Seit ein paar Wochen schwappen Wellen von Papier und Pappe über das Land. Ohne Plakate, mal größer, mal kleiner, geht es offensichtlich nicht. Die analoge Form der Werbung hat den Sprung in das digitale Zeitalter locker geschafft.
Politologen und PR-Experten analysieren den Grund dahinter gerne augenzwinkernd so: Fast 100 Prozent aller potenziell geneigten Wähler nehmen diese Form der Werbung zumindest wahr, während deren Fehlen wiederum fast 100 Prozent der Parteifunktionäre in eine Sinnkrise fallen ließe. Also doppelter Nutzen, sichtbar machen da, Frust verhindern dort.
Plakatwerbung im öffentlichen Raum dient damit einem Zweck: Flagge zeigen, nach außen wie nach innen. „Wenn man versucht, weniger zu plakatieren, dann rufen die Leute bei uns an, warum wir keine Plakate haben“, heißt es etwa aus der Zentrale der SPÖSteiermark. Die Partei begann vor drei Wochen mit dem Affichieren. „Schichtwechsel“ ohne Parteilogo oder Namen war der Auftakt, er wurde abgelöst von den klassischen Motiven, Wohnen, Pflege, Sicherheit. Die dritte und letzte Tranche mit neuen Sujets von SPÖ-Landesobmann Michael Schickhofer wird ab kommenden Freitag plakatiert.
Geklebt wie gepostet
Studien zufolge werden Plakate maximal zwei Sekunden lang betrachtet. Das ist nicht viel, aber ausreichend für ihr wichtigstes Signal: Bürger, es stehen Wahlen an. „Du erreichst tatsächlich noch viele Menschen mit Plakaten zu einem relativ kostengünstigen Preis“, wissen auch die Strategen bei den steirischen Grünen.
Die Ökopartei um Sandra Krautwaschl hat in der jüngsten Tranche vier unterschiedliche Motive, fährt aber doppelt und nützt die exakt gleichen Sujets hüben wie drüben, also geklebt auf Ständern wie gepostet in sozialen Medien. 760 Acht-Bogen-Plakate und 500 kleine Dreiecksständer bekleben die Grünen steiermarkweit.
Nächtliche Pickaktion
Die ÖVP hielt sich zumindest in der Klebevariante noch zurück. Damit folgte die Partei dem von ihrem Obmann vorgegeben Wunsch, der Wahlkampf möge doch erst nach Allerheiligen starten. Damit Hermann Schützenhöfer zum inszenierten Wahlkampfauftakt der steirischen Schwarzen morgen, Montag, in der Grazer Stadthalle auch breit genug präsent ist, rücken Sonntagnacht Helferleins aus und legen los.
„Montagfrüh werden die erste Plakate schon zu sehen sein“, verkündet die ÖVP-Zentrale. Bis zum 24. November seien zwei Plakatwellen geplant, die Sujets noch „nicht genau definiert“.
Wobei es ohnedies gar nicht so sehr auf die Information auf dem Plakat ankommt, die holt sich der interessierte Bürger heute wirklich anderswo, Stichwort Internet.
Bis zur digitalen Zeitenwende war das noch anders, heute fokussiert sich der plakative Wahlkampf auf Spitzenkandidaten und kurze, möglichst knackige Formulierungen, aber immer fokussiert auf die eigenen Kernthemen.
Die steirische FPÖ etwa zeigt ihren Spitzenkandidaten Mario Kunasek unter anderem im Trachtenjanker und bleibt mit Slogans wie „Sicher für Euch“ oder „Steirer wie Wir“ in ihrer Wertetradition, die KPÖ setzt mit Claudia Klimt-Weithaler auf „Zuhören“.
Selbst die jungen Neos kommen um das alte Werbemittel nicht herum und hoffen durch den jüngsten positiven Bundestrend auf frischen pinken Wind für den Landtag.
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