„Das was wir im Wald suchen, die Ruhe, die nehmen wir den Tieren“, meint Wildbiologe Klaus Hackländer. Und das ist gerade im Winter ein Problem, wo es nicht viel zu fressen gibt. Wird das Tier nämlich durch den Menschen in Stress versetzt, baut es Fettreserven zu rasch ab. „Das kann sich auf die Kondition der Tiere auswirken, vielleicht sogar auf das Überleben“, warnt Hackländer. Jedenfalls führt es dazu, dass es weniger Nachwuchs gibt oder dieser schlechter versorgt werden kann.
Eine weitere Begleiterscheinung: Die Tiere ändern ihr Verhalten. Waldbesucher beispielsweise sehen immer weniger Waldbewohner. Etwa, weil sie nachtaktiv werden – und auch Jäger tun sich somit immer schwerer mit der Jagd und der Kontrolle des Wildbestandes.
Viele Experten sehen hier den Dialog mit den Spaziergängern und Sportlern gefordert. Doch das wird durch den zunehmenden Individualismus erschwert. Immer weniger Menschen sind in Alpenvereinen oder Mountainbike-Clubs organisiert. Wiens Forstdirektor Andreas Januskovecz plädiert dafür, mehr Förster zu beschäftigen, die die Menschen direkt ansprechen und über notwendige Maßnahmen wie auch forstliche Sperrgebiete aufklären.
Wildbiologe Hackländer wiederum hofft den verstärkten Einsatz von Apps. „Mit einer Alarmfunktion, wenn man etwa Wildruhezonen betritt.“ Und: Mehr Umweltbildung, bereits in den Schulen.
Auswirkungen des Fehlverhaltens sind bereits jetzt zu bemerken: Tiere ziehen sich in ruhigere Gebiete zurück. Im Alpenraum etwa in steilere Bereiche. Dort können sie aber schlimmstenfalls die Schutzfunktion des Waldes schwächen.
Trockenheit
Dazu kommt der Klimawandel. Immer heißere, trockenere Sommer bedeuten immer weniger Hasen, Singvögel oder Bodenbrüter. Im Alpenraum sind „Eiszeitrelikte“ wie der Schneehase, das Schneehuhn oder das Raufußhuhn gefährdet. Entweder wandern sie auf Berggipfel – ihre Population ist damit genetisch isoliert, oder sie ziehen, wie die Gams, tiefer in den Wald, wo sie dann den Baumbestand beschädigt.
Überhaupt Bäume: Auch die leiden unter Skitourengeher, die über junge Triebe fahren oder Wildverbiss. Dazu kommen immer längere Trockenperioden, die die Bäume schwächen und anfällig für Schädlinge wie den Borkenkäfer machen.
„Hier sind die Bäume in Tieflagen im Osten Österreichs, der Südsteiermark und dem Waldviertel mehr betroffen“, erklärt Hubert Hasenauer, Vizepräsident des Österreichischen Forstvereins und Direktor der Boku. Zwar würden die Waldbauern regelnd eingreifen, „die Frage ist, wie weit kann man das puffern“. So könnte sich auf lange Frist auch der Wald verändern. Mehr Eichen statt Fichten oder fremdländische Bäume wie Douglasien oder Robinien. Helfen können nur Maßnahmen gegen den Klimawandel.
„Wenn der Mensch sich nicht ändert, müssen wir mit einem Artenverlust rechnen“, bringt es Hackländer auf den Punkt. In der Zwischenzeit hilft es auch, Rücksicht zu nehmen. Denn der Besucherstrom in die Natur, da sind sich Experten einig, wird weiter zunehmen.
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