Die Skigaudi gibt es auch zu moderaten Preisen

Die Skigaudi gibt es auch zu moderaten Preisen
Skiurlaub als Luxusgut? Es gibt auch Angebote fürs kleine Budget. Der KURIER fragte nach.

Entwickelt sich das Skivergnügen zum Freizeitspaß für Reiche und Eliten? Die heurige Preis-Rallye der Liftkarten führt schwungvoll in luftige Höhen. So kratzen die Preise von Tagespässen bereits an der 50-Euro-Marke. Wer in den Nobelorten Lech und St. Anton, Sölden (je 48 €), Kitzbühel (47 €) oder Schladming (46 €) einen Tag lang carven will, muss tief in die Tasche greifen. Nebengeräusche für Essen, Benzin und Ausrüstung noch gar nicht mitgerechnet. Eine Woche Skiurlaub für eine vierköpfige Familie kommt gut und gerne auf 2500 Euro.

Die Skigaudi gibt es auch zu moderaten Preisen
APA12770630 - 16052013 - WIEN - ÖSTERREICH: ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel während der Pressekonferenz anl. "Bundes-Förderprogramm Olympia - Projekt Rio 2016" am Donnerstag, 16. Mai 2013, in Wien. APA-FOTO: HERBERT PFARRHOFER
Konfrontiert mit der laufenden Preisdebatte versucht Peter Schröcksnadel, Langzeit-Präsident des Österreichischen Skiverbandes sowie Chef von 30 Firmen und mehreren Skigebieten, zu relativieren: „Es müssen nicht immer die Luxus-Orte sein. Schon vor den Ortsschildern der Top-Destinationen gibt es günstige Angebote. Das ist wie mit einem Ferrari und einem Golf.“

„Qualität kostet“

Nachsatz des Geschäftsmannes: „Der Preis ist eher nicht das Problem, sondern es ist das Verhältnis Leistung zu den Kosten. Der Konsument stellt sich die Frage, was bin ich bereit zu zahlen.“ Dass die Luxus-Skiorte abkassieren, will Schröcksnadel nicht abstreiten: „Qualität kostet.“

Auf der Strecke bleiben Durchschnittsverdiener und die Jugend. Freuten sich vor zehn Jahren noch 250.000 Schüler auf den Schul-Skikurs, waren es im vergangenen Jahr nur noch 140.000. „Da muss gegengesteuert werden. Der größte Skikurs des Landes, die Schule, verlor 100.000 Skifahrer. Denn viele Lehrer haben Angst vor der Haftung, wenn sich Kinder verletzen. Der österreichische Skiverband bietet neuerdings eine Versicherung für die Lehrer an. Um 1,30 Euro.“ Dass die hohen Kosten Tausende Eltern abschrecken, wollte Schröcksnadel nicht bestätigen. Ist Österreich also noch eine Skifahrernation? „Natürlich sind wir das. 3,8 Millionen Österreicher stehen auf den Brettern“, lässt sich der Präsident den Sport nicht schlechtreden.

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Skigebiete

Thema schadet Branche

Auch Johann Schenner, Hotelier und Tourismus-Obmann der Wirtschaftskammer, kann der Preisdiskussion nur wenig abgewinnen: „Jedes Jahr kommt dieses Thema. Das schadet uns bereits.“ Österreichs oberster Touristiker hat jedoch keinen Grund zur Sorge: „Die Drehkreuze an den Liften zeigten uns vergangene Saison eine Steigerung von knapp zwei Prozent. Das Problem liegt darin, dass die Ansprüche der Gäste wachsen.“ Parallel dazu kletterten auch die Preise. Das Internetportal skiresort.de erhob, dass die Tagespässe in Österreich je nach Skigebiet um ein bis drei Euro teurer wurden. Touristik-Profi Schenner hat aber einen tröstenden Tipp für alle mit weniger dicken Geldbörsen: „Außerhalb der Zentren gibt es günstigere Angebote (Grafik). Geschätzte Gäste, buchen Sie doch auch einige Kilometer außerhalb. Man muss nicht unbedingt das Hotel neben der Seilbahn nehmen.“

Schenner erwartet für die heurige Saison wiederum ein Nächtigungsplus um die zwei Prozent. Die gute Buchungslage zeigt in diese Richtung.

Das niedrigste Skigebiet Österreichs (365 Meter über dem Meer) liegt im Weinviertel – genau gesagt auf dem Fahndorfer Berg zwischen Hollabrunn und Ziersdorf – und wird von einem Verein betrieben. Viele Mitglieder stellen sich ehrenamtlich zur Verfügung und machen so den Betrieb erst möglich. Wenn die letzten Blätter von den Weinstöcken ringsherum gefallen sind, bricht bei den ehrenamtlichen Betreibern winterliche Hektik aus. „Am Donnerstag haben wir die Schneekanonen in Position gebracht“, sagt Obmann Friedrich Weiss.

Angefangen hat man mit einer Schneemaschine. Mittlerweile hat man sogar fünf Kanonen. „Die beste Investition, die wir je gemacht haben“, so Weiss. Wie im alpinen Bereich auch, ist man auf satte Minusgrade angewiesen, um mit der Produktion starten zu können. „Minus fünf Grad sind optimal. Der Speicherteich auf dem Berg fasst 400 Kubikmeter Wasser. Das reicht, um die 400 Meter lange Piste und die Liftspuren der beiden Seillifte mit einer dicken Schicht Schnee zu beschneien.“ Mittlerweile wird sogar mit einem Ratrac präpariert. Mit Schnee von oben schaut es im Weinviertel nicht so gut aus. „Wenn es zehn Zentimeter sind, ist es eine erfreuliche Zugabe“, sagt Weiss. Punkten kann man nicht nur mit äußerst familiären Preisen (die Tageskarte für Erwachsene kostet 13, für Kinder 8 Euro), sondern mit der waschechten Tiroler Skilehrerin „Kathi“ Helldorff.

Infos über den Skibetrieb

Orkan „Xaver“ konnte den Kirchschlagern nichts anhaben. In der kleinen Mühlviertler Gemeinde, ein paar Kilometer nördlich von Linz, ist man Wind und Wetter gewohnt. Auch das Skifahren hat hier, auf 900 Metern Seehöhe, eine lange Tradition. Bereits 1958 errichtete Karl Pilsl den ersten Skilift.

55 Jahre später betreibt sein Sohn Andreas immer noch drei Aufstiegshilfen. Hauslift, Waldlift und Babylift heißen sie. Die Abfahrt ist nur 500 Meter lang. Es gibt ein paar Parkplätze und das Restaurant „Rudis Schneehöhle“. Am Samstag nahm Pilsl seine Lifte erstmals in diesem Winter in Betrieb. „Wir bedienen eine Nische“, sagt er. „Und wir profitieren natürlich sehr von der Nähe zu Linz und zum Zentralraum.“ Die Tageskarte in Kirchschlag kostet für Erwachsene 17, Kinder fahren um 11,50 Euro. Noch günstiger ist die Zweistundenkarte um 12 bzw. 8,50 Euro. „Viele Gäste kommen nur am Vormittag oder am Abend zum Flutlichtskifahren. Wir sind flexibel“, sagt der Liftbetreiber. Auch in „Rudis Schneehöhle“ sind die Preise moderat. Das große Bier gibt’s um 3,50 Euro, die Berner Würstel kosten 7,80 Euro.

Die Städter kommen gerne nach Kirchschlag. Viele ziehen dort bereits im Kindergartenalter ihre ersten Schwünge in den Schnee. „Jeder zweite Linzer hat hier das Skifahren gelernt“, sagt Skischulbetreiber Walter Oberneder.

Sölden ist neben den Skigebieten am Arlberg mit einem Tageskarten-Preis von 48 Euro die teuerste Wintersport-Region Österreichs. „Ich wehre mich gegen diese Preisdiskussion“, sagt Jakob Falkner, Geschäftsführer der Bergbahnen in der Hochburg des Ski-Tourismus. Den Tageskarten-Preis zahle nämlich nur ein Bruchteil der Gäste. „Die zahlen im Durchschnitt 30 Euro pro Tag.“ Denn der Großteil der Gäste bleibt laut Falkner eine Woche für einen Skiurlaub und kauft sich deshalb einen Skipass. Und der sei umgerechnet eben günstiger. Tatsächlich ist die Gemeinde im Tiroler Ötztal nicht nur Preis-, sondern auch Gästekaiser im heimischen Wintertourismus. 1,3 Millionen Nächtigungen wurden in der vergangenen Saison registriert. „Außerdem gibt es wahnsinnig tolle Angebote und Vergünstigungen. Einheimische zahlen höchstens 20 Euro pro Tag“, relativiert Falkner die Preise weiter.

Es geht noch viel teurer

Die Skigaudi gibt es auch zu moderaten Preisen
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Er appelliert zudem, über den Tellerrand zu schauen. „Frankreich und die Schweiz sind uns bei den Preisen weit voraus. In den USA kostet eine Tageskarte mindestens 100 Euro.“ In Bezug auf Infrastruktur und Beschneiung in den Skigebieten sowie beim Niveau der Gastronomie und Hotellerie könnten diese Länder hingegen nicht mit Österreich mithalten. „Dieses Niveau wie in Westösterreich gibt es weltweit nirgendwo anders. Wir haben eindeutig das beste Preis-Leistungs-Verhältnis“, ist der Tourismusprofi überzeugt. „Wir sollten stolz sein auf unser Angebot.“ Dass Spezial-Tarife und Schmankerln für Interessierte schneller auffindbar sein könnten, gesteht Falkner jedoch ein.

Die stetig sinkende Zahl aktiver Skifahrer bereitet den Touristikern zunehmend Sorgen. Die Tirol Werbung will daher Ex-Skifahrer mit speziellen Lockangeboten in sechs Skigebieten zu Rückkehrern machen. Die Region Wilder Kaiser schnürt etwa für Wiedereinsteiger spezielle Pakete. Kommen die nicht auf den Geschmack, werden die Kosten für Skipass sowie Ausrüstung nach dem ersten Tag rückerstattet.

Schmankerln gibt es aber auch in anderen Bundesländern. Mit einem günstigen All-inclusive-Paket locken die Zinkenlifte am Dürrnberg in Hallein (Salzburg): Vier Stunden Ski fahren, das Tagesgericht im Zinkenstüberl und ein Seidl Bier oder ein Skiwasser kosten 25 Euro für Erwachsene und 17 Euro für Kinder.

Auf der Postalm am Wolfgangsee können sich Kleinkinder und Nicht-Skifahrer auf einem 10.000 großen Gelände mit leichten Pisten, kleinen Schanzen und Schneespielen austoben. Statt mit Skiern kann man die Hügel auch mit Reifen, Bob oder Schlitten erobern. Der Winter-Fun-Park ist im Skipass inbegriffen, extra zahlen Eltern für ihre Kinder 10 Euro für zwei Stunden. Auf einem überdachten Förderband werden die Kleinsten sicher auf den Berg gebracht. Der Vorteil auf der Postalm: Die Pisten verlaufen vom höchsten Punkt ausgehend sternförmig – Eltern können ihre Kleinen also stets im Auge behalten.

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