"Der Bär kommt immer wieder"

Der „Sattnitzbär“ zerstörte erneut Marcel Köchls Bienenstöcke
Wildtier plünderte bereits vier Mal die Bienenstöcke von Marcel Köchl. Jägerschaft registriert heuer eine Rekordzahl an Vorfällen.

Kriminalisten würden diesen Dieb wohl als "Wiederholungstäter" bezeichnen und dem Geschädigten raten, seine Sicherheitsvorkehrungen zu überdenken. In diesem Fall ist die Sachlage aber diffiziler: jener Braunbär, der sich seit Monaten im Süden von Klagenfurt immer wieder in die Nähe von Menschen wagt, plünderte bereits vier Mal die Bienenstöcke von Hobbyimker Marcel Köchl. Obwohl man den Unhold nun relativ leicht aufspüren und mit einem Sender ausstatten könnte, sieht das Land von einer solchen Maßnahme ab.

Einmal mehr stand Köchl nun vor seinen zwölf mobilen Bienenstöcken, die er auf einem Anwesen in Niederdörfl im Rosental (Klagenfurt Land) aufgestellt hat. Und einmal mehr musste er die Spuren der Verwüstung beseitigen, die der Bär hinterlassen hat. Im Juni, am 15. September, am 22. September und am Sonntag – die Attacken sind kein Jägerlatein, sondern durch Aufzeichnungen der zuständigen Polizeiinspektion Ferlach belegt.

Bewohntes Gebiet

"Ich verstehe nicht, warum der Bär keine Scheu vor Menschen zeigt. Nur 100 Meter von den Stöcken entfernt wohnt ein Bekannter; dieser war immer zu Hause, als der Bär zuschlug. Er kommt immer wieder", erzählt der 17-jährige KFZ-Mechaniker-Lehrling. 2700 Euro würden die bisherigen Schäden ausmachen.Die Kärntner Jägerschaft, über die die Vergütung abgewickelt wird, verzeichnet heuer einen gewaltigen Anstieg bei Bienenstock-Plünderungen durch Braunbären und der im Rosental umtriebige "Sattnitzbär" gilt als "Haupttäter".

70 Fälle aktenkundig

"2014 war das bisherige Rekordjahr mit 42 zerstörten Bienenstöcken in Kärnten. Heuer liegen wir bereits bei 70 Fällen. Die Schadenssumme beträgt 19.250 Euro", sagt Freydis Burgstaller-Gradenegger von der Kärntner Jägerschaft. Die Tierrisse der Bären – 2017 waren es bisher neun Schafe und ein Kalb – würden hingegen dem langjährigen Durchschnitt entsprechen.

Burgstaller-Gradenegger rät Köchl zur Installation eines Elektrozaunes. "Wer ersetzt mir die Kosten? Außerdem hat dieser Bär offenbar ein dickes Fell, ein Elektrozaun nützt also überhaupt nichts. Und einen gewöhnlichen Zaun würde er leicht umstoßen. Das Tier hat großen Hunger, also muss es auch groß sein. Ich überlege, die Imkerei aufzugeben", entgegnet Köchl.

"Bär benötigt Energie"

Laut Landeswildbiologe Bernhard Gutleb ist es nicht ungewöhnlich, dass der Bär immer wieder zum Tatort zurückkehrt. "Er benötigt jetzt Energie für den Winter und weiß, dass am fraglichen Ort relativ einfach etwas zu holen ist", erklärt er.

Somit wäre das Tier allerdings auch relativ einfach aufzuspüren. Immerhin wollte die Umweltabteilung den "Problembären" bereits im Juli mit einem Sender ausstatten. "Ja, wir hätten jetzt eine gewisse Chance, ihn zu erwischen, aber die Kosten-Nutzen-Relation steht nicht dafür", winkt Gutleb ab. Bis die erforderlichen Bewilligungen zur Besendung eingeholt wären, würde der Bär bereits seinen Winterschlaf genießen.

Großes Risiko

Gutleb gibt weiters zu bedenken: "Ich habe bereits einige Bären gefangen und weiß, dass die Risiken für das Fangteam und auch für das Tier groß sind. Bis beispielsweise eine Betäubung wirkt, rennt ein Bär fünf Minuten lang mit 50 km/h durch den Wald und kann sich oder andere leicht verletzen. Das steht nicht dafür, denn dieser Bär sucht nur Naschereien und findet sie in Form von Honig."

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