Die Toto-Millionen von Skandal-Banker Martin Pucher
Es ist eine der vielen unglaublichen Facetten rund um die Commerzialbank-Pleite mit Gläubigerforderungen in der Höhe von 812 Millionen Euro: dass deren Ex-Vorstand Martin Pucher auch Toto- und Lotto-Millionär war. Dem KURIER liegen nun jene acht Seiten seiner Einvernahme vor, auf denen er genau beschreibt, wann und wohin diese Gelder geflossen sind. Dazu gibt es auch ein handschriftlich geführtes, blaues Heft, in dem alle Ausgaben und Gewinne einer dieser Spielergemeinschaften aufgelistet sind.
Diese Gemeinschaft, die er mit einem „jahrzehntelangen Freund“ 1988 gegründet hatte, konnte innerhalb von zwölf Jahren insgesamt einen Gewinn von damals 80,3 Millionen Schilling (5,8 Millionen Euro) erzielen, wobei 67,4 Millionen Schilling (4,8 Millionen Euro) eingesetzt worden waren. Den Reingewinn von 12,9 Millionen Schilling (937.000 Euro) teilten sie sich auf.
Kinder tippten mit
Martin Pucher – mittlerweile mit rund 65 Millionen Euro Minus in Privatkonkurs – war wegen seiner Fußball-Leidenschaft zum Toto-Spielen gekommen. So baute er eine weitere Spielergemeinschaft mit seiner Frau auf. „Gleichwohl wurde diese Spielform und insbesondere Toto als gemeinsame Familienaktivität betrieben“, gab er dazu nun zu Protokoll. Das ging so weit, dass er für seine Kinder, als diese noch minderjährig waren, eigene Tipp-Schablonen anfertigte, damit auch sie Tipps abgeben konnten.
Nach dem Jahr 1999 bis zu seinen Schlaganfällen 2015 führte Pucher dann die Aufzeichnungen nicht mehr so genau. Als vermutlichen Gewinn gibt er für diese Zeit rund 1,8 Millionen Euro an. Aber: „Da Herr Pucher zu diesen Toto-Spielen – anders als bei der Spielergemeinschaft, wo Herr Pucher die Einsätze und Gewinn gegenüber Herrn Mag. (...) nachvollziehbar dargestellt haben wollte – keine handschriftlichen Aufzeichnungen mehr führte, können die Einsätze und der letztlich erzielte effektive Gewinn aus diesen Toto-Spielen heute nicht mehr zu Gänze rekonstruiert werden“, heißt dazu in seiner Stellungnahme.
Lotto dürfte Pucher nur dann gespielt haben, wenn durch einen Jackpot größere Summen gewonnen werden konnten. Zu Protokoll gab er einen Lotto-Sechser, der ihm rund 10 Millionen Schilling (726.000 Euro) eingebracht hatte. Der Jackpot betrug damals 60 Millionen Schilling, es gab allerdings gleich sechs Lotto-Millionäre.
In seinen Einvernahmen erklärte Pucher weiters, dass er niemals Gelder aus der Commerzialbank Mattersburg zum Toto-Spielen verwendet habe. Auf der anderen Seite seien Gewinne sehr verzweigt deponiert oder angelegt worden. Immer als eine „Absicherung“ für seine Ehefrau und seine Kinder. So wurden die Auszahlungen in der Regel auf die Girokonten seiner Ehefrau bei der Commerzialbank oder der Bank Austria überwiesen.
Treuhänder für Gewinne
Dazu kommen noch diverse Sparbücher und Konto-Überweisungen auf Drittbanken. Manchmal wurden diese Gelder auch in Form von Barschecks von einem Vertrauten, der in der Bank und für den damaligen Bundesligaklub SV Mattersburg gearbeitet hatte, sowie dem Besitzer jener Lotto-Kollektur in Wiener Neustadt überbracht, wo Pucher meist seine Tipps abgegeben hatte.
Ein Teil der Gewinne wurde außerdem in Wertpapiere transformiert. Das Wertpapierdepot seiner Frau bei der Bank Austria ist mittlerweile von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) mit einer Sicherstellung belegt.
Warum Pucher nicht das gesamte Geld auf seine Bank gelegt hat, erklärte er der Staatsanwaltschaft so: „Die Einzahlungen der Gewinne erfolgten im Übrigen deshalb nicht auf Konten der CBM, weil nicht gewollt war, dass das private und berufliche Umfeld der Familie Pucher von diesen Gewinnen erfahren könnte. Aus demselben Grund hat sich Frau (...) Pucher auch in weiterer Folge bei der Verwendung der Gewinne eines Treuhänders in der Person des Rechtsanwaltes (...) bedient.“
Über diesen wurden Liegenschaften in Mattersburg und Hirm, Aktien der Commerzialbank, Anteile an einer Gaststättenbetriebsgesellschaft erworben. Einige Gelder landeten auch in der Schweiz bei der UBS AG in Zürich. Dieses Konto wurde 2008 wieder aufgelöst. Im Wege einer Schenkung wurde – laut der Aussagen von Pucher – der gesamte Wertpapierbestand auf ein Depot seiner Frau übertragen. Dabei soll der Wert bei rund 700.000 Euro gelegen sein.
Toto-Gelder sollen auch in den Sportverein geflossen sein, um damit die Aufwandsentschädigungen von Amateur-Betreuern zu zahlen. Wobei manchmal einiges durcheinander gekommen sein dürfte. So soll einmal der Vertraute von Pucher rund 110.000 Euro auf sein Privatkonto erhalten haben. Er muss das Geld dann wieder rücküberweisen.
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