Der Wolf hetzt die Landespolitik und zerreißt die Wählerschaft
Dort, wo der Inn eine Furche durch Tirol zieht, konzentriert sich der urbane Raum des Bundeslandes. Aber links und rechts davon ist man sofort in den Bergen, besiedelten Tälern und der Natur. Und dort ist der Wolf zurück, der hier einst ausgerottet war.
Die Zahl der nachgewiesenen Tiere – und damit die Zahl der Risse von Nutztieren auf Almen – hat sich innerhalb weniger Jahre massiv erhöht. Die Bauern, eine Kernklientel der ÖVP, sind auf den Barrikaden. Mit dem Drängen auf leichtere Abschüsse haben sie in Tirol den Bauernbundobmann Josef Geisler über Monate vor sich hergetrieben und es geschafft, dass der Wolf im vergangenen Wahlkampf ein relevantes Thema war. Wer aber glaubt, dass es nur Landwirte mit Tierhaltung sind – also dann doch eine überschaubare Wählergruppe –, liegt falsch.
Schlägt der Wolf nahe von Wohnhäusern im Dorf zu, trabt er wie vor einigen Jahren in Osttirol bei einer Haltestelle an wartenden Schülern vorbei oder treibt sich im Wandergebiet herum, versetzt das längst nicht nur Bauern in Unruhe.
Abschüsse
Wie sehr diese emotionale Debatte zum Tiroler ÖVP-Minus beigetragen ist, ist unklar. Fest steht, dass im Wahlkampf raschere Abschüsse versprochen wurden, ein Versprechen, mit dem auch die SPÖ und FPÖ punkten wollten. Schwarz-Rot hat mit den Blauen direkt nach den Wahlen eine entsprechende Novelle vorgelegt. Im Landtag haben nur die aus der Regierung geflogenen Grünen dagegen gestimmt.
Das Vorbild für den neuen Weg war Kärnten, wo ÖVP-Spitzenkandidat Martin Gruber als Jagdreferent durchgesetzt hat, dass Wölfe per schlichter Verordnung bejagt werden dürfen. Damit dürfte er wiederum am Land gepunktet haben. Für die ÖVP endete die Landtagswahl in Kärnten jedenfalls mit einem leichten Plus. Dass der Wolf bei Wahlen ein mitentscheidendes Politikum werden kann, sorgt in den großen Städten für Verwunderung. Aber eine OGM-Umfrage für Servus TV bestätigt genau das.
In der ÖVP- und FPÖ-Wählerschaft ist eine klare Mehrheit dafür, dass das Abschießen von Wölfen erleichtert werden soll. Bei Anhängern von SPÖ, Grünen und Neos ist es umgekehrt. Im urbanen Raum sind die Gegner von Abschüssen mit 57 zu 32 Prozent klar in der Überzahl, am Land sind es mit 60 zu 33 Prozent die Befürworter.
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