Dem Westen gehen die Tierärzte aus

Akutfälle gehen in der Tierarztpraxis vor, am Besten mit Termin.
Tirol will Mangel mit eigener Uni-Ausbildung für Veterinärmediziner gegensteuern

In den 1970er- und 80er-Jahren zeichnete die TV-Serie „Der Doktor und das liebe Vieh“ ein romantisiertes Bild vom Land-Tierarzt. Das kann mit der Realität inzwischen ebenso wenig mithalten, wie der Alltag des ORF-„Bergdoktors“ mit jenem der Hausärzte am Land, die immer schwerer zu finden sind. Mit Nachwuchssorgen kämpft nun auch unter ähnlichen Vorzeichen wie bei den Allgemeinmedizinern der Berufsstand der Veterinärmediziner.

Denn bei ihnen steht ebenfalls die Pensionierungswelle der „Babyboomer“-Generation an. Eine weitere Parallele: Speziell am Land ist die Nachbesetzung von Stellen schwierig. „Wir haben einen eklatanten Mangel, was Tierärzte betrifft“, sagte Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) am Dienstag bei einer Pressekonferenz nach der Regierungssitzung.

Start in zwei Jahren

Dort wurden die Weichen für eine eigene veterinärmedizinische Universitätsausbildung in Tirol gestellt. Eine Machbarkeitsstudie um 185.000 Euro soll der erste Schritt sein. Die weiteren scheinen so gut wie fix. Geht es nach Tirols Wissenschaftslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) startet der erste Lehrgang unter dem Dach der Landes-Uni Umit im besten Fall bereits 2021, wie er sagt.

Damit würde der Veterinärmedizinischen Universität (Vetmeduni) Wien – der ältesten im deutschsprachigen Raum und der einzigen in Österreich – Konkurrenz erwachsen. Platter rechnet damit, dass dort nun „der Blutdruck höher wird. Wir gehen jetzt in die Richtung, eine eigene Ausbildung für Tierärzte zu schaffen“.

Tirol kämpfe mit derselben Problematik wie Vorarlberg, Salzburg und Südtirol, sagt Agrar-Landesrat Josef Geisler (ÖVP). 80 Prozent der Studenten an der Vetmeduni in Wien seien weiblich. „Sie entscheiden sich aber selten für Großtiere und die Peripherie, sondern eher für Kleintiere und den urbanen Raum“, sagt Geisler, der aus bäuerlicher Sicht darauf hinweist, dass „die Tiergesundheit eng mit der Lebensmittelsicherheit eng verbunden ist“.

40 Tierärzte in Pension

Der Mangel an Tierärzten ist aber nicht nur für die Nutztierhaltung ein Problem. „Das betrifft sowohl die Großtier-, als auch die Kleintierversorgung“, erklärte Tierarzt Peter Schweiger bei dem Medientermin. Bis 2027 gehen laut Landesveterinärdirektor Josef Kössler in Tirol 40 Tierärzte (von 246 in 113 Praxen) in Pension. Derzeit sei aber nur mit etwa 20 Nachbesetzungen zu rechnen.

Petra Winter, Rektorin der Vetmeduni Wien, blieb in einer Stellungnahme zu den Tiroler Plänen auf

KURIER-Anfrage vage. Ihre Universität habe „die Sicherung der veterinärmedizinischen Versorgung in ganz Österreich in ihrem Entwicklungsplan 2025“ als strategisches Ziel formuliert.

Bei der künftigen Ausrichtung der Vetmeduni würden demnach „regionalspezifischen Herausforderungen“ berücksichtigt, verspricht Winter. Und zwar auf Basis einer beim Institut für höhere Studien (IHS) in Auftrag gegeben Studie zur tierärztlichen Versorgung in Österreich.

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