Die Not der Bürgermeister mit dem Geld aus dem Bankomaten

Gemeinden zahlen oft schon dazu, damit ein Geldautomat im Ort bleibt
Immer mehr Gemeinden müssen Zuschüsse zahlen, damit Geldautomaten im Ort bleiben.

Als 2014 im weststeirischen St. Oswald der Geldautomat an Andrea Golobs Tankstelle in Betrieb ging, feierten das gleich drei Bürgermeister: Der einzige Bankomat innerhalb von zehn Kilometern bediente gleich drei Ortschaften, nachdem die Bankfiliale geschlossen wurde.

Drei Jahre später ist St. Oswald Teil von Eibiswald, der Geldautomat eines privaten Anbieters aber immer noch ein (Zuschuss-)Projekt der Gemeinde. 1000 Behebungen pro Monat sind vorgegeben, doch der Standort kommt nur auf 400 bis 600. Den Rest gleicht die Gemeinde finanziell aus. "Grundsätzlich heißt das, dass wir dazuzahlen", bestätigt Bürgermeister Andreas Thürschweller. "Aber wir stehen dazu. Das ist Service für die Bürger, damit sie Geld abheben können"

40 Cent

Eibiswald ist längst nicht mehr das einzige Beispiel. Auch St. Peter im Sulmtal, ebenfalls in der Weststeiermark, schießt für den Geldautomaten zu. Mit 5000 Euro jährlich bezifferte Bürgermeisterin Maria Skazel die Summe gegenüber dem ORF: 40 Cent für jede fehlende Behebung. 2000 Abhebungen seien monatlich vorgegeben, damit sich das Geldgeschäft für die private Firma rechnet.

Zwei US-Anbieter haben die Nische geschlossen, die das dezimierte Bankenfilialnetz aufgetan hat: First Data und Euronet. Geschätzt wird, dass bereits jeder siebente Geldautomat von den Privaten betrieben wird. Sie machen das gegen Gebühren, Euronet etwa direkt auch von den Kunden.

Helmut Mödlhammer, Präsident des Gemeindebundes, fordert deshalb wieder mehr Engagement der Banken. Da könne man als Gemeinde schon auch ein Wort mitreden: Wenn eine Kommune etwa Darlehen aufnehme, könnte ein Geldautomat im Ort ein Auswahlkriterium sein, überlegt Mödlhammer.

Wie viele österreichische Gemeinden an die US-Anbieter zuzahlen, ist nicht genau nachgerechnet worden. Im Gemeindebund schätzt man diese Anzahl aber nur auf zwölf bis sechzehn.

Zusätzlich lassen sich Bürgermeister auch andere Wege einfallen. Die Wachauer Tourismusgemeinde Rossatz-Arnsdorf überlegte ebenfalls einen US-Anbieter zu beauftragen. Doch prognostizierte Zuschüsse von bis zu 10.000 Euro jährlich waren einfach zu viel. Bürgermeister Erich Polz plant nun, eine Bank ins Boot zu holen: Sie übernimmt die Haftung für zuwenige Behebungen, die Gemeinde wechselt ihre Konten im Gegenzug zu dem Institut.

Gemeinde zahlt Miete

Kreativ war auch die Lösung, die Ardagger in Niederösterreich wählte: Die Gemeinde übernahm die Mietkosten für den früheren Standort des Automaten, die Bank betrieb ihn dafür weiter. Die Landjugend entwickelte drumherum ein Projekt, schildert Bürgermeister Hannes Pressl: Im "Mini-Hofladen" werden seit Dezember regionale Produkte angeboten. "Das soll auch die Kundenfrequenz steigern und kommt gut an", versichert Pressl.

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