg herrscht dichtes Schneetreiben. Kinder vom Axamer Skiklub sind mit ihren Eltern unterwegs und lassen sich den Spaß von den widrigen Bedingungen nicht vermiesen.

Die Sessellifte im Skigebiet sind spärlich besetzt. Auf den Pisten gibt es Platz ohne Ende. Neuschnee liegt auf den bestens präparierten Hängen. Der Winter gehört aufgrund der Reisebeschränkungen Österreichs und der Heimatländer der Touristen vorerst den Einheimischen.

Weihnachtstradition

„Wir sind alle Jahre zu Weihnachten hier und sind sehr froh, dass die Pisten jetzt noch aufgegangen sind“, sagt Michael Seyrling aus Axams. Von Beruf Polizist lautet sein Befund: „Die Leute sind sehr diszipliniert. Es sind auch nicht so viele da.“

Disziplinierter Start in den Skiwinter: Lokalaugenschein in Tirol

Krankenschwester Martina Seyrling hat kein Problem mit der Maskenpflicht

Die zuletzt noch verschärfte Maskenpflicht beim Liftfahren stört ihn und sein Frau Martina nicht. „Das nehmen wir in Kauf“, sagt sie und erzählt: „Ich bin Krankenschwester. Da muss ich die Maske jeden Tag zwölf Stunden auf haben.“

Beim Anstehen im Freien und auf Schleppliften oder Sesselliften ohne Abdeckhaube reicht ein normaler Mund-Nasen-Schutz. Skigebiete in ganz Österreich haben für den Saisonstart in Schlauchschals, Bandanas oder gewöhnliche Stoffmasken investiert, die zum Teil kostenlos ausgegeben werden – so auch in der Axamer Lizum.

Maskenstreit

Dass in der finalen Verordnung des Gesundheitsministeriums schließlich für geschlossene Bereiche in den Skigebieten FFP2-Masken vorgeschrieben wurden, hat die Gemüter der Branchenvertreter erhitzt.

Disziplinierter Start in den Skiwinter: Lokalaugenschein in Tirol

Noah Wiestner (16) ist froh, wieder etwas unternehmen zu können

„Ich finde die Maßnahme gut. So kann man vielleicht das Infektionsgeschehen kleiner halten“, sagt hingegen Noah Wiestner aus dem nahen Grinzens.

Der 16-jährige HAK-Schüler ist in erster Linie glücklich, dass Skifahren wieder möglich ist. „Die Vorfreude ist riesig“, sagt der Bursche, als er sich die Skier anschnallt. „Sonst kann man ja nicht viel tun.“

Die Landeshauptleute der alpinen Bundesländer haben in den vergangenen Tagen massiv darauf gedrängt, dass die Skigebiete für die Einheimischen öffnen dürfen.

Alpines Selbstverständnis

„Was in Ostösterreich das Joggen oder Spaziergehen im Park oder Wald ist, ist für uns in Tirol das Skifahren“, hatte Landeshauptmann Günther Platter versucht, zu erklären, welchen Stellenwert der Freizeitsport in Tirol hat. Selbst seine grüne Stellvertreterin Ingrid Felipe hat zu der Debatte gemeint, dass Weihnachten ohne Skifahren für Tiroler unvorstellbar wäre.

Der Balanceakt der Skigebietsöffnung scheint am ersten Tag gelungen zu sein. Nicht nur in der Axamer Lizum sollen sich die Wintersportler diszipliniert verhalten haben. Erleichtert war man auch im Osten von Österreich, wo man Sorge hatte, überrannt zu werden.

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Am Hochkar (NÖ) war man erleichtert, über das disziplinierte Verhalten der Gäste

Skigebiete wie das Hochkar (NÖ) reagierten mit Kontingentierungen. Das scheint geklappt zu haben. Die Gäste hätten sich auch an alle Regeln gehalten, zog Bergbahnchef Andreas Buder zufrieden Bilanz zum ersten Skitag.

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