Der lebensgefährliche Blick aufs Handy

Der lebensgefährliche Blick aufs Handy
Ablenkung ist die häufigste Unfallursache. Viele Fußgänger mutieren zu „Smombies“ und zum Risiko.

Seit 17 Jahren Feuerwehrmann, Arbeiter, unbescholten: Eine Unachtsamkeit führte im März aber zum schlimmsten Fehler seines Lebens. Weil ein 27-Jähriger bei der Heimfahrt von einer Disco – noch dazu mit 0,82 Promille – aufs Handy blickte, löschte er das Leben einer Frau aus. Der Niederösterreicher wurde dafür nun zu einer Gefängnisstrafe verurteilt (siehe Bericht).

Mehrere Millionen Euro wurden seit der Einführung des Handyverbots 1999 in Kampagnen von Verkehrsclubs und des Innenministeriums investiert. Seitdem wird immer wieder versucht, die Autofahrer auf die Gefahren des Mobiltelefons am Steuer hinzuweisen. Die Österreicher sind aber anscheinend unbelehrbar: Seit 2010 wurden insgesamt eine Million Strafen wegen des Telefonierens beim Autofahren ausgestellt.

Problematisch sei laut Experten, dass die Gefahr vielfach unterschätzt werde: „Das Verfassen einer Textnachricht dauert in etwa fünf Sekunden. Bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h legen Lenker somit pro Textnachricht 70 Meter im Blindflug zurück“, erläutert Armin Kaltenegger, vom Kuratorium für Verkehrssicherheit.

Ablenkung ist insgesamt die Unfallursache Nummer eins in Österreich. Mehr als ein Drittel aller Unfälle passieren, weil ein Autofahrer unaufmerksam ist. Bei einem Verdacht prüft die Polizei auch, ob ein Autolenker telefoniert hat.

Der lebensgefährliche Blick aufs Handy

Verletzte durch Handys

Aber nicht nur das Handy am Steuer eines Autos kann lebensgefährlich sein. In den vergangenen Jahren haben sich Unfälle gehäuft, die von sogenannten „Smombies“ verursacht wurden. Dieser Ausdruck setzt sich aus den englischen Begriffen Smartphone und Zombie zusammen und beschreibt Menschen, die während des Gehens auf ihr Handy starren.

Erst Ende Juli wurde ein vierjähriges Mädchen durch einen Vorfall mit einem „Smombie“ verletzt. Ein Fußgänger hatte mit dem Blick aufs Handy eine Fahrbahn in Wien-Favoriten betreten, woraufhin ein Chauffeur bei seinem Linienbus eine Notbremsung einleiten musste. Der unaufmerksame Fußgänger blieb unverletzt, die Vierjährige fiel durch die Bremsung zu Boden und erlitt eine Schädelprellung.

Auch beim Unfall mit einem selbstfahren Bus in Wien-Aspern, war ein „Smombie“ beteiligt. Eine junge Frau war einfach auf die Straße getreten und seitlich gegen das Fahrzeug gelaufen. Sie wurde leicht verletzt.

43 Prozent „Smombies“

Laut einer Studie der Allianz Versicherung schreiben oder tippen 43 Prozent der Befragten zumindest hin und wieder beim Gehen. Fast jeder zweite Befragte nutzt das Handy, um zu fotografieren. Rund ein Viertel hört Musik und zwei Drittel telefonieren beim Gehen im Straßenverkehr. Auch am Fahrrad oder E-Scooter wollen viele nicht auf die neuesten Informationen verzichten. Im Rahmen von fünf Schwerpunktkontrollen der Wiener Polizei erwischten die Beamten insgesamt 68 Rad- oder Elektrorollerfahrer, die während der Fahrt das Mobiltelefon nutzten. In so einem Fall werden, ebenso wie beim Auto 50 Euro fällig.

Im Vergleich zum EU-Ausland ist die Strafe in Österreich aber extrem niedrig, liegt damit europaweiten Vergleich auf Platz 27. In Estland muss man bei einem Verstoß des Handyverbots 400 Euro bezahlen, in Großbritannien sind es 230 Euro, ebenso wie in den Niederlanden.

Kommentare