Dem Solar-Leuchtturm der Tiroler Koalition fehlt noch das Fundament
Tirol ist österreichweit Schlusslicht beim Bau von Photovoltaik-Anlagen. Gleichzeitig ist das Bundesland im Spitzenfeld beim Bodenverbrauch. Dass die neue schwarz-rote Landesregierung eine Solar-Offensive starten will, ist also Gebot der Stunde. Dass dabei nicht noch mehr Boden versiegelt werden soll, ist nachvollziehbar.
Für diese Legislaturperiode haben sich ÖVP und SPÖ zum Ziel gesetzt, fünf Millionen Quadratmeter an PV-Fläche zu schaffen - auf Dächern, aber vor allem auch auf Großparkplätzen. Von dieser Möglichkeit hatte der nunmehrige VP-Landeshauptmann Anton Mattle bereits im Wahlkampf geschwärmt.
Man brauche "keine Solarparks auf der grünen Wiese", versicherte Energie-Landesrat Josef Geisler (ÖVP) im Oktober und legte eine Potenzialstudie vor. Laut der gibt es in Tirol ehr als 3.400 größere Parkplätze mit einer Gesamtfläche von 5,6 Millionen Quadratmetern.
Überdacht man die geeigneten Flächen mit PV-Modulen, könnten 283 Gigawattstunden (GWh) Sonnenstrom pro Jahr produziert werden, so Geisler, der die Devise ausgab: "Jeder Großparkplatz muss ein Kraftwerk werden."
Die Krux daran: Um Parkplätze mit PV-Anlagen zu überdachen, müssen die in der Regel privaten Besitzer dafür gewonnen werden - also etwa Supermarkt-Ketten. Wie die zum Ausbau bewegt sein soll, dazu blieb die Koalition nach ihrem Antritt zunächst vage. Im ersten Interview mit dem KURIER erklärte Landeshauptmann Mattle dann auf Nachfrage:
"Wenn wir darüber reden, dass wir Großparkplätze mit Fotovoltaik-Anlagen ausstatten wollen, so ist die Idee da, dass man beim Bau dieser Aufständerungen für die Paneele mitunterstützt. Es soll definitiv ein Anreizsystem werden."
Aber was sagen Unternehmen, die über infrage kommende Flächen verfügen? Beim Spar-Konzern steht man dem Anliegen eher skeptisch gegenüber. "Wir beschäftigen uns gerade stark mit dem Thema, selbst Energie herzustellen. Aber derzeit eher auf Dächern, als auf Parkplätzen", sagt Unternehmensspecherin Nicole Berkmann.
Denn einerseits würde sich durch aufgeständerte PV-Anlagen die Parkfläche reduzieren. Und zudem "ist die Frage, ob das schön ist". Man habe ja auch architektonisch ansprechende Märkte. Und außerdem gehe man derzeit stark dazu über, Märkte mit Wohnraum zu überbauen. Von diesem würde man dann auf eine schwarze Fläche blicken.
150 Geschäfte betreibt Spar in Tirol. Österreichweit haben etwa gleich viele Märkte bereits eine Solaranlage am Dach.
Potenzielle Flächen werden bereits geprüft
Bei der Tiroler Supermarkt-Kette Mpreis, die über 300 Märkte in Österreich - den Großteil davon in Tirol - betreibt, hat man bereits 2011 eine Photovoltaik-Offensive gestartet. Auch hier liegt der Schwerpunkt auf den Dachflächen der Geschäfte. Die Parkplätze ebenfalls zu überbauen, kann sich das Unternehmen aber gut vorstellen.
"Dieses Thema ist bei Mpreis seit Jahren in den Köpfen und auch schon geprüft worden", heißt es auf Anfrage. "Bis dato standen die Aufwände und die energetischen Erlösen in keinem Verhältnis." Derzeit sei man aber dabei, geeignete Parkflächen zu eruieren und zu bewerten.
Forderungen an die Politik
An die Politik hat das Lebensmittelunternehmen aber klare Forderungen: "Die Landesregierung müsste für solche Bauwerke ein deutlich vereinfachtes Genehmigungsverfahren ermöglichen, um die behördlichen Aufwände gering und überschaubar zu halten. Des Weiteren wird seitens Mpreis mit einer Förderung solcher Investitionen gerechnet."
Was die Umsetzung betrifft, sieht die Supermarkt-Kette zwar durchaus einige Punkte problematisch - so wird etwa mit erhöhten Wartungs- und Instandhaltungskosten gerechnet. Aber man stehe "dem Überdachen von Parkplätzen mit PV-Modulen positiv gegenüber".
Und sieht etwa folgende Vorteile: Schattige Stellplätze im Sommer, überdachte Stellplätze bei Regen, die Energiegewinnung oder weniger Schneeräumung im Winter.
Wie das von VP-Landeshauptmann Anton Mattle angekündigte "Anreizsystem" ausschauen soll, ist vorerst noch weiter offen. Aber bei einer Klausur seiner Koalition Mitte Jänner werde das Theme Energie eine große Rolle spielen, heißt es auf Anfrage. Erste Details zur Solar-Offensive auf Parkplätzen könnten dann präsentiert werden.
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