Der Trend zum Alleinsein und wie Bauträger darauf reagieren

Der Trend zum Alleinsein und wie Bauträger darauf reagieren
Die Zunahme der Einpersonen-Haushalte stellt die Wohnbauentwickler vor Herausforderungen.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. In den vergangenen 30 Jahren hat sich die Wohnstruktur in Österreich merkbar verändert. 1985 machten Paare mit Kindern noch 38 Prozent aller Haushalte aus, 2018 waren es nur mehr 27 Prozent. Im gleichen Zeitraum stieg der Anteil der Single-Haushalte von 27 Prozent auf 37 Prozent. Dazu hat sich die Zahl der Ein- und Zweipersonenhaushalte seit 1971 verdoppelt. Die durchschnittliche Haushaltsgröße liegt nunmehr bei 2,2 Personen.

Über die dadurch geänderten Anforderungen an die Wohnungswirtschaft sprechen rund 200 Vertreter gemeinnütziger Wohnbauträger bei den „St. Wolfganger Tagen“ der ARGE Eigenheim. Dabei müssen die Wohnbauträger zukunftsorientiert arbeiten. „Wir müssen einen langen Weg vorausdenken. Was heute geplant wird, ist teilweise erst in acht Jahren bezugsfertig“, sagt Michael Pech, Aufsichtsratschef des Verbands gemeinnütziger Bauvereinigungen.

Der Trend zur Single-Wohnung betrifft das ganze Land, die Auswirkungen sind aber unterschiedlich. „In Ballungsräumen ist er ein großes Thema. Es bedeutet jedenfalls, dass wir mehr Wohnungen brauchen, auch wenn die Bevölkerung nicht so stark wächst“, erklärt Pech. In Wien beträgt der Anteil an Single-Haushalten bereits 45 Prozent, international liegt die Hauptstadt aber noch im unteren Bereich: In München sind es beispielsweise 52 Prozent.

Der Trend zum Alleinsein und wie Bauträger darauf reagieren

Trend auch am Land

Den Trend zum Ein-Personen-Haushalt gibt es aber auch am Land. „Das haben wir auch, wenn auch nicht in dem Ausmaß wie in der Stadt“, sagt Herwig Pernsteiner, Chef der Genossenschaft ISG aus dem Innviertel. „Bei uns gibt es das vor allem, wenn sich die Leute scheiden lassen. Dann entsteht dringender Bedarf nach kleinerem Wohnraum.“

Den wachsenden Wunsch zu kleineren Wohneinheiten gibt es aber auch im Alter – angesichts einer alternden Bevölkerung eine weitere Herausforderung. Ein großes Einfamilienhaus mit zahlreichen regelmäßig anfallenden Arbeiten kann im Alter zur Belastung werden. „Heute sind im Alter geistig viele so weit, dass sie den Standard noch einmal wechseln“, erklärt Pernsteiner.

Mehr Reihenhäuser

Aufgrund der weiter steigenden Immobilienpreise dürfte es auch abseits von Single-Haushalten eine Bewegung zu kleineren Wohneinheiten geben. „Im Vergleich zu früher haben wir eine höhere Nachfrage nach Reihenhäusern“, erläutert Pernsteiner. Erst am Mittwoch veröffentlichte Remax-Immobilien eine Auswertung von Grundbuchsdaten, der zufolge Eigentumswohnungen im ersten Halbjahr 2019 österreichweit um 6,8 Prozent teurer wurden.

Wolfgang Amann vom Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen erwartet bei den Preisen allerdings eine Trendumkehr. „Ich denke, dass es zu einer Umkehr kommen wird“, sagt er zum KURIER. Dass die Preise seit Jahren weiter steigen, erklärt er mit dem vielen Kapital, das unterwegs sei, und mit den weiterhin niedrigen Zinsen. Die steigenden Preise würden auch dazu führen, dass in den Städten die durchschnittliche Haushaltsgröße wieder zu wachsen beginne.

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