Der öffentliche Verkehr in Kärnten ist ausbaufähig
Während Wiener angeblich schon nach fünf Minuten an einer Haltestelle die ersten Jammerlaute ob der langen Wartezeit von sich geben, ist man im Süden des Landes noch andere Taktungen der öffentlichen Verkehrsmittel gewohnt. Was sind schon fünf Minuten gegen eine halbe Stunde?
Wer in Kärnten von A nach B will, muss nicht selten mit der Kirche ums Kreuz fahren. Im Selbstversuch testete der KURIER, wie lange es dauern würde, den Weg zur Arbeit in Klagenfurt per öffentlicher Verkehrsmittel zu bestreiten. Fazit: Es dauert schlichtweg zu lange und ist umständlich. Eine Strecke, die mit dem Fahrrad in zehn und mit dem Auto in fünf Minuten bewältigt wird, kann mit dem Bus schon einmal über eine halbe Stunde dauern – und das für eine Entfernung von rund 3 Kilometern.
Grund ist der Aufbau des Bussystems in Klagenfurt. Hier wird nämlich nach dem Sternknoten-Punktsystem gefahren. Sprich es gibt einen zentralen Punkt, an dem man in jede Linie der Stadt einsteigen kann. Das führt jedoch dazu, dass bei gewissen Strecken erst der zentrale Sammelplatz (Heiligengeistplatz) angefahren werden muss, um die eigentliche Destination zu erreichen. Und das kostet Zeit.
Bei den Bussen der Landeshauptstadt ein kräftiges Wort mitzureden hat Stadtwerke-Vorstand Erwin Smole. Er will durch eine bereits eingeleitete Reform den Bus in Klagenfurt auf die Erfolgsspur führen: „Wir streben eine 10-Minuten-Taktung für die Hauptlinien an,“ sagt Smole.
Im Öffi-Vergleich mit anderen Kärntner Gemeinden ist Klagenfurt aber noch eine Vorzeigestadt. Der Villacher Gemeinderat Rene Kopeinig (Liste Erde) beschreibt eklatante Mängel im öffentlichen Verkehr: „Bis auf Schülertransporte fahren die Busse zum größten Teil leer durch Villach. Wir haben keine ordentliche Taktung der Busse und keine Abstimmung mit den Zügen.“
Die fehlende Zeitabstimmung soll 2020 durch eine Neuausschreibung des Busverkehrs gelöst werden. Dieser wird im Gegensatz zu Klagenfurt von einem privaten Betreiber operiert. Einen Lösungsansatz hat Kopeinig parat: „Da wir ohnehin 80 Prozent der Kosten tragen, wäre es einen Versuch wert, die restlichen 20 Prozent zuzuschießen und den öffentlichen Verkehr kostenlos zu machen. In (der estnischen Hauptstadt, Anm.) Tallinn funktioniert das blendend.“
Das bestätigte uns auch der EU-Vertreter für Tallinn, Allan Alaküla: „Seit 2013 ist der öffentliche Verkehr für Bewohner von Tallinn kostenlos.“ Der Klimaschutzgedanke war für die estnische Hauptstadt allerdings anfänglich nur sekundär. „Im Vordergrund standen sozial- ökonomische Beweggründe und die Bekämpfung des Leerstandes der Innenstadt,“ so Alaküla. Ein Problem mit dem auch Kärntner Städte zu kämpfen haben.
Situation verbessert
Der Verkehrsklub VCÖ betont, dass in den vergangenen Jahren das Angebot in Kärnten verbessert wurde. Aber es gebe noch viel zu tun: Einerseits braucht es ein dichteres Bahn- und Busnetz mit häufigeren Verbindungen und andererseits ein einfacheres Tarifsystem nach Tiroler Vorbild, wo es günstige Jahreskarten sowohl für einzelne Regionen als auch für das gesamte Bundesland gibt,“ sagt Christian Gratzer, Sprecher der VCÖ.
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