"Die Kirche ist eben nicht politisch korrekt"

Laun: „Wenn man mich fragt, gebe ich eine katholische Antwort. Die wollen viele halt nicht hören.“
Zum 20. Jubiläum seiner Bischofsweihe wehrt sich Andreas Laun gegen die Kritik an seiner Person.

21 Tote bei der Loveparade 2010 in Düsseldorf? – Zeichen eines strafenden Gottes ob der Sünde. Adoptionsrecht für Homosexuelle? – Erhöhte Gefahr des Kindesmissbrauchs. Abtreibung? – Mord.

Für seine Aussagen musste der Salzburger Weihbischof Andeas Laun nicht nur medial, sondern auch innerkirchlich oft Kritik einstecken, während ihn seine Anhänger als "mutigen Bekenner" preisen. Zum 20. Jubiläum seiner Bischofsweihe erklärt der 72-Jährige im KURIER-Interview, wie er dazu steht.

Herr Weihbischof, Sie haben in den vergangenen Jahren oft polarisiert. Verstehen Sie die Aufregung um Ihre Person?

Andreas Laun: Ich würde mir eine bessere Gesprächskultur wünschen. Oft habe ich den Eindruck, man fragt mich nur, weil man Streit sucht. Was ich sage, ist ja nicht meine Privatmeinung, sondern das, was die Kirche sagt. Und die Kirche ist nicht politisch korrekt. Wenn man mich fragt, gebe ich eine katholische Antwort. Das wollen die Leute halt oft nicht hören.

Für die katholische Kirche spricht ja auch Papst Franziskus – der ist hingegen der reinste Medienliebling.

Ja, aber wie lange noch? Er sagt auch Dinge, die der Öffentlichkeit nicht schmecken. Er hat zum Beispiel schon mehrfach vom Teufel gesprochen. Momentan gibt es dazu noch ein überraschendes Schweigen. Einen anderen Würdenträger würde man vermutlich in der Luft zerreißen.

Vor einiger Zeit haben Sie das Schweigen gegenüber den "Gefahren" durch Homosexualität und Abtreibung mit dem Schweigen im Nationalsozialismus verglichen.

Ich habe gesagt, es ist gefährlich, wenn man bestimmte Zeitströmung laufen lässt, ohne sie zu hinterfragen. Das Schweigen eines Bischofs wäre eine Sünde – zum Beispiel gegenüber der Sexualisierung von Kindern in den Schulen oder der Abtreibung. Für die Kirche ist das Mord, in der EU redet man von einem Menschenrecht. Nur am Rande: Heute hätte man mich wahrscheinlich abgetrieben, weil ich mit einer Hasenscharte und einem Wolfsrachen geboren bin.

Passen solche Ansichten noch in die heutige Zeit?

Was "passt in eine Zeit"? Der Nationalsozialismus und der Stalinismus galten auch einmal als "zeitgemäß". Es gibt viele Dinge, die "zeitgemäß" sind, aber in Wahrheit ein Irrweg oder ein Werk des Teufels. Darauf müssen wir uns einstellen und entsprechend damit umgehen.

Was hat es mit Ihrer Haltung zur Homosexualität auf sich?

Lesen Sie es bitte im Katechismus nach. Es ist meine Aufgabe, diese Lehre zu vermitteln und zu erklären.

Was halten Sie dann – ganz persönlich – von popkulturellen Phänomenen wie einer Conchita Wurst?

Das ist eine Merkwürdigkeit unserer Zeit. Ich habe keinen Eifer, das näher zu erläutern. Mein Thema ist die Kirche Jesu Christi und nicht irgendeine Randfigur wie der Herr Wurst.

Welche Entwicklung bereitet Ihnen aktuell Sorge?

Das größte Übel ist die Gender-Mainstreaming-Bewegung mit ihren autoritären Thesen und Forderungen. Die Christen haben Positionen, die vom Mainstream abweichen. Wenn man nicht mehr kritisieren darf, ohne verhöhnt zu werden, ist das eine gefährliche Entwicklung und wie der Anfang einer neuen Christenverfolgung.

Würden Sie dem viel zitierten Slogan: "Die Kirche muss sich mehr öffnen", anschließen?

Die Kirche ist seit 2000 Jahren offen für alle Menschen, die dem Wort Gottes glauben. Wer ungläubig ist, wird aus eigenem Entschluss draußen bleiben.

Also stören Sie die Kirchenaustritte nicht?

Wir sind in Europa in einer Situation mit viel Unruhe und Abfall, das ist wahr. Aber auf allen anderen Kontinenten blüht die Kirche. Schwankungen gab es aber immer.

Sehen Sie eine Wende?

Das kann ich schwer voraussagen. Wenn eine Glaubensgemeinschaft seine eigene Identität nicht mehr ernst nimmt, dann werden die Jungen wegbleiben. In dieser Hinsicht brauchen wir dringend eine Erneuerung, und die ist schon im Kommen.

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