Der große Leichtsinn beim Wandern

Der große Leichtsinn beim Wandern
Vom Wanderweg direkt ins Rettungsauto: Immer öfter passieren auf Österreichs Bergen und Almen Unfälle.

Erst  vorgestern, Mittwoch,  hat eine 63 Jahre alte Kärntnerin für einen Hubschraubereinsatz in Bad Kleinkirchheim (Bezirk Spittal an der Drau) gesorgt. Sie war laut Polizei beim Wandern ausgerutscht und hatte sich schwere Schnittverletzungen am Arm zugezogen, als sie reflexartig in einen Stacheldrahtzaun griff, um sich abzustützen.

Die Frau fuhr noch selbstständig mit der Gondel ins Tal, wo sie von einem Rettungsteam erstversorgt wurde. Danach flog sie ein Hubschrauber ins Unfallkrankenhaus nach Klagenfurt.
So ein Rettungsflug kann aber sehr schnell zu einer teuren Angelegenheit werden: Der durchschnittliche Einsatz  für Sport-,Freizeit-, und Alpinunfälle kostet stolze 3500 Euro. Und von diesen gab es in Österreich im Vorjahr immerhin 2300.

Ursachen & Auslöser

Für Gerhardt Mössmer, Sicherheitsexperte des Tiroler Alpenvereins, liegen die Gründe für Unfälle auf der Hand: „Wer sich am Fuß des Berges noch keine Gedanken über die Tour gemacht hat, ist eindeutig auf dem Holzweg.“
Hier gilt es, das Hauptaugenmerk auf die Schwierigkeit der Touren zu richten. „ Trau ich mir diese Tour konditionell zu und bin ich auch mental und körperlich fit genug –  vor allem wenn es retour geht.“  Fehlende Selbsteinschätzung, Müdigkeit und mangelnde Trittsicherheit, sind  Hauptgründe für  Unfälle.  Vorausschauendes Planen kann Unfälle verhindern.

So sind zum Beispiel  im Sommer Südhänge  zu meiden, da diese durch die Sonne erhitzt werden und es somit dort um einiges heißer ist.  Dies ist angesichts der Tatsache, dass bei tödlichen Unfällen Herz-Kreislauf-Probleme  und  schwere Stürze sich etwa die Waage halten, nicht unerheblich.
Im Winter sollte man aufgrund von Nässe und Feuchtigkeit wiederum  Nordhänge meiden. Eine 2017 veröffentlichte  Studie kommt weiters zum Schluss, dass  Brillenträger häufiger von schweren Stürzen betroffen sind.

Tipps

Wer barfuß geht, den drücken die Schuhe nicht. Zwar ist dieses Zitat sowohl weise als auch weitsichtig, jedoch für Wanderer keine nachahmenswerte Idee. Dasselbe gilt für Turnschuhe: „Wer mit weißen Sneakers am Berg herumlatscht, ist klar im Nachteil“ sagt Experte Mössmer.
Richtiges, stabiles Schuhwerk mit gutem Profil gehört zum ein Mal eins des Wanderers. Dieses muss auch nicht teuer sein: Wer außerhalb der Saison kauft, bekommt seine Treter oft zum halben Preis.


 Auch die Uhrzeit des Kaufs sollte nicht dem Zufall überlassen werden. Am besten kauft man Wanderschuhe  am Nachmittag, denn der Fuß schwillt im Verlauf des Tages an. Mit dem ausgewählten Wanderschuh am besten vor dem Kauf eine Stunde im Laden herumlaufen. Trägt es sich währenddessen immer noch angenehm, hat man den Traumschuh gefunden. 
Flache (Wander-)Schuhe sind ebenso zum Wandern geeignet wie hohe Bergschuhe. Was aber keineswegs ein Plädoyer für Sandalen oder Flip-Flops auf Wanderungen sein soll.


Ein weitere Auffälligkeit ist Mössmer  in der letzten Zeit ins Augen gesprungen: „Man hat so das Gefühl, die Leute hätten durch das Benützen von Stöcken das Gehen verlernt. Es fehlt an der Koordination der Schritte und an einer gewissen Trittsicherheit.“ Mössmer empfiehlt weiters, aufmerksam zu wandern, auf den eigenen Körper zu achten, gegebenenfalls auch umzukehren und Sicherheitshinweise zu beachten.

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