Die Polizei ist am Oktoberfest "mit einem Augenzwinkern" im Einsatz
Das Oktoberfest in München mit seinen knapp sechs Millionen Besuchern ist nicht nur für die Kellnerinnen in den Zelten, sondern auch für die Polizei eine große Herausforderung. Maßkrug-Schlägereien, Taschendiebstähle und sexuelle Übergriffe stehen auf der Tagesordnung. Mit der Menge des Alkohols nimmt auch die Aggression zu. Für die zahlreichen Streifen auf dem Fest gelte dennoch, "jeden Einsatz mit einem Augenzwinkern" durchzuführen, sagt Sprecher Michael Riehlein beim KURIER-Lokalaugenschein in der Wache am Festgelände.
Die Polizei setzt auf der Wiesn auf eine groß angelegte Charmeoffensive. "Wir machen alles mit", sagt Dietmar Altendorfer, der als Gruppenführer mit fünf Kollegen am Festgelände auf Streife unterwegs ist. So erfüllen die Beamten bereitwillig Selfie-Wünsche von Touristen, lassen Kinder für ein Foto die Polizeikappe aufsetzen und reagieren auch dann gelassen, wenn ihnen ein schwer betrunkener Gast "Wir suchen ein Taxi" entgegen lallt.
Für Altendorfer ist es mindestens die 20. Auflage im Wiesn-Dienst, wie er sagt. "Das ist wie eine Sucht: Man liebt es oder man hasst es", meint der 53-Jährige. Dass sich für den Streifendienst am Oktoberfest mehr Beamte bewerben, als letztlich genommen werden, überrascht. "Es macht einfach Spaß." Als Polizist sei man schließlich "stolz, "ein kleines Rädchen des größten Volksfests der Welt zu sein", sagt der Gruppenführer.
Die Erlebnisse der Beamten sind der Stoff für das Social-Media-Team der Münchner Polizei, die an einem ausgewählten Tag des Oktoberfests auf Twitter unter dem Hashtag #Wiesnwache zwölf Stunden lang humorvolle Einblicke in die Polizeiarbeit gibt. Wenn straffällig gewordene Betrunkene zur Ausnüchterung in eine der kargen Haftzellen in der Oktoberfest-Wache gesperrt werden, liest sich das dann folgend:
13 Millionen Aufrufe
Diese Nachrichten haben bereits Kultstatus, obwohl die Münchner erst 2015 damit begonnen haben, von der Wiesn zu twittern. Mehr als 13 Millionen Aufrufe sind alleine heuer registriert worden, sagt Oliver Timper, der das Social-Media-Team leitet. Der Gefahr, dass damit die Polizeiarbeit ins Lächerliche gezogen werden könnte, sei er sich bewusst, sagt Timper. Daher würden die Meldungen von zumindest zwei Kollegen gegengelesen.
Die Polizei hat bei den Meldungen vom Oktoberfest oder dem Twitter-Faktencheck parallel zur Ausstrahlung des Münchner Tatorts einen ernsten Hintergedanken: "Wir machen solche Aktionen auch, um mehr Nutzer an unseren Account zu binden, damit wir in Ernstfällen möglichst viele Menschen erreichen", erklärt Timper. Als Beispiel nennt er den Amoklauf rund um das Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) im Juli 2016, bei dem die Polizei über Twitter rasch informierte. Mittlerweile erreicht die Münchner Polizei mehr als 380.000 Nutzer auf diesem Weg.
Deutschland als Vorbild
Auch in Österreich sind die Landespolizeidirektionen längst auf den Zug aufgesprungen. Zum Beispiel: Am vergangenen Wochenende twitterte die Wiener Polizei 24 Stunden lang über sämtliche ihrer Einsätze. 841 Meldungen wurden abgesetzt, sagt Sprecher Daniel Fürst. Die Reaktionen darauf seien überwiegend positiv gewesen. Die Aktion #24h133 habe man sich von den Kollegen in Berlin und München abgeschaut. "Wir wollten damit die Vielseitigkeit der Polizeiarbeit verdeutlichen, die vielen Menschen vielleicht gar nicht bewusst ist", meint der Polizeisprecher.
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