Día de Muertos: Mexikanisches Flair nun auch in Wien

Día de Muertos: Mexikanisches Flair nun auch in Wien
Farbenprächtige Altäre, Totenköpfe aus Zucker und Feiern am Friedhof: Das Interesse an der mexikanischen Tradition wächst. In Wien gibt es nun Ausstellungen und Workshops.

Der Tod, das muss ein Wiener sein, sang dereinst schon Georg Kreisler. Ob im Wiener Lied oder im Wiener Schmäh, am Zentralfriedhof oder bei der „schönen Leich“: Der Tod ist bei uns überall ein bisserl zu Hause.

Angesichts dieser offenkundigen Affinität mag es nicht verwundern, dass auch Totenfeste aus aller Welt bei uns auf großes Interesse stoßen: So wird der Día de Muertos, das mexikanische Totenfest, mittlerweile auch in Wien groß zelebriert.

Gleich vorweg: Der Día de Muertos ist keine mexikanische Version von Halloween. Bei Letzterem geht es um Grusel, Spaß und – vor allem – ums Geschäft. Das mexikanische Totenfest hingegen ist eine traditionelle Feier, prächtig und farbenfroh und – vor allem – auch lebensbejahend.

Día de Muertos: Mexikanisches Flair nun auch in Wien

Ein Beispiel für einen Altar, auf Spanisch "Ofrenda". Neben Blumen und Totenköpfen werden auch Bilder Verstorbener aufgestellt.

Die Mexikanerin Mariel Rodriguez lebt seit elf Jahren in Wien und arbeitet hier in der künstlerischen Forschung. „So weit weg von meiner Familie, sind diese Traditionen für mich besonders wichtig“, erzählt sie.

Kerzen, Tequila, Bier

Dazu zählen die Altäre, auf Spanisch „Ofrendas“, die ab Oktober in Wohnungen aufgebaut werden. Mit ihnen will man die Toten in die Welt der Lebenden locken. Neben Kerzen, Kreuzen, Blumen, Räucherwerk und Bildern der Verstorbenen finden sich daher auch viele Dinge, die diese im Leben gemocht haben: etwa Dominosteine, Zigaretten, Tequila oder Bier.

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Día de Muertos: Mexikanisches Flair nun auch in Wien

Ein Altar der mexikanischen Kunsthandwerkerin Georgina Guajardo.

Wem das Aufbauen eines eigenen Altars zu aufwendig ist: Die mexikanische Kunsthandwerkerin Georgina Guajardo, die ebenfalls in Wien lebt, stellt kunterbunte Altäre „to go“ her: Einfach aufgeklappt, ist die Wohnung sofort festlich dekoriert (siehe Foto oben. Infos und Kontakt über Facebook (Gina's Art Wien)

Karikatur der Reichen

Allgegenwärtig sind die sympathisch-skurrilen Skelette, die tanzen, trinken oder musizieren. Am bekanntesten ist wohl „La Catrina“, das Frauenskelett mit prächtigem Kleid und Hut. Sie wurde einst geschaffen, um die feine Gesellschaft zu karikieren; „Catrina“ ist im Spanischen eine sarkastische Bezeichnung für Reiche.

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Día de Muertos: Mexikanisches Flair nun auch in Wien

Zuckertotenköpfe, die Schüler an der VHS Wien bei einem Workshop gebastelt haben.

Es ist übrigens auch nicht verkehrt, einem Freund in Mexiko zum Día de Muertos einen Totenkopf mit dessen Namen darauf zu schenken. „Traditionell sind diese Totenköpfe aus Zucker oder Amaranth, man kann sie essen“, erzählt Rodriguez.

Feiern auf den Friedhöfen

Höhepunkt ist das Feiern am 31. Oktober auf den Friedhöfen: Im Kerzenschein wird an den Gräbern gegessen und getrunken, sogar Mariachi-Bands spielen auf. Die Feierlichkeiten erstrecken sich dann bis zum 2. November, was bei uns Allerheiligen und Allerseelen entspricht.

Zahlreiche Events in Wien

Da das Interesse an der Tradition auch in Österreich wächst, bietet das Lateinamerika-Institut (LAI) heuer ein umfangreiches Rahmenprogramm (eine Auswahl s. Infobox; alle Events auf vhs.at/de/e/lai): etwa eine Ausstellung von Künstlern aus dem mexikanisch-amerikanischen Grenzgebiet, oder Workshops, bei denen man ein Wandbild malen oder sich wie „Catrina“ schminken kann.

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Día de Muertos: Mexikanisches Flair nun auch in Wien

Die Mexikanerin Mariel Rodriguez (li.) und LAI-Chefin Andrea Eberl (re.).

„Es ist ein ganz anderer Zugang als bei uns: Es geht nicht um Angst oder Trauer, stattdessen wird die Verbundenheit der Lebenden und der Toten gefeiert“, sagt LAI-Leiterin Andrea Eberl.

Denn wer bringt dich pünktlich zur Himmelstür? Ja da hat nur ein Wiener das G’spür dafür, sang Georg Kreisler. Nun, vielleicht haben es die Mexikaner ja auch.

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