Der Motor springt heuer nicht richtig an

Tausende Biker waren in dieser Harley-Woche unterwegs (Symbolbild)
Harley-Fahrer ärgern sich über Regen, Abzocke und Diebe / Tödlicher Crash überschattet das Treffen.

Freitag gegen Mittag liegt er wieder in der Luft: dieser für das Harley-Treffen so typische Benzin-Geruch. Und es ist wieder zu hören: das Knattern, das Donnern der Motoren. Es hat aufgeklart in Kärnten, in Wahrheit lässt sich die Sonne das erste Mal in dieser Woche blicken. Und plötzlich säumen Tausende Kult-Maschinen die Straßen, führen die Besitzer ihre Bikes zum Ossiacher See, zum Wörthersee und wieder retour.

Aber was in den vergangenen 16 Jahren die Regel war, ist plötzlich zur Momentaufnahme geworden. Ein Sechs-Stunden-Fenster Normalität, viele wagen ihre erste Ausfahrt. "Rekordjahr wird es keines mehr, wir haben es 2014 mit außerordentlichen Bedingungen zu tun", sagt Christian Kresse, Chef der Kärnten-Werbung. "Die Tagesgäste fehlen", klagt auch Thomas Michor, Geschäftsführer der Tourismusregion Villach, Faaker See und Ossiacher See. Damit meint er die Touristen und die Einheimischen. Die Parkplätze mussten aufgrund des nasses Bodens kilometerweit weg verlegt werden. Dort stehen jetzt die Shuttlebusse und warten auf Fahrgäste.

Im Harley-Village sind die wichtigsten Güter (neben den Harleys natürlich) Hackschnitzel, die den Gatsch so halbwegs begehbar machen. 1000 Kubikmeter wurden seit Dienstag bereits verstreut.

"Wir sind das siebente Jahr in Faak, aber so ein Wetter haben wir noch nie erlebt", klagen Susi und Hannes aus Graz. Sie packen vorzeitig und fahren nach Hause. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass die beiden drei Nächte bei Regengüssen im Zelt verbracht haben.

5,50 Euro für ein Bier

Seit neun Jahren schenkt Diane im Harley-Dorf aus, ihre Spezialität sind die Spanferkel, die sich hinter ihr am Spieß drehen. "Wir leiden unter dem Regen. Es kommen deutlich weniger Gäste", betont sie.

Und die Gäste wiederum beklagen sich nicht nur übers Wetter, sondern auch über die "Abzocke". "5,50 Euro für ein Bier, schlampig eingeschenkt in einem Pappbecher, sind schon ein Wucher", sagt Rolf, der aus Berlin angereist ist. Ein geizig gefüllter Kebab kostet ebenso viel, vier Kärntner Mini-Kasnudeln gibt’s um 11,90 Euro.Und als hätten die Biker nicht schon genug miese Laune, geht wieder die Harley-Bande um. Im Vorjahr wurden bekanntlich 23 Bikes im Gesamtwert von 700.000 Euro gestohlen. Ein Holländer konnte dingfest gemacht werden, nicht aber die Hintermänner. Heuer müssen drei Schweizer, zwei Italiener und zwei Deutsche die Heimreise mit alternativen Fahrzeugen antreten, weil ihre Kultobjekte entwendet wurden. "Die Gesamtschadenssumme beträgt 165.000 Euro", sagt Polizeisprecher Rainer Dionisio.

Da das Harley-Treffen ein Riesen-Geschäft ist, lockt es jedes Jahr auch Sexarbeiterinnen an. Laut Polizei sind in diesem Zusammenhang in der Nacht auf Freitag 13 potenzielle Opfer von Menschenhändlern identifiziert worden. Sie sollen nicht freiwillig in Kärnten sein oder zumindest unter Vorspiegelung falscher Tatsachen hierher gelockt worden sein.

Freitagnachmittag waren aber weder die Kriminalität, noch das Wetter, noch die Preise das Gesprächsthema – der erste schwere Unfall überschattete das diesjährige Treffen. Im Ortsgebiet von Fürnitz hatte ein betagter Autolenker auf einer Kreuzung zwei Harley-Fahrer aus Holland übersehen und gerammt. Der 61-Jährige und sein 34 Jahre alter Halbbruder kamen zu Sturz. Der ältere erlitt schwere Verletzungen und starb wenig später im Spital.

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